GRAUPEL - Am Pranger...
Auch im Soundcheck: Soundcheck 12/2010
Mehr über Graupel
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Van Records
- Release:
- 24.12.2010
- Daemonicum
- Das blutende Mal
- Schwarze Feder
- Herkünfte Schatten
- Kalte Fessel
- Ekel
- Entgeistert
Starker Black Metal aus deutschen Landen mit viel Tiefgang, der seine zahlreichen Facetten langsam offenbart.
Die von Frontmann Zingultus gegründete rheinische Band GRAUPEL gehört erstaunlicher Weise zu den dienstältesten deutschen Schwarzmetallern, dennoch ist "Am Pranger ..." erst ihr zweites Album, was mit Sicherheit nicht zu letzt daran liegt, dass Zingultus öfters auch in Diensten anderer Bands stand und noch steht, wie eben aktuell bei ENDSTILLE. Gleichwohl hat sich längst herum gesprochen, dass ein Zurückstecken in Sachen Quantität oftmals für ein Mehr an Qualität bürgt, und so steht die Aachener Band im Ruf zu den besten deutschen Black-Metal-Bands zu gehören.
Das kann ich nach eingehender Beschäftigung mit "Am Pranger ..." auch weitgehend bestätigen, wobei ich jetzt nicht so weit gehen würde, diesen Zweitling direkt in den Status eines künftigen Klassikers des deutschen Black Metals zu erheben. Doch was das Trio aus der Kaiserstadt zu bieten hat, ist wirklich von hoher Qualität. Schon das surrende Eingangsriff zum Opener 'Daemonicum' verrät, dass die Produktion viel Wert darauf legt, das Wesen schwarzmetallischer Klangkunst angemessen hervor zu heben. Klirrend und rasend, scharfkantig und giftig klingt die Gitarre, Zingultus deutschsprachiger Gesang ist sauber artikuliert und meist gut verständlich, was die Bissigkeit und den Ingrimm der Worte hervorragend transportiert. 'Das blutende Mal' ist wuchtiger und in etlichen Passagen irrwitzig bis chaotisch strukturiert, was besonders das Schlagwerk betrifft, während 'Schwarze Feder' trotz der rasenden Geschwindigkeit durch den geheimnisvoll wirkenden Bass eine sehr mystische Aura verbreitet.
Mit akustischen Klängen setzt die Einleitung zu 'Herkünfte Schatten' erstmals ruhigere Akzente als Kontrastpunkt, und auch das Stück als solches ist getragener, majestätischer arrangiert. Schreitend, marschierend walzt es voran. Auch der Gesang ist anfangs klar und klagend, bevor Zingultus nach knapp zwei Minuten das wahre Inferno einleitet. Doch auch hier ist es nicht zertrümmernd und wild, sondern erhaben und in Sachen Stimmung hintergründig. Eine ähnliche Stimmung erzeugt auch das folgende 'Kalte Fessel', dessen Leads mich hier und da sehr positiv an die Gitarrenarbeit eines Herrn Vikernes auf dessen neuestem Werke erinnern. Das mag vermutlich Zufall sein, doch mir gefällt es sehr gut. Großartig sind auch die "De Mysteriis"-Gedächtnisgesänge gegen Ende. Ein wirklich hervorragendes Stück!
Als schließlich das im Gitarrenbereich sehr melodisch geratene 'Ekel' mit seinen tollen Gesangsexperimenten, und das in seiner Länge etwas überzogene Ambient-Outro 'Entgeistert' die Scheibe beschließen, ist klar, dass GRAUPEL nicht ohne Grund trotz der bislang überschaubaren Diskographie einen derart guten Ruf genießt. "Am Pranger ..." gehört mit Sicherheit zu den starken Black-Metal-Releases des Jahres, das allerdings seine spannenden Facetten auch eher langsam offenbart.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle