GRAVE PLEASURES - Motherblood
Auch im Soundcheck: Soundcheck 09/2017
Mehr über Grave Pleasures
- Genre:
- Post Punk
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Century Media
- Release:
- 29.09.2017
- Infatuation Overkill
- Doomsday Rainbows
- Be My Hiroshima
- Joy Through Death
- Mind Intruder
- Laughing Abyss
- Falling For An Atom Bomb
- Atomic Christ
- Deadenders
- Haunted Afterlife
Auch ohne Frauenpower DAS Jahreshighlight
Meine Herren, Mat McNerney schlendert seit Jahrzehnten durch den dunklen Untergrund, hat in zig Bands stets Qualitätsarbeit geliefert und lässt sich auch von den herbsten Rückschlägen nicht aus der Fassung bringen, egal ob selbst hervorgerufen oder aufgezwängt. Nachdem der gebürtige Brite sich von zwei für den Gesamtsound von GRAVE PLEASURES durchaus essenziellen Stützpfeilern getrennt hat, schwebte für Außenstehende ein großes Fragezeichen über der Zukunft der Band. Doch den Weggang von Linnéa Olsson (u.a. MAGGOT HEART, ex-THE OATH) und Uno Bruniusson (PROCESSION, ex-IN SOLITUDE) haben McNerney und sein tieftönender Wegbegleiter seit BEASTMILK-Tagen Valtteri Arino nicht nur weggesteckt. Der Split hat offenbar Energien freigelegt, die die beiden mit neuen Sidekicks zu absoluter Höchstleistung angetrieben haben.
Juho Vanhanen war ja bereits zu Debüt-Zeiten mit an Bord und hat mit seiner Telecaster den Gegenpart zu Olsson gebildet. Der Finne, den man auch von ORANSSI PAZUZU kennt, ist nun vollwertiges Mitglied bei den Grabliebhabern. Den Part der abgewanderten Schwedin übernimmt auf Album Nummer zwei, "Motherblood", Aleski Kiiskilä, an der Schießbude sitzt Rainer Tuomikanto.
Mit neuer Hintermannschaft hat McNerney nun mein persönliches Jahreshighlight eingespielt. So skeptisch ich im Vorfeld gewesen bin, so sehr war ich von der Hitdichte, der unglaublich geilen Produktion (die im übrigen noch mehr in Richtung Goth Rock und Post Punk der 1980er geht als je zuvor) und der schier unbändigen Spielfreude der Fünf überrascht.
Der Vorgänger "Dreamcrash" war bereits ein fantastisches Stelldichein, wirkt in der Retrospektive aber hier und da etwas überhastet, überambitioniert und nicht gänzlich frei von Ballast. Das scheint auch GRAVE PLEASURES gemerkt zu haben. Das Quintett geht auf "Motherblood" einen wesentlich geraderen Weg als in der Vergangenheit, wirkt aber zeitgleich abwechslungsreicher als je zuvor. Die vier Instrumentalisten bieten dabei den perfekten Playground für McNerney, um zu zeigen, welch ein begnadeter, leidenschaftlicher und eigenständiger Sänger er ist.
Egal, ob der grandiose Opener 'Infatuation Overkill' (ein tanzbarer Hit - die perfekte Wahl für die Pole Position auf dem Album), 'Falling For An Atom Bomb', 'Be My Hiroshima' oder 'Doomsday Rainbows' - Filler sind auf "Motherblood" Fehlanzeige, null Ausschussware, null überflüssige B-Sides. Und bei aller Genialität schaffen es die Fünf über die insgesamt zehn Songs mitreißend Spannung aufzubauen, um dann in zehn Jahrhundertrefrains zu gipfeln. Ja, jeder Song ist mit einem gottgleichen Kehrvers ausgestattet - und nein, das Album verliert durch die Catchiness nicht vorzeitig an Reiz. Im Gegenteil: Je nach Stimmungslage knallen düstere Perlen wie 'Atomic Christ' (sicher, dass da nicht Nick Cave singt?!) oder 'Laughing Abyss' noch mehr.
Mit "Motherblood" ist McNerney und seinen Mannen ein klarer Titelanwärter auf den Champions-League-Thron gelungen, der für Fans anspruchsvoller Goth-Klänge in härterem Rockgewand absolutes Pflichtprogramm ist. Kaufen, unbedingt!
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Haris Durakovic