FARMER BOYS - The Other Side
Mehr über Farmer Boys
- Genre:
- Rock/Metal
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 26.01.2004
- For The World To Sing
- Like Jesus Wept
- Once And For All
- Where The Sun Never Shines
- Intro
- In My Darkest Hour
- Stay Like This Forever
- The Other Side
- What A Feeling Like
- Trail Of Tears
- Home Is Where The Stars Are
- Get Crucified
Eines gleich vorweg: Meine Besprechung der aktuellen FARMER BOYS-Scheibe wird einige Superlative enthalten, weil "The Other Side" eine Scheibe ist, die sich ausnahmslos aus Superlativen zusammensetzt. Das beginnt bei den einzelnen Musikern, die eine hervorragende Leistung abliefern und ununterbrochen auf überhohem internationalem Niveau operieren. Zudem die Songs, die detailverliebt und bis ins i-Tüpfelchen ausarrangiert sind. Man hört zu jeder Sekunde die Arbeit heraus, die in diesem Output steckt. Man kann den Schweiss förmlich riechen und das Herzblut rinnen hören. Sämtliche Arrangements auf "The Other Side" sind groß, seien es die des Gesangs, der Gitarre, des Basses oder der Drums. Alles rockt episch im Breitwandformat und empfiehlt sich, als eine der besten deutschen Rockveröffentlichungen in die Annalen einzugehen.
Ich weiß, ich weiß. Etwas verfrüht vielleicht, so etwas über eine CD zu sagen, die grad mal ein paar Monate auf dem Buckel hat.
Die FARMER BOYS vereinen in ihrem Klanggebäude den klassischen harten Rock und die moshpitkompatiblen Metalattacken, während die Epik in der Küche den heißen Soundbrei anrührt und von der dramatischen Theatralik höchstpersönlich der Haushalt geschmissen wird. Crossover wäre also die passende Beschreibung. Ich bleibe jedoch lieber bei dem Begriff Hard Rock. Das ist der kleinste gemeinsame Nenner. Hinzu kommen die Attribute majestätisch, mächtig und monumental. Noch Fragen?
Hoffentlich kann das neue Label der FARMER BOYS, Nuclear Blast, die Jungs dahin befördern, wo sie eigentlich hingehören. An die Spitze des internationalen Rockmarktes.
'For The World To Sing' ist ein Einstand nach Maß, vermischt er doch gekonnt Riffwände von der Größe der chinesischen Mauer mit pumpenden Sechzehntelbässen und Melodien, die selbst Steine zum Leben erwecken können. Die Dynamik und die Harmoniefolgen sind so flüssig, dass man vom warmen Strom der musikalischen Energie mitgerissen wird. In einer Medienlandschaft, in der Bands wie RAMMSTEIN (mag ich auch sehr) und IN EXTREMO so groß geworden sind und derart gehypet werden, ist es mir persönlich unverständlich, dass sich die FARMER BOYS mit Liedern vom Schlag 'For The World To Sing' nicht unauslöschbar in den Hemisphären der Hörerschaft einbrennen kann. Bei mir brennt es schon lange.
'Like Jesus Wept' ist eine Hymne, die andere Bands höchstens einmal im Leben auf die Kette bekommen. Die Stuttgarter landen fast mit jedem Lied einen solchen Treffer. Ohrwurmmelodien, beeindruckende mehrstimmige Gesänge und eine Instrumentierung, die nicht mehr besser harmonieren könnte. Knaller hoch zehn!
Mit 'Once And For All' schleicht sich ein leichter Nu-Metal-Touch mit ein und die FARMER BOYS nehmen ein wenig Fahrt auf. Straight gibt es im gehobenen Tempo voll eins vors Fressbrett, ohne wieder die Göttlichkeit eines typisch hymnischen FARMER BOYS-Refrains außer Acht zu lassen.
'Where The Sun Never Shines' kann man eigentlich nicht in Worte fassen. Wenn der Begriff "epic" jemals etwas musikalisches eindeutig beschreiben konnte, dann dieses Lied. Episch zu jeder Millisekunde und dramatisch, bis die Tränendrüsen ihre Pforten öffnen, hinterlässt die Nummer Gänsehaut pur. Wer beim Zuhören keinen Kloß im Hals bekommt, hat ein Herz aus Stein.
Das sehr stimmige Instrumental 'Premonition' leitet eine der besten Balladen aller Zeiten ein. 'In My Darkest Hour' ist so traurig und melancholisch, dass es einem die Atemzufuhr kappt. Das anschließende 'Stay Like This Forever' hat einige poppige Einflüsse am Start und dürfte sich in den deutschen Tanztempeln prima zum Austicken eignen. Ein schön melodiöser Stampfer, der ordentlich fett die Rückseite kickt.
Der Titelsong bricht zunächst mit einem astreinen Thrashriff durchs Gebälk, um sich im nächsten Augenblick in einem Strom aus Harmonie melodisch aufzulösen. Diese wahnwitzig stimmige Mischung der Stile macht die FARMER BOYS so einzigartig.
'What A Feeling Like' groovt wie verrückt und ist mit einer hookline gesegnet, die alles andere als alltäglich hypereingängig ans Mittelohr hämmert. Der Refrain ist wieder einmal größer als groß und mächtiger als mächtig und macht unmissverständlich klar, wer das episch rockende Sagen auf dem deutschen Musikmarkt hat.
Auch bei 'Trail Of Tears' ändert sich hieran nichts. Götterchorus, göttliche hookline und der Hammergesang von Matthias Sayer, der für mich zu den besten seines Fachs zählt.
Das mit reichlich Soundspielereien versehene 'Home Is Where The Stars Are' ist ein herrlicher Groover, der auch einige weibliche backings zu verzeichnen hat. Die Axtriege killt mit zündenden Riffs und die Fundamentierer zementieren vehement ihr Beatgerüst. Geile Nummer!
Das abschließende 'Get Crucified' fällt dann doch meiner Meinung nach ein Stückchen ab, was nach so vielen potenziellen Brechern aber mehr als verzeihbar ist. Vor allem, weil dem Digipack noch drei Bonustracks beiliegen, die qualitativ wieder die höchsten Regionen bezwingen.
An dieser CD gibt es nullkommanix auszusetzen. Jeder der etwas mit neumodisch orientierter, intelligenter Rockmusik anfangen kann, sollte diese Platte zu Hause haben.
Jede Phrasierung sitzt, jedes Arrangement ist ausgereift, jede hookline genießt Götterstatus. Zu den Musikern selbst muss nicht mehr viel gesagt werden, sie sind sowieso eine Klasse für sich. Unterstützt deshalb diese geniale Band, sie hat es sich redlich verdient. Kaufempfehlung erteilt!
Anspieltipps: Alles!
- Redakteur:
- Alex Straka