GOJIRA - Fortitude
Auch im Soundcheck: Soundcheck 04/2021
Mehr über Gojira
- Genre:
- Modern Progressive Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Roadrunner Records
- Release:
- 30.04.2021
- Born For One Thing
- Amazonia
- Another World
- Hold On
- New Found
- Fortitude
- The Chant
- Sphinx
- Into The Storm
- The Trails
- Grind
Einen Schritt zurück, zwei vorwärts.
Als ich "Magma", das letzte Album von GOJIRA aus dem Jahr 2016, gehört habe, kannte ich tatsächlich nur den Vorgänger "L'Enfant Sauvage" (2012) und habe jenes Album als Maß aller Dinge in Sachen GOJIRA angesehen - ein großer Fehler! Doch die Erkenntnis sollte noch etwas auf sich warten lassen, denn erst letztes Jahr bin ich richtig dem GOJIRA-Virus verfallen. Ich hätte früher auf die vielen Empfehlungen hören sollen, ja, ich weiß. Der große Vorteil war aber nun, dass ich den Großteil der Diskografie der Franzosen noch vor mir hatte und nun sagen kann, da ich alle sieben Studioalben kenne: What a ride! Und falls ihr es wissen wollt, mein Favorit ist "From Mars To Sirius" (2005).
Zurück zur Gegenwart.
Dieses Review ist eine Herausforderung, denn "Fortitude" macht es einem nicht leicht, GOJIRA geht anno 2021 einen Schritt zurück und zwei nach vorne. Was heißt das? Nun, einerseits gehen die Franzosen, nachdem sie mit dem letzten Album "Magma" (2016) neue musikalische Wege beschritten haben, tatsächlich wieder einen Schritt Prä-"Magma" zurück , Songs wie 'Born For One Thing', 'New Found', 'Sphinx', 'Into The Storm' und 'Grind' sind Zeuge davon.
Insbesondere der Opener, 'Born For One Thing' machte mich enorm euphorisch auf das Album, als er vorab veröffentlicht wurde, die Rhythmusarbeit, die Riffs, der Gesang, die Auseinandersetzung mit dem Thema Tod – so klingt einfach nur eine Band: GOJIRA. Andererseits wagt sich die Band um die Duplantier-Brüder an Gitarre/Gesang und Schlagzeug noch zwei Schritte weiter vorwärts und zeigen sich weiterhin experimentierfreudig, was sich vor allem anhand der Einführung von Chants bemerkbar macht ('Hold On', 'New Found', 'Fortitude', 'Sphinx').
'Amazonia' ist Dank des Einsatzes der Maultrommel unlängst als "Song mit dem Boing-Boing-Riff" bekannt, die Charity-Aktion, um die Einwohner im Amazonas-Wald zu unterstützen, die damit einherging, war beispiellos.
Sehr erfreulich finde ich, dass 'Another World', der bereits im Sommer 2020 veröffentlicht wurde, einen prominenten Platz an dritter Stelle gefunden hat. Der Song dürfte der eingängigste Track der sonst ziemlich vertrackten Diskografie der Band sein, mit einem Mario Duplantier, der in Prinzip tatsächlich nur einen Beat spielt - ohne, dass es stören würde.
Mein Favorit des Albums ist aber der folgende Song 'Hold On', da er gekonnt die Brücke zwischen GOJIRA heute und früher schlägt und viel Tiefe hat.
Schade ist, dass der Titeltrack nicht die erwartete Hymne ist, immerhin heißt "Fortitude" so viel wie "Stärke" oder "Kraft", sondern ehrlich gesagt ziemlich belangloses Geklimper (ähnlich wie 'Liberation' auf "Magma"). Mehr noch, es ist das Intro zum unmetallischstem Song des Albums 'The Chant'. Eine straighte Rock-Nummer mit mehrstimmigen Gesängen, die mich aber etwas unberührt zurücklässt.
'The Trails' hätte auch auf "Magma" seinen Platz gefunden und vermag mich mit seiner mystischen Atmosphäre in den Bann zu ziehen. Abgerundet wird "Fortitude" mit dem Rauswerfer 'Grind', der allen GOJIRA-Fans der ersten Stunde gefallen sollte und schlägt damit gekonnt den Bogen zum Opener 'Born For One Thing'.
Ich möchte ehrlich sein: Es gab Tage, da konnte ich "Fortitude" kaum hören und es nervte mich geradezu. Und es gab Tage, an denen habe ich jeden Ton aufgesaugt und konnte total nachvollziehen, was die Band erzählen möchte. Mittlerweile ist der Groschen gefallen, der Funke ist übergesprungen und ich mag "Fortitude" wirklich gern. Dennoch habe ich das Gefühl, dass das Album lediglich an der Oberfläche GOJIRAs kratzt, da ich nun weiß, mit der vollständigem Diskografie im Ohr, was die Band eigentlich kann. Das ist ein kleiner Wermutstropfen eines unterm Strich tollen Albums, einer Band, die den Stillstand nicht mag. Und das ist gut so.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Jakob Ehmke