FORCED EXIT - Ruins
Mehr über Forced Exit
- Genre:
- Thrash Metal / Groove Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Eigenproduktion / Eigenvertrieb
- Release:
- 30.09.2024
- Conquer The Streets
- Rise And Defy
- Scream The Fury
- Ruins
- Crush The Silence
- Unleash The Thunder
- Bleed Under Blood Skies
- Rip Off The Mask
Deutliche Steigerung zum Erstwerk, aber noch kein potentieller Klassiker.
FORCED EXIT ist allein schon durch die Musiker-Konstellation ein interessantes Projekt. Gegründet als Corona-Beschäftigung unter dem Namen FORCED ENTRY, geht's nach einer Umbenennung im Jahr 2022 nun nicht mehr hinein ins Gebäude sondern hinaus. Das Lineup ist dabei allerdings gleich geblieben und besteht ausschließlich aus einem Vater-Sohn-Gespann. Vater Uli Anders bedient dabei Gitarre und Bass, während Sohn Rocco den Gesang beisteuert. Musikalisch kommt dabei ein Gebräu heraus, das das Duo selbst krude Mischung aus Death, Thrash und Doom Metal bezeichnet, von der man sich auf dem Zweitwerk "Ruins" nun in insgesamt acht Tracks einen Eindruck verschaffen kann.
Schon beim Opener 'Conquer The Streets' entpuppt sich die "krude Mischung" aber recht schnell als relativ klar umschliffene Heldenverehrung, denn das SEPULTURA-Frühwerk schreit einen geradezu in den simplen, aber dennoch effektiven Riffs des Openers an. Dazu kommt, dass Rocco hier seine beste Max-Cavalera-Interpretation zum Besten gibt und dabei dem brasilianischen Metal-Urgestein teils zum Verwechseln ähnlich klingt. Die sozialkritische Message des Textes und eingestreute Portugiesische Gesangspassagen komplettieren schließlich eine Nummer, die man mir zumindest musikalisch durchaus als verschollene B-Seite der "Chaos A.D."-Ära hätte verkaufen können. Ich sage bewusst "musikalisch", denn handwerklich und auch klanglich ist auf "Ruins" hörbar noch Luft nach oben. Teils sind die Gitarren etwas zu abgehackt und auch unsauber eingespielt, was zwar einerseits den Olschool-Vibe des Songmaterials unterstreicht, gleichzeitig aber auch die Frage aufwirft, ob hier mit etwas mehr handwerklicher Präzision noch mehr drin gewesen wäre. Größter Stolperstein bleibt für mich aber gerade in den ersten Minuten das Schlagzeug, das seltsam blutleer aus den Boxen klackert und auch der Bass hätte im Mix gerade in dieser musikalischen Abteilung viel mehr Druck vetragen können.
Zugegebenermaßen gewöhnt man sich mit fortschreitender Spielzeit aber nach und nach an den etwas urigen Sound, wobei sich denoch weiterhin Rocco als größte Stärke von FORCED EXIT etabliert. Sein charismatischer und energetischer Gesang, der von wütendem Geschrei, über wuchtigen beinahe Sprechgesang bis hin zu Screams eine ordentliche Palette abdecken kann, ist der große Fixpunkt, der viele Songs auf "Ruins" auf ein neues Level hievt, das alleine durch die Instrumtalfraktion nicht erreicht werden könnte. Die SEPULTURA-Parallelen bleiben dabei über die gesamte Spielzeit hinweg überdeutlich, wobei mal mehr die frühen Death-Metal-Zeiten in 'Scream The Fury' zitiert werden, während 'Bleed Under Blood Skies' deutlich in die Thrash-Untiefen abtaucht und dabei sogar ein wenig über den SLAYER-Tellerrand schaut. Der Titeltrack bringt letztlich auch noch die 'Roots'-Ära mit ins Boot, wenn im Mittelteil die akustische Gitarre und folkige Töne in den Vordergrund rücken. Die Nummer markiert dann für mich auch den Höhepunkt des Albums, während das Groove-Monster 'Crush The Silence' mein zweiter Anspieltipp für alle Interessierten wäre.
Am Ende ist "Ruins" dann auch eine deutlich Steigerung zum sehr unrunden Erstwerk "Spitting Back" und präsentiert ein Bandprojekt, das sich auf einem durchaus guten Weg befindet. Klar, die alte Debatte über Eigenständigkeit müssen wir hier nicht führen, denn dazu segelt man zu sehr im SEPULTURA-Fahrwasser. Aber mit etwas mehr klanglichem und handwerklichen Feinschliff und ein paar mehr zwingenden Krachern, könnte man sich durchaus als gutes Trostpflaster platzieren für alle, die SEPULURA nach dem bald kommenden Ende der Karriere schmerzlich vermissen werden.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs