FLESIA - Essenz I/II
Mehr über Flesia
- Genre:
- (Post) Black Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- FDA Records
- Release:
- 24.02.2023
- Vernichten
- Vereinsamen I
- Verleugnen
- Vereinsamen II
- Verschwenden
Vom Bass getriebener Black Metal mit Potential.
Die 2020 in Leipzig gegründete Band FLESIA könnte man leicht für einen weiteren Newcomer im aktuell sowieso schon heillos überlaufenen Black-Metal-Sektor halten, doch ganz so einfach ist die Sache nicht. Das Trio, dessen echte Namen hinter Pseudonymen verborgen sind, besteht nämlich nur aus Schlagzeug, Bass und Gesang und verzichtet gänzlich auf die Unterstützung von Sechsaitern. Das mag auf den ersten Blick komisch klingen, doch spätestens seit den Alternative-Rockern ROYAL BLOOD wissen wir, dass man auch mit dem Bass problemlos eine komplette Band tragen kann, und so bin ich doch recht gespannt, wie die Sachsen dieses Konzept auf ihrer EP "Essenz I/II" in den Black-Metal-Kontext transportieren.
Ganz so neu ist die EP allerdings nicht, erweitert sie doch eigentlich nur die EP "Essenz I" aus dem Jahr 2021 (zuvor hatten die Jungs zum Einstand das Debüt "Trost" veröffentlicht) um zwei weitere Tracks. Namentlich sind dies die beiden frischen Nummern 'Vereinsamen I' und 'Vereinsamen II', die zwischen den bereits bekannten Tracks eingestreut werden. Fangen wir aber erst einmal vorne an, wo 'Vernichten' die Platte mit wütender Raserei und extrem oldschooligem Schwarzmetall eröffnet. Musikalisch klingt das Ganze damit eher recht vorhersehbar und bekannt, worin aber auch schon die Überraschung liegt, denn das Fehlen einer Gitarre fällt nicht wirklich auf. Ja, generell klingt alles etwas tiefer als gewohnt, doch offensichtlich lassen sich auch Melodien und Riffs vorzüglich auf dem Bass schrammeln. So fehlen zum ganz typischen Black-Metal-Sound eigentlich nur die breiten verzerrten Akkorde, die eben auf einem Tieftöner so nicht problemlos umgesetzt werden können.
'Vereinsamen I' legt danach mit wildem Blastbeat nach und offenbart erstmalig auch, dass der federführende Bass ein großer Pluspunkt sein kann. So klingt nämlich der ruhigere Breakdown im hinteren Teil des Tracks gerade durch die ungewohnte Textur des verzerrten Tieftöners sehr intensiv und spannend. Ein schöner Ausreißer zwischen den anonsten eher bekannten Trademarks. Generell sind es übrigens die beiden frischen Kompositionen, die für mich etwas überzeugender und fesselnder aus den Boxen dröhnen, denn auch 'Vereinsamen II' geht für mich als weiterer Höhepunkt einer insgesamt starken Platte durch, die schlussendlich von 'Verschwenden' mit fast schon todesmetallischer Wucht beendet wird.
Ein Antesten dieser EP kann sich also durchaus lohnen, denn auch wenn musikalisch hier definitiv das Rad nicht neu erfunden wird, bietet die ungewohnte Bandbesetzung gerade genug frische Ansatzpunkte, um FLESIA aus der breiten Genre-Masse abzuheben. Auf die Zukunft des Trios, darf man also sehr gespannt sein.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs