GORY BLISTER - Skymorphosis
Mehr über Gory Blister
- Genre:
- Progressive Death Metal
- Label:
- Mascot Records/
- Release:
- 30.01.2006
- Procession To Apocalypse (Intro)
- Asteroid
- Sailing To Achernar
- Skymorphosis
- Skin Legacy
- Blood-Sweating Wall
- I Shall Hang Myself
- Quasars
- Black Canvas
- The Missing Planet
- Shader
- Starfields
- The Soul-Slitters
- 1000 Eyes
Chuck lebt! Diesen Eindruck könnte man zumindest bekommen, wenn man sich die Mucke der Italiener von GORY BLISTER reinpfeift. Das Debüt “Art Bleeds“ (ursprünglich schon 1999 erschienen, anno 2003 neu aufgelegt) war teilweise so nah am Sound der letzten DEATH-Platten dran, dass ich zunächst geglaubt habe, neues Material aus Mister Schuldiners Feder zu hören. Auch der Zweitling mit dem zungenbrecherischen Namen “Skymorphosis“ (zumindest doof zu tippen) knüpft zu Beginn fast hundertprozentig an “The Sound Of Perserverance“ und teils auch “Individual Thought Patterns“ an. Doch da waren diese kleinen Dinge, die GORY BLISTER doch eigenständig und vor allem interessant gemacht haben. Beispielsweise der opernhafte Frauengesang in einem Zwischenspiel, oder aber auch, wie hier auf der neuen Scheibe, die deutliche Sci-Fi-Ausrichtung, die ich persönlich in Verbindung mit technischem/progressivem Death Metal stets sehr passend finde. Irgendwie ist dieses Gefrickel ja auch nicht von dieser Welt.
Wer nach dem feinen Intro und ’Asteroid’ das Gesicht verzieht, meint, dass er auf DEATH-Klone verzichten kann und die Scheibe in die nächste Ecke schleudert, dem sei gesagt, dass GORY BLISTER auch anders können. Beispielsweise beim Titelsong, der nur zur Hälfte nach DEATH klingt. Spaß beiseite, der Vierer aus Südeuropa hat definitiv eine Daseinsberechtigung. Denn erstens ist in Zukunft nicht mehr mit von Chucks Genialität gesegneten Werken zu rechnen, zweitens gibt es mittlerweile zwar erfreulicherweise einige frickelige Todesbleigruppen, aber wirklich stark an DEATH erinnert haben mich nur ganz wenige. AMORAL vielleicht, die aber auch stets ihre eigene, viel rotzigere Note mit einbrachten. Somit halte ich es für legitim, sich etwas stärker am Sound der Genrelegende zu orientieren als dies andere, stilistisch vergleichbare Kapellen tun. Drittens habe ich bei DEATH niemals Blastbeats vernommen. Viertens klingt Schreihals Adry zwar ein bisschen nach Chuck, aber dann doch deutlich anders - wie der Meister keift eben kein zweiter. Fünftens schaffen es GORY BLISTER ebenso wie ihre großen Vorbilder, ihre wahnwitzigen Technik-Orgien größtenteils in kurze, extrem packende und mitreißende Songs zu packen, die nur zwei Mal die magische Fünf-Minuten-Marke knacken. Sechstens klingen GORY BLISTER insgesamt deutlich moderner als DEATH. Und siebtens sind die ganzen Griffbrett-, Becken- und Trommelfell-Kabinettstückchen derart toll ausgearbeitet, dass man als Genreliebhaber diese Band einfach ins Herz schließen muss.
Dabei fällt auf, dass der Zweitling deutlich kälter und etwas technoider aus den Boxen schallt, als dies bei “Art Bleeds“ der Fall war. Der Sound ist diesmal glattpolierter, nicht zwingend moderner, aber doch weniger klassisch ausgefallen. Das kommt natürlich der dargebotenen Technik zugute, die man besonders unter dem Kopfhörer ganz genau mitverfolgen kann. Besonders toll ist das beim ausnahmsweise überlangen ’I Shall Hang Myself’ (denk ich mir bei dem Niveau auch manchmal, wenn ich mir dann mein Instrument anschaue) mitsamt sehr emotionalen, clean gesungenen Passagen. Da hört man leider auch ’nen echt fiesen italienischen Akzent raus, aber das ist mir das neue Stilmittel allemal wert. Und wer dann noch Songs wie ’Quasars’ (Raaah!), ’Black Canvas’ oder ’Shader’ zaubert, der hat eh schon gewonnen. Ganz groß. Passend für alle Meckerer gibt’s auch noch das DEATH-Cover ’1000 Eyes’ als Bonus-Track auf der Scheibe, welches sich fast perfekt in den Kontext der Scheibe einpasst - aber eben nur fast. Dass das Teil wirklich klasse geworden ist, muss ich glaube ich nicht mehr extra erwähnen. Sämtliche Frickeljüngster greifen hier schnell zu!
Anspieltipps: Sailing To Achernar, Skymorphosis, I Shall Hang Myself,
- Redakteur:
- Rouven Dorn