GRAVEYARD - Innocence & Decadence
Mehr über Graveyard
- Genre:
- 70s Rock / Retro
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 25.09.2015
- Magnetic Shunk
- The Apple And The Tree
- Exit 97
- Never Theirs To Sell
- Can't Walk Out
- Too Much Is Not Enough
- From A Hole In The Wall
- Cause & Defect
- Hard Headed
- Far Too Close
Konsolidierung der eigenen Qualität.
Es wird eng dort oben am Retro-Rock-Thron. Nicht nur die Label-Mates von KADAVAR und VINTAGE CARAVAN haben dieses Jahr gute Alben veröffentlicht (KADAVAR mit "Berlin"; VINTAGE CARAVAN mit "Arrival"). Ganz allgemein reisst die Flut toller Veröffentlichungen auf diesem Sektor einfach nicht ab. Der Rock-Fan hat also die Qual der Wahl.
GRAVEYARD ist sicherlich ein Schwergewicht auf diesem Markt und hat sich - wie so einige andere Vintage-Bands - einen exzellenten Ruf auf Basis von berauschenden Live-Shows erspielt. Fans und Kritiker sprachen zudem dem Vorgänger "Lights Out" und vor allem "Hinsingen Blues" heisse Empfehlungen für das heimische Plattenregal aus. Für diejenigen, die diese Alben kennen und mögen, reicht jetzt ein Satz: Ihr könnt "Innocence & Decadence" bedenkenlos dazu stellen, denn es klingt ab der ersten Sekunde nach GRAVEYARD. Der Sound ist echt und trocken, dabei klar und edel aufgenommen, mit hochmodern Mitteln, aber alter Philosophie: Die Schweden haben nämliche alles live eingespielt und man konnte die besondere Dynamik einer wirklich miteinander - und nicht mit der Technik - spielenden Band unverfälscht einfangen. Ansonsten könnte ich sehr ähnliche Worte schreiben wie schon zu "Lights Out": Der bewährte Mix aus knackigen Kurzrockern (z.B. 'Magnetic Shank', 'Never Theirs To Sell') und schönem slow-bluesingem Material (z.B. 'Exit 97' oder 'Too Much Is Mot Enough') funktioniert gut.
Doch der ganz große Knall-Effekt bleibt zumindest bei mir diesmal aus. Der Grund dafür ist schwer zu benennen, aber mich haben viele der älteren Lieder einfach mehr berührt, manche der neuen Songs klingen mir eher nach gekonnter Konsolidierung der eigenen Qualität, aber nicht mehr unbedingt nach absoluter Hingabe. Man hätte vielleicht noch etwas mehr experimentieren sollen, wie z.B. bei 'From A Hole In The Wall', wo auf einmal Blast-Beats auftauchen. Ein echter Hinhörer! Davon gibt es - bei aller Extraklasse - insgesamt zu wenig. Also schmachte ich eben wie gehabt am liebsten bei den gefühlvollen Blues-Nummern.
Zusammengefasst ist "Innocence & Decadence" "objektiv" gehört kaum schlechter als "Lights Out", doch von einer Band, die in der Retro-Champions-Legue bleiben will, erwarte ich auf Dauer etwas mehr Fortschritts-Denken. Unlogisch? Auf semantischer Ebene vielleicht. Und es kann durchaus sein, dass GRAVEYARD in Kürze sämtliche Kritik live in Grund und Boden rockt, was der neuen Musik zur Zündung verhilft. Das wäre nicht das erste Mal.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Thomas Becker