FALCON - Falcon
Mehr über Falcon
- Genre:
- Epic Metal
- Downer
- Castle Peak
- On The Slab
- The Crying Of Lot 246
- Thrownback
- Redman
- High Speed Love
- Route 666
- Shelob`s Lair
- Half Past Human
Vorneweg: "Falcon" ist meiner Meinung nach eine ziemlich hervorragende Scheibe, die natürlich nicht das Schaffen von CIRITH UNGOL in den Schatten stellt. Wie sollte sie auch? Aber nach Lage der Dinge scheint es "as close as you can get" zu sein. Die Platte ist in punkto Songwriting in zwei Hälften geteilt. Die ersten fünf Songs stammen aus der Feder von Perry Grayson (ISEN TORR, ehem. DESTINY'S END), dann kommt eine Coverversion von BANGs 'Redman', und die letzten vier Stücke stammen von CIRITH UNGOL-Gründungsmitglied Greg Lindstrom.
Bei Perrys Stücken handelt es sich um höllisch groovenden Heavy Rock mit massiven 60s und 70s vibes, einer gewissen psychedelischen Note und mit doomigem Touch, der mich durchaus des Öfteren an alte BLACK SABBATH und WITCHFINDER GENERAL erinnert. Der Opener 'Downer' entwickelt dabei gleich zu Beginn einen mörderischen Drive, während 'Castle Peak' mit seiner zähflüssigen Art und den lässigen Slideguitar-Parts etwas länger braucht, um zu zünden. 'On The Slab' nimmt eine Sonderstellung auf dem Album ein, da hier der gute Bobby Liebling von PENTAGRAM den extrem schrägen Gesang übernommen hat. 'The Crying of Lot 246' ist Perrys epischste Komposition auf dieser Scheibe und besticht mit etlichen genialen Leadgitarrenpassagen und sehr einfühlsamen Vocals. 'Throwback' ist wohl so was wie Perrys Hommage an die Helden des klassischen Doom, wie SAINT VITUS und PENTAGRAM. Das Ganze hat natürlich auch etliche Stoner-Rock-Vibes, wobei ich das absolut positiv meine ... Wer den Begriff nicht mag, soll's halt klassischen, doomigen 70s Rock nennen. Das BANG-Cover ist auch ziemlich genial geworden - klingt wie ein Song von den ersten beiden BLACK SABBATH-Alben.
Auf Gregs Hälfte nehmen die CIRITH UNGOL-Vibes natürlich deutlich zu. Damit beziehe ich mich aber weniger auf das metallischere Spätwerk, sondern in erster Linie auf "Frost And Fire" und die CU-Demos aus den 70ern. Wenn Greg kompositorisch am Werkeln ist, dann klingt es eben nach alten CIRITH UNGOL - und das ist mehr als nur gut so. Die Marschrichtung der zweiten Hälfte macht bereits der easy vor sich hin rockende Titel 'High Speed Love' klar (Gregs Tribut an die Formel 1 - er und CU-Drummer Rob Garven sind riesige Ferrari-Freaks). Die Leadgitarren sind hier, wie auch besonders auf dem sehr gelungenen 'Route 666', sehr stark an CIRITH UNGOL angelehnt. Denkt man sich Tim Bakers Vocals dazu, dann könnten Tracks wie das megageniale 'Shelob's Lair' und der überepische Rausschmeißer 'Half Past Human' ohne Probleme auf einem UNGOL-Album stehen. Der gelegentlich von manchen geäußerte Kritikpunkt - Perrys Gesang - fällt für mich überhaupt nicht negativ ins Gewicht. Wer erwartet hat, ein zweiter Mensch könne wie Tim Baker singen, ist eh ein Träumer, und ansonsten ist Perrys Stimme nicht irgendwie besonders herausragend, aber stets angenehm und passend. Auf den Lindstrom-Kompositionen klingt er aufgrund der Betonung und des Versmaßes dann doch irgendwie nach Tim Baker ... Na ja, nicht so extrem, nicht so schrill, nicht so einzigartig, aber wenn man die Stücke ein paar Mal angehört hat, laufen sie einem doch runter wie neues Material aus dem Hause CIRITH UNGOL, und der etwas andere Gesang stört überhaupt nicht. Für mein Verständnis ist auch der Sound wirklich erstklassig, fette Produktion.
Fazit: Wenn man eine 1:1-Fortsetzung von CIRITH UNGOL erwartet und die Scheibe oberflächlich betrachtet oder sie gar an den vier besten Alben der Metalgeschichte misst, wird man wohl nicht umhin können, enttäuscht zu sein. Umso mehr, wenn man erwartet hat, dass die Band mit einem Tim-Baker-Soundalike aufwarten würde. Wer jedoch sowieso auf Doom, 70s Heavy Rock, "Stoner Metal" und Psychedelic Rock steht, kommt voll auf seine Kosten, und wenn er dazu noch CIRITH UNGOL verehrt, werden ihm die vielen wunderschönen Reminiszenzen an DIE Band schlechthin den einen oder anderen wohligen Schauer über den Rücken laufen lassen oder gar für 'ne kleine Träne im Knopfloch sorgen. Wenn ich jedenfalls 'Shelob's Lair' und 'Half Past Human' höre, die Augen schließe und mich voll mit der Musik treiben lasse, dann sind Cirith Ungol für mich auferstanden.
Ich freue mich riesig auf den Auftritt beim "Doom Shall Rise"-Festival, und kann nur jedem empfehlen, sich die Scheibe zu holen und eines der Konzerte zu besuchen, die FALCON im April in Deutschland und den Niederlanden geben werden.
Anspieltipps: Downer, On The Slab, Route 666, Shelob's Lair, Half Past Human
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle