FISH - Fellini Days (The Remasters)
Mehr über Fish
- Genre:
- Rock
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Chocolate Frog Records
- Release:
- 01.04.2016
- 3D
- So Fellini
- Tiki 4
- Our Smile
- Long Cold Day
- Dancing In Fog
- Obligatory Ballad
- The Pilgrim's Address
- Clock Moves Sideways
- 3D (Demo)
- So Fellini (Demo)
- So Fellini (Demo)
- Aggro (Demo)
- Clock Moves Sideways (Demo)
- Tiki 4 (Demo)
- Tiki 4 (Demo)
- Long Cold Day (Demo)
- End Of The Line (Demo)
- Federico (Demo)
- The Pilgrim's Address (Demo)
- Our Smile (akustisch)
- Dancing In Fog (Remix)
- 3D
- So Fellini
- Long Cold Day
- The Pilgrim's Address
- Clock Moves Sideways
- Our Smile
- Tiki 4
- Clock Moves Sideways
- So Fellini
- The Pilgrim's Address
Umbruch und Unsicherheit im FISH-Camp. Man hört es.
Das neue Jahrtausend begann für den Schotten Derek Dick alias Fish mit Problemen, die er mehrfach nach neuen Alben als gelöst erhofft hatte - also vor allem solche finanzieller Art, doch auch im privaten Bereich forderte das Leben als Musiker, der häufig auf Tournee ist, seinen Tribut. So gesehen begann das neue Jahrtausend, wie das alte geendet hatte. Wer mehr Details erfahren möchte, sollte zu dieser Remastered-Edition von "Fellini Days" greifen, die den Lesern mit einem 48-seitigen Booklet mit Texten, tollen Fotos und einem langen Essay über das Album, die Musik und die Umstände aus der Feder des Musikers mitnimmt ins Innere des Künstlers, aber auch in das Herz des Werkes. Es bleibt vielleicht noch zu erwähnen, dass Fish damals mit einer Filmkarriere liebäugelte und von Filmen als Kunstform begeistert war, was sowohl den Albumtitel, als auch die verbindenden Samples von Textfragmenten erklärt, die das ganze Album durchziehen.
Der Opener '3D' zeigt FISH in ungewohnter Rolle, zurückhaltend, fast mit Sprechgesang, was dem Lied leider die Durchschlagskraft nimmt. Das wäre soweit nicht schlimm, würde das Stück sich mit einer normalen Liederlänge begnügen, doch mit über neun Minuten ist '3D' leider ein wenig aufregender Opener geworden. Glücklicherweise findet "Fellini Days" mit 'So Fellini' zu alter FISH-Form zurück. Das ist ein absoluter Bringer und ein Stück, das auf jedem Album des Künstlers eine gute Figur gemacht hätte.
An dieser Stelle muss man leider als FISH-Fan zugeben, dass sich mit 'Tiki 4' ein überfrachteter, wenig spannender Track eingeschlichen hat, der obendrein noch Begleitchöre aufweist, die eher stören als dem Song zu helfen. 'Our Smile' kann ebenfalls nicht zu alter Form aufschließen und ist gelinde gesagt recht langweilig. Ganz offensichtlich blieben auch die kompositorischen Fähigkeiten vom Durcheinander der Zeit nicht unbeeinflusst. Immerhin sagt Dick selbst, dass er erstaunt war, dass er überhaupt ein Album zustande gebracht hat während dieser Zeit. Und leider merkt man das mehrfach.
Positiver ist 'Long Cold Day', das kraftvoller klingt und tatsächlich ein sehr ordentliches Stück ist, welches natürlich auch durch den Kontrast zu den vorherigen Liedern gewinnt. Doch mit 'Dancing In Fog' kehrt Fish zu seinem auf diesem Album äußerst zurückhaltenden Gesang zurück, der leider viel von seiner ursprünglichen Power vermissen lässt. Trotz insgesamt ohne Zweifel guter Ausführung fehlt den Aufnahmen Leben, was besonders im Kontrast zu den Live-Aufnahmen der dritten CD auffällig wird. Doch dazu später mehr. 'Dancing In Fog' macht im Mittelteil durchaus einen dramatischen Eindruck, doch der langweilige Rhythmus und wieder viel zu viele Effekte, Instrumente und Samples lassen dem Lied keinerlei Raum zu atmen. 'Obligatory Ballad' ist danach leider ebenfalls kein Glanzstück und klingt, als ob FISH mit "Fellini Days" nichts als eine Pflichtaufgabe zu erledigen gehabt hätte.
Zum Schluss wird es wieder besser. Mit 'The Pilgrim's Address' findet Fish dann anfangs endlich den richtigen Rahmen für seinen zurückhaltenden Gesang, hier ist der relativ simple Beginn mit akustischer Gitarre passend, und danach gibt der Sänger mehr Kraft in seine Stimme als sonst auf "Fellini Days". Natürlich stören wieder die zahlreichen Samples, die meiner Ansicht nach dem Song keinen Mehrwert bieten, den FISH nicht lyrisch bereits ausgedrückt hätte. 'The Clock Moves Sideways' ist dann nochmal ein uneingeschränkt starkes Lied, emotional und mitreißend. Natürlich, die überbordende Opulenz ist auch hier vorhanden und keineswegs positiv, aber einen so tollen Song kann das nicht endgültig stören.
So muss "Fellini Days" leider am unteren Ende in der Qualitätsskala der FISH-Diskographie eingeordnet werden. Die Umstände waren sicher schwierig, was sich deutlich niedergeschlagen hat, und Fishs Idee, sein Album wie einen Film zu konzipieren, ist leider nur bedingt originell und hat sich nicht positiv auf das Werk ausgewirkt.
Die Remastered Edition bietet nun noch zwei Bonus-CDs. Die erste enthält Demo-Versionen, die naturgemäß roher klingen als die späteren Albumversionen und noch nicht die zahlreichen Samples enthalten. Allerdings sind manche der Stücke nur für echte FISH-Fans interessant, denn instrumentale Versionen von '3D' oder 'So Fellini', gleich zweimal als akustische und Volllband-Version, und einigen anderen Liedern des Albums sind zwar nicht schlecht, aber eben auch nicht so gut, wie sie hätten sein können, wäre auch die Gesangsspur enthalten. Genauso wie das Stück 'Aggro', das erst später in der Schaffenszeit Fishs Verwendung finden sollte. Dieses macht übrigens in der instrumentalen Version eine wirklich gute Figur! Weitere neue Lieder wie 'End Of The Line' und 'Federico' zeugen von den Writing-Sessions und von Passagen, die für das Album nicht genutzt wurden. Insgesamt eine CD, die als Hintergrundmusik tatsächlich gut funktioniert, so in der Art eines Filmsoundtracks, ein Vergleich, der FISH sicher gut gefallen würde, aber ohne den Gesang des Frontmannes natürlich nur teilweise befriedigt. Hier steht FISH drauf, aber Fish fehlt. Für echte Fans eben. Die Version von 'Our Smile' und der Dance-Remix von 'Dancing In Fog' vermögen dann aber sogar weniger zu überzeugen, trotz des vorhandenen Gesangs.
Die dritte CD ist dann für mich die stärkste der drei Tonträger. Die Live-Versionen der Lieder des "Fellini Days"-Studioalbums gewinnen allesamt dadurch, dass Fish live kraftvoller singt und die Effekte zurückgefahren sind. Plötzlich ist '3D' eine starke Nummer, die ohnehin guten 'Fellini Days' und 'The Clock Moves Sideways' werden echte Kracher, 'Long Cold Day' und 'The Pilgrim's Address' steigen eine Klasse auf. Sogar 'Our Smile' gewinnt durch den veränderten Gesang, wird aber wohl in keiner Version jemals zu meinen Lieblingen gehören. Außerdem ist 'Tiki 4' auch in einer Liveversion einfach keiner der echten FISH-Kracher. Dass das Stück seit 2004 in keiner Setliste der Band mehr auftauchte, ist sicher kein Verlust. Trotzdem: Dieser Tonträger ist stark, zumal einige der Versionen ausschließlich auf einer Fanclub-CD und einer DVD verfügbar gewesen waren.
Die "Remastered"-Serie ist nur über den Künstler und seinen eigenen Webshop zu beziehen. Dabei empfiehlt es sich, eine Sammelbestellung aufzugeben, um Porto zu sparen. Das ist aber nicht schwierig, da es mittlerweile ein halbes Dutzend dieser Box-Sets gibt, die alle empfehlenswert sind. Gerade läuft übrigens eine besondere Promotion, bei der es bei Bestellung von zwei Box-Sets ein kostenloses T-Shirt dazugibt. Und noch ein Hinweis für Besitzer der Originalausgabe von "Fellini Days": Das eigentliche Album würde von mir einen Punkt weniger erhalten als das hier besprochene Box-Set. Das liegt hauptsächlich am Booklet und dem informativen Text. Die Tatsache, dass die Demos eine relativ homogene Instrumental-CD und die Live-Aufnahmen den Stücken mehr Bumms geben, zählt hier aber auch mit hinein. Ich glaube, wer das Album mag, kann über einen Neuerwerb nachdenken. Von allen Remasters ist das hier allerdings das am wenigsten zwingende. Aber eine Lücke in der Sammlung - und in der niedergeschriebenen FISH-Historie - ist ja wohl auch keine Option, oder?
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Frank Jaeger