FATES WARNING - Theories Of Flight
Auch im Soundcheck: Soundcheck 06/2016
Mehr über Fates Warning
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Inside Out (Sony)
- Release:
- 01.07.2016
- From The Rooftops
- Seven Stars
- SOS
- The Light And Shade Of Things
- White Flag
- Like Stars Our Eyes Have Seen
- The Ghosts Of Home
- Theories Of Flight
Nicht nur in der Theorie eine fantastische Flugstunde.
Das ging ja nun doch unerwartet fix. Nachdem man auf "Darkness In A Different Light" gute neun Jahre warten musste, so hat der Terminkalender bei Jim Matheos, Ray Alder, Joey Vera und Bobby Jarzombek dieses Mal besser harmoniert und nur knappe drei Jahre später liegt mit "Theories Of Flight" das neue FATES WARNING-Album vor.
Und es dauert nur wenige Sekunden des famosen Openers 'From The Rooftops' und man kann die deutlichste Veränderung erkennen. Der Sound auf "Theories Of Flight" ist deutlich wärmer und leichter, Bobby Jarzombeks Schlagzeugspiel weniger vordergründig. So wird aus dem Werk sofort eine echte Wohlfühloase, die sich relativ leicht in zwei Parts unterteilen läasst.
Da sind zum einen die kompakten, eingängigen Songs 'Seven Stars', 'SOS', 'White Flag' und 'Like Stars Our Eyes Have Seen'. Dabei ist 'White Flag' - veredelt von einem Frank-Aresti-Solo - wohl die härteste Nummer des Werks, während man eine lupenreine Ballade vergeblich sucht. 'Like Stars Our Eyes Have Seen' kommt dem noch am nächsten, aber schon der heftige Einstieg führt diese Einordnung ad absurdum. Ray Alder singt gewohnt gefühlvoll, liefert wunderbare Melodien und ist einfach wie immer überragend. Die Gitarrenarbeit von Jim Matheos ist zudem deutlich melodischer und lässt die Stakkato-Riffs, die es bei ARCH/MATHEOS und "Darkness In A Different Light" häufiger zu hören gibt, weitestgehend außen vor. Ich habe es ja bereits gesagt: Wohlfühloase.
Zum anderen sind da mit 'From The Rooftops', 'The Light And Shade Of Things' und 'The Ghosts Of Home' die drei längeren, progressiveren Nummern, die allesamt - um das vorweg zu nehmen - völlig überragend sind. Wenn 'From The Rooftops' nach zarten Beginn nach zwei Minuten umschlägt, weiß ich sofort, dass hier ein Hit entsteht. Rays Stimme steigert sich von zärtlich zu energisch, nur um relativ bald mit einem bärenstarken Refrain zu glänzen. Überhaupt ist die Dynamik hier völlig überragend. Von zart zu hart, von melodisch zu heavy, alles wirkt völlig natürlich und souverän. Ein super Song.
Getoppt wird diese Komposition nur vom zehnminütigen 'The Light And Shade Of Things'. Die Arrangements, der Spannungsaufbau, das Break nach etwa drei Minuten, das mitreißende Riff, die Energie und dann dieser Wahnsinnschorus. Ich könnte mich hier gerade überschlagen, aber es muss reichen, wenn ich sage, dass das der bislang beste Song des Jahres ist.
Der dritte im Bunde ist 'The Ghosts Of Home', welcher mit 10:31 Minuten auch der längste Song des Albums ist, dabei aber von einem einminütigen Radiosample eingeleitet wird. Auch hier kann ich gerne in Superlative verfallen, auch wenn diese insgesamt ein My weniger euphorisch ausfallen als bei den anderen beiden Prog-Giganten. Der Instrumentalteil, der Rays sanften Einstieg ablöst, erinnert mich dabei durchaus an Großtaten wie 'Monument', 'The 11th Hour' oder 'Nothing Left To Say' und fasziniert mit Matheos' Gitarrenspiel. Der Grund, warum die Geister ein kleines bisschen hinter den beiden Monstern ins Ziel einlaufen, ist schlicht, dass der Refrain sich in meinen Ohren nicht ganz so vehement einbrennt. Das ist aber wirklich Meckern auf olympischen Niveau hier. Wo 'From The Rooftops' und 'The Light And Shade Of Things' lupenreine 10-Punkte-Nummern sind, ist das hier eben eine fast-Zehn.
Bleibt zu guter letzt noch der Titelsong, der allerdings eher eine Soundcollage ist und noch einmal mit einigen Radiosamples arbeitet. Um vom Trip herunterzukommen, genau das richtige. Das fällt aber erst auf, wenn man mal nach 'The Ghosts Of Home' ausmacht. Das fühlt sich dann doch irgendwie unvollendet an.
Als Fazit bleibt zu sagen, dass FATES WARNING der eh schon imposanten Diskographie einen weiteren Höhepunkt hinzugefügt hat, der auch die Fans befriedigen sollte, die "Darkness In A Different Light" etwas zu kalt und steril fanden. Im Direktvergleich mit REDEMPTIONs "The Art Of Loss" geht es wohl unentschieden aus, womit Ray Alder derzeit die beiden bisher besten Alben des Jahres eingesungen hat. Gratulation dazu.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Peter Kubaschk