GATES OF SLUMBER, THE - The Gates Of Slumber
Auch im Soundcheck: Soundcheck 11/24
Mehr über Gates of Slumber, The
- Genre:
- Doom Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Svart Records
- Release:
- 29.11.2024
- Embrace The Lie
- We Are Perdition
- Full Moon Fever
- At Dawn
- The Fog
- The Plague
Auch nach dreizehn Jahren Funkstille alles wie gehabt: High Level-Doom Metal für Gourmets!
Langjährige Pausen zwischen zwei Alben sind in Zeiten, in denen das Gros der Bands da draußen ihren Lebensunterhalt ohnehin aus anderen Brotberufen und sonstigen Nebenerwerben beziehen, ja leider keine Seltenheit mehr. Gerade im Doom-Bereich sind jene langen Auszeiten mittlerweile eher die Regel als die Ausnahme geworden. Dreizehn Jahre Funkstille, wie im hier vorliegenden Fall der US-amerikanischen Doomster THE GATES OF SLUMBER, sind dann aber schon eine ganz stattliche Hausmarke. Selbst vor dem Hintergrund, dass Mastermind Karl Simon die Band zwischen 2014 und 2019 offiziell ja auf Eis gelegt hatte, nachdem sein langjähriger kreativer Sidekick Jason McCash infolge einer Überdosis Heroin viel zu früh das Zeitliche segnete. Möglicherweise hatte der eine oder andere unserer Leser noch das Vergnügen, die Band auf der 2020er-Ausgabe des ehrwürdigen Hell Over Hammaburg-Festivals genießen zu dürfen. Mir sollte jener Genuss seinerzeit leider nicht vergönnt sein.
Ich selbst habe die Band schon eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr gehört und musste mir erst einmal wieder das letzte überwältigende Werk "The Wretch" aus dem Jahr 2011 zu Gemüte führen, um in Vorbereitung auf dieses Review wieder ein wenig in die Hörspur zu finden.
Mit Chuck Brown hinter der Schießbude und Steve Janiak am Tieftöner hat Simon nun zwei (alte) Bekannte von den ebenfalls aus Indianapolis stammenden APOSTLE OF SOLITUDE mit ins Boot geholt. Man agiert also auch weiterhin als Trio und, was noch viel entscheidender ist, macht qualitativ ziemlich genau da weiter, wo man 2011 mit besagter letzter Scheibe "The Wretch" aufgehört hatte.
Dass Simon in all den Jahren nicht verlernt hat, wie ein anständiges und mächtiges Riff zu klingen hat, stellt er gleich im epochal auftrumpfenden Eröffnungstrack 'Embrace The Lie' eindrucksvoll unter Beweis. Auch das leicht hypnotische Gitarrensolo zum Ende des Stückes hin und sein außergewöhnlicher und angenehm leicht rauh-kratzender Gesang: Alles wie gehabt. Pause? War da was? Steve Janiak eröffnet 'We Are Perdition' mit einer wunderbar düsteren Bass-Line und bleibt auch den weiteren Verlauf des Songs über weitestgehend federführend. Auch das sind wir von älteren TGOS-Werken ja bereits gewohnt. Simon ist und bleibt auch weiterhin uneitel genug, seinen Mitstreitern auch mal über eine längere Strecke hinweg das instrumentale Zepter zu überlassen. Davon dürfen sich viele andere Bandköpfe gerne mal eine Scheibe abschneiden.
Dass man auch anno 2024 das Midtempo kongenial beherrscht, beweist das folgende 'Full Moon Fever', welches in seiner jugendlich spielerischen Art und Weise unweigerlich an Frühwerke von Kombos wie SAINT VITUS und PENTAGRAM erinnert. Simons wunderbar authentisches Geröchel im Mittelteil: Einfach nur grandios! Im selben rasanten Tempo geht es dann auch in 'At Dawn' wieder zur Sache, bevor in 'The Fog' dem einzigartigen Altmeister des gepflegten Horror-Films, Mr. Carpenter himself, gehuldigt wird. Geisterhafte und furchteinflößende Chöre lassen den nebligen Rauch unter der Tür ins Zimmer kriechen. Die untoten Seemannsgeister? Nur noch einen Hauch entfernt. Schlagwerker Chuck Brown kann (allerdings nicht nur hier) ebenfalls zeigen, dass Doom-Drumming weit mehr sein darf als stumpfes und slomo-artiges Klöppeln im Viervierteltakt. Grandezza deluxe! Der Albumcloser 'The Plague' vereint abschließend noch einmal sämtliche Stärken der Slumber-Truppe: Ultraschweres und zähes Riffing auf höchstem Doom-Niveau, druckvolles und vorzügliches Schlagzeugspiel, ganz feines und filigranes Bass-Gezupfe, die noch immer variable und einzigartige Gesangskraft von Karl Simon sowie die Fähigkeit, im richtigen Moment auch einmal das Tempo zu verschleppen bzw. anzuziehen.
Welcome back, THE GATES OF SLUMBER! Mit solch einem furiosen Comeback-Album darf das nächste Album meinethalben dann auch gerne noch in diesem Jahrzehnt veröffentlicht werden.
Anspieltipps: Embrace The Lie, The Fog
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Stephan Lenze