FLYING COLORS - Third Degree
Auch im Soundcheck: Soundcheck 10/2019
Mehr über Flying Colors
- Genre:
- Progressive Rock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Mascot (Rough Trade)
- Release:
- 04.10.2019
- The Loss Inside
- More
- Cadence
- Guardian
- Last Train Home
- Geronimo
- You Are Not Alone
- Love Letter
- Crawl
Adult Oriented Progrock.
In namensgeberischer Konsequenz sind die FLYING COLORS mit "Third Degree" zurück, um uns die nächste Happy-Alterna-Prog-Wundertüte aufzutischen. Der Abstand zur letzten Platte ist zwar etwas größer as zuletzt, mit drei Scheiben in sieben Jahren liefert das Allstar-Projekt aber regelmäßiger Langdreher ab als so manche "richtige" Band, deren Musiker ansonsten keine Betätigungsfelder haben. Wie man vor allem beim Social-Media-aktiven Mike Portnoy erfährt, schließt sich die Band für einige Tage im Studio ein, um am Ende mit 66 Minuten neuer Musik dazustehen. Umso erstaunlicher ist es, dass die Band auch anno 2019 auf dem gleichen kompositorischen und spielfreudigen Niveau unterwegs ist wie beim selbstbetitelten Debüt (2012) und "Second Nature" (2014).
Den Beginn macht auch hier der gute-Laune-Rocker 'The Loss Inside', für den es nur eine Hand voll ausgewählter Zutaten braucht: Ein schmuckes rockiges Riff, saftige Tasten-Backings und zurückgelehnten Groove sowie den markanten Gesang von Casey McPherson, der im Refrain wieder seinen ganz eigenen Charme versprüht und bei der obligatorischen Ballade 'You Are Not Alone' die ganz große Gefühlskiste aufmacht. Man fühlt sich hier einfach schnell zuhause, Experimente gehen die Herren Portnoy, Morse, Morse, LaRue und McPherson nicht ein. Der Song 'Cadence' ist gewissermaßen die Blaupause für den FLYING COLORS-Sound, der einerseits so wunderbar modern klingt, andererseits aber ganz viel BEATLES- und QUEEN-Atmosphäre produziert. Als Sahnehäubchen auf dem Album gibt es natürlich auch proggige Anleihen, bei denen wieder einmal der Bass besonders gut zur Geltung kommt. Mit 'Last Train Home' wird das wohl am besten deutlich. Der Song stammt ziemlich sicher aus der Feder von Neal Morse, der hier auch den Leadgesang übernimmt und für eingängige Takte sorgt. 'Guardian' stößt da im Prinzip ins gleiche Horn und dreht sich dank des Ohrwurm-Refrains rasend schnell in den Gehörgang.
Auch wenn mich bei der Besprechung von "Third Degree" das Murmeltier öfter grüßt, muss es erwähnt werden: Dave LaRue ist wohl der perfekte Bassist für genau diese Stirichtung, der vom Rockfundament über präzies in-the-pocket-Spiel ('Geronimo') bis hin zum zurückhaltenden Grundton-Verwalter ('More') alles beherrscht. Das gleiche lässt sich auf dem dritten FLYING COLORS-Album über jeden Musiker sagen. Auch Wirbelwind Portnoy dient hier immer erst dem Song, die Nicht-Brüder Morse sowieso. Zu meckern gibt es folglich wenig bis gar nichts. Die Platte ist mit 66 Minuten nicht einmal zu lang geraten und bietet für jeden Fan von eingängiger, aber nicht anspruchsloser Rockmusik großen Unterhaltungswert. AOPR (Adult Oriented Progrock) sozusagen.
Anspieltipps: Cadence, Geronimo, You Are Not Alone
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Nils Macher