FISH - Sunsets On Empire (The Remasters)
Mehr über Fish
- Genre:
- Rock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Chocolate Frog Records
- Release:
- 01.04.2016
- The Perception Of Johnny Punter
- Goldfish & Clowns
- Change Of Heart
- What Colour Is God?
- Tara
- Jungle Ride
- Worm In A Bottle
- Brother 52
- Sunsets On Empire
- Say It With Flowers
- Goldfish & Clowns (Demo mit Steven Wilson)
- Sunsets On Empire (Demo mit Steven Wilson)
- What Colour Is God? (Demo mit Steven Wilson)
- Do Not Walk Outside This Area (Demo mit Steven Wilson)
- The Perception Of Johnny Punter (Demo mit Steven Wilson)
- Say It With Flowers (Demo mit Steven Wilson)
- The Perception Of Johnny Punter
- Do Not Walk Outside This Area (Japan Bonustrack)
- Tara (Radio Edit)
- Goldfish & Clowns (Radio Edit)
- What Colour Is God? (Remix)
- Change Of Heart (Live)
- Tara (Live)
- Worm In A Bottle (Live)
- Goldfish & Clowns (Live)
- Jungle Ride (Live)
- The Perception Of Johnny Punter (Live)
- What Colour Is God? (Live)
- Brother 52 (Live)
- Sunsets On Empire (Live)
Eine Kurskorrektur zu neuer Frische.
Ein neues Album muss her. Das war Anfang 1996 und Fish alias Derek Dick befand sich in der Situation, seinen beiden Compilations "Yin" und "Yang" ein neues Studiowerk folgen lassen zu müssen, hauptsächlich auch aus finanziellen Gründen. Zwei Jahre nach dem letzten Album mit neuen Stücken suchte er nach einer neuen künstlerischen Ausrichtung und kollaborierte mit Steven Wilson, dem Mastermind hinter PORCUPINE TREE und BLACKFIELD, auf sechs Liedern, was "Sunsets On Empire" einen völlig anderen Klang gibt als dem Vorgänger "Suits". Hier gibt es Fish-Prog, Breitwandsounds, Wilson-Elektro-Effekte und zugleich sowohl zerbrechliche Rockballaden als auch eher brachiale Parts zweier ungewöhnlich wandlungsfähiger Komponisten, die eine interessante Spannung durch das Album ziehen.
Der Opener 'The Perception Of Johnny Punter' ist gleich ein Highlight zwischen Progressive Rock und Hard Rock im Geiste der anderen, großen und langen Openingtracks wie 'Vigil' oder 'Shadowplay'. Hier dominiert Fish und vermag das Album sofort in eine Linie mit den Vorgängern zu stellen, während im folgenden Goldfish And Clowns beide Songwriter hörbar kollaborierten. Der als zweite, nie realisierte Single vorgesehene Song hat ein tolles Gitarrensolo und ist eine Berg- und Talfahrt der Gefühle zwischen jaulender Elektrischer und ruhiger akustischer Gitarre mit monotonen Pianotönen sicherlich Wilson'scher Herkunft. Die Zusammenarbeit der beiden Musiker hat sich an dieser Stelle bereits ausgezahlt.
Aber nicht alle Stücke wurden mit Wilson komponiert. 'Change Of Heart' zeigt Robin Boult, den Gitarristen der Band FISH, als Partner für Mr. Dick. Das verhältnismäßig kurze Lied zeigt die poppigere Seite Fishs und vermag die Spannung der ersten Stücke nicht aufrecht zu erhalten, auch wenn es alles andere als schwach ausfällt. Dagegen ist 'What Colour Is God' wiederum ein echter Volltreffer. Spannend und bedrohlich im Perkussion-Intro, entwickelt sich auch dieses Lied zu einem Toptrack des Schaffens des Schotten, in dem man wiederum Wilsons Einflüsse deutlich hört. Die Ballade 'Tara', dem Namen von Fishs Tochter, ist emotional und schön, aber auch sehr seicht und nutzt sich schneller ab als der Rest des Materials, sodass ich das Stück gelegentlich sogar überspringe. Aber das begann erst nach einigen Dutzend Durchläufen, und jedes Lied, dass so lange Platz in meinem Ohr findet, ist ein Hit.
Das Duo 'Jungle Ride' und 'Worm In A Bottle' stammt wieder aus den Federn des Sängers und Robin Boults. Beide sind nicht schlecht, aber es ist ein unüberhörbarer Fakt, dass die Lieder, die in Zusammenarbeit mit Steven Wilson entstanden sind, doch spannender und anspruchsvoller klingen als die Boult-Kollaborationen. Dass dies nicht immer in reine Prog-Hymnen münden muss, beweist das poppige 'Brother 52', das als Single ausgekoppelt wurde. Was es mit dem merkwürdigen Titel und den Aufnahmen eines Telefongespräches auf sich hat, wird im Booklet des 3-CD-Sets der Remastered-Serie erklärt. Der tanzbare Rhythmus ist sicherlich ungewöhnlich für Fish, und die Violine gibt dem Ganzen nochmal eine ganz andere Richtung. Toll.
Zum Abschluss kommen noch zwei weitere Dick- und Wilson-Stücke. Der Titelsong ist ein langsamer Progressive-Blues-Track, der sich deutlich von den anderen Liedern unterscheidet und noch unterstreicht, welche fruchtbare Kombination die Arbeit der beiden Komponisten war. Für 'Say It With Flowers' wurde auf die Fähigkeiten von Tim Bowness zurückgegriffen. Das Stück klingt nach BLACKFIELD und beendet das Album mit einer ruhigen Note.
"Sunsets On Empires" ist ein Album zwischen Experiment und Melancholie, mit Progspritzern und Pop-Topping, das sich in die Diskographie des Ex-MARILLION-Sängers gut einfügt. Zwar bleiben die beiden ersten Alben unerreicht, aber das Niveau des Vorgängers "Suits" kann es problemlos halten, wird im Laufe der Jahre sogar besser als selbiges. Für Fans leicht progressiver Rockmusik ist "Sunsets On Empires" absolut empfehlenswert.
Damit endet die Besprechung des Albums, so wie es 1997 erschienen ist. Mittlerweile ist aber eine neue Ausgabe erschienen, die "Sunsets On Empires" noch viel heller strahlen lässt. Die Neuausgabe aus der "Remastered"-Serie von Chocolate Frog Records, Fishs eigenem Label, ist die ultimative Version mit 48-seitigem Booklet und insgesamt drei CDs. Die erste ist das eigentliche Album in der von Calum Malcolm neu abgemischten Ausgabe. Betrachten wir doch jetzt einmal den Mehrwert der erweiterten Variante.
Die zweite CD des Box-Sets ist etwas für Fans Derek Dicks und Steven Wilsons, denn sie enthält die sechs Lieder, die die beiden Barden zusammen komponiert haben, in ihrer jeweils ursprünglichen Demoversion. Dabei stellt man fest, dass die Aufnahmen bereits großartig klingen. Der größte Unterschied ist der Gesang, der noch rau und ohne Feinschliff klingt, was den Stücken einen wilderen Charakter gibt. Interessanterweise fehlt dabei 'Brother 52', das wohl in dieser Session nicht mit aufgenommen worden ist, dafür ist der Japan-Bonustrack 'Do Not Walk Outside This Area' enthalten, der auch in der Studioversion folgt. Radioversionen der Single 'Brother 52' und des nicht mehr als Single ausgekoppelten 'Goldfishs And Clowns', die US-Version von 'The Perception Of Johnny Punter' mit nur einem geringfügig geänderten Introtext sowie ein Remix von 'What Colour Is God' ist dann aber doch eher etwas für FISH-Komplettisten.
Als dritte CD gibt es dann noch Live-Aufnahmen neun der zehn Stücke von "Sunsets On Empire" von verschiedenen Auftritten, die zwar alle nicht unveröffentlicht, aber zum großen Teil nicht mehr erhältlich sind, da die Fanclub-CD "Fish@Haddington Corn Exchange 1998" und "Sunsets On Empire Live In Poland 97" vergriffen sind.
Ein großes Plus ist natürlich das umfangreiche Booklet mit einem langen Essay des Künstlers über Hintergründe des Albums und Vor- beziehungsweise Nachgeschichte sowie ausführlichen und ehrlichen Liner-Notes zu allen Liedern, die dem Hörer ein tieferes Verständnis für den Künstler und seine Kunst vermitteln und das Album tatsächlich einer Verjüngungskur unterziehen. Wenn ich also das Album selbst in jeder Form Rockfans ans Herz legen möchte, so setzt die 3-CD-Edition dem Ganzen noch einen drauf und ich würde zu meiner Note noch einen Punkt addieren, nicht aus musikalischer Sicht, sondern weil das Box-Set einfach eine großartige Erfahrung ist und obendrein herrlich aufgemacht ist.
Unterstützt einen unabhängigen Künstler und legt euch dieses Set zu! Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand den Kauf bereuen wird. Das Album ist im FISH-Webshop erhältlich. Um Versandkosten zu sparen, ist es empfehlenswert, gleich mehrere Alben zu bestellen.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Frank Jaeger