GWAR - The Blood Of Gods
Auch im Soundcheck: Soundcheck 10/2017
Mehr über Gwar
- Genre:
- Thrash Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Metal Blade
- Release:
- 20.10.2017
- War On Gwar
- Viking Death Machine
- El Presidente
- I'll Be Your Monster
- Auroch
- Swarm
- The Solid Soliloquy Of Sawborg Destructo
- Death To Dickie Duncan
- Crushed By The Cross
- Fuck This Place
- Phantom Limb
- If You Want Blood (You Got It) (AC/DC-Cover)
Die Scumdogs sind nach schweren Schlägen mit erhobenem Haupt und bärenstarker Platte zurück!
Wenn ein Raumschiff zuerst den Waffenoffizier und dann auch noch den Kapitän verliert, kriegt es erst einmal heftige Schlagseite, und allzu oft passiert es, dass es danach herrenlos im Weltall treibt. So ist es nach den fürchterlichen Schicksalsschlägen, welche GWAR in den vergangenen sechs Jahren ereilten, fast schon ein Wunder, dass wir heute im Jahre 2017 doch tatsächlich mit "The Blood Of Gods" das vierzehnte reguläre Studioalbum der Scumdogs of the Universe in Händen halten. Als nämlich erst im Jahre 2011 Flattus Maximus alias Cory Smoot im Alter von nur 34 Jahren viel zu früh von uns ging, und dann vor etwas mehr als drei Jahren auch noch Kapitän Oderus Urungus, Bandleader Dave Brockie, hätten sicherlich nicht mehr viele damit gerechnet, von GWAR nochmals zu hören, doch die verbliebenen Weltraumnomaden lassen es sich ganz offenbar nicht nehmen, die gefallenen Kameraden zu ehren, indem sie sich neu sammeln und den alten Sternenzerstörer wieder flott machen.
So haben sich Drummer Jizmak und Rhythmusgitarrist BalSac, beide auch schon seit bald dreißig Jahren an Bord, sowie Basser Beefcake und Leadgitarrist Pustulus mit keinem Geringeren als Blothar zusammen getan, der fortan die räudigen Weltraumhunde durch die Galaxie steuern wird. Wer ist dieser Blothar, fragt ihr? Nun, Blothar heißt mit bürgerlichem Namen Mike Bishop und war schon auf den vier Kultalben der Jahre 1988 bis 1994 Teil der Truppe, damals allerdings als frühere Inkarnation von Beefcake the Mighty. Für ein wenig Kontinuität ist also trotz der tragischen Ereignisse gesorgt, und auch musikalisch schlägt sich nieder, dass die Band ganz offensichtlich dem Erbe der Vergangenheit gerecht werden will. Klar, einen Oderus Urungus, der 30 Jahre lang Stimme und Gesicht der plündernden Horde war, kann man nicht einfach ersetzen, doch Blothar gibt sich spürbar jede Mühe, ein würdiger neuer Kapitän zu sein, was durch seine charismatische Stimme und sein eindrucksvolles Auftreten auch hervorragend gelingt.
Musikalisch wird der harte, thrash-lastige Kurs der letzten paar Alben konsequent weiter gefahren, doch wer GWAR kennt, der weiß, dass das natürlich kein Stück weit auf eine eindimensionale Prügelorgie schließen lässt. Die Faktoren Rock'n'Roll und Punk werden nach wie vor sehr groß geschrieben, doch auch Episches, Doomiges und Jazziges wird aufgefahren, wenn es zur Stimmung des Songs und zur konzeptionellen Gestaltung der Scheibe passt, und das tut es sehr oft. Dass sich die Band sich in den letzten Jahren gefühlt haben muss, als laufe ein 'War on GWAR', ist nur zu verständlich, und diese Erlebnisse schlagen sich im Opener auch dementsprechend nieder, der in dunkel dräuender BLACK SABBATH-Epik seinen Anfang nimmt, danach aber auch etliche thrashige und gar schwarzmetallisch angehauchte Gitarrenparts auffährt. Bei 'Viking Death Machine' lässt Beefcake die dicken Saiten qualmen und die Band paart einen fetten MOTÖRHEAD-Groove mit der einen oder anderen punkigen HELLACOPTERS-Abfahrt, und bei 'El Presidente' kriegt einmal mehr ein Präsident sein Fett weg, und zwar mit Thrash, Moshpit, creepy Leads und Saxophon.
Jo, das Einstiegstriple zeigt bereits, dass sich GWAR auch im 33. Jahr der Bandgeschichte abwechslungsreich, unterhaltsam und mit voller Durchlagskraft präsentiert, so dass ich hier nicht unbedingt auf alle zwölf Songs und 56 Minuten der CD im Detail eingehen muss. Diese halten nämlich zum einen alle eine gleichbleibend hohe Qualität, mit Stücken wie der mehrstimmigen Rotz'n'Roll-Attacke 'Death To Dickie Dunkin', dem Speed/Thrash-Monster 'Crushed By The Cross', oder der mächtigen neuen Hymne 'Fuck This Place' gibt es weitere Volltreffer, sowie zum Schluss ein lässiges AC/DC-Cover. Die Scheibe unterhält von Anfang bis Ende durch ihren sehr großen Abwechslungsreichtum, wie immer völlig kaputte und politisch komplett inkorrekte Texte, sowie natürlich durch die eine oder andere weitere abgedrehte musikalische Überraschung, seien es Bläser, eine plötzlich aufkreuzende folkige Melodie, einen Trancepart oder krasse weibliche Backing Vocals. Ja, die Scumdogs bedienen all ihre Bohabs im Slave Pit und all jene, die es unbedingt noch werden wollen nach Maß. Wer die Band liebt, der kann hier rein gar nichts falsch machen, und auch sonst sollte keiner einen Pfifferling auf all die Jauler geben, die GWAR "all image, no substance" andichten wollen, denn so cool auf die Zwölf rocken, dreschen und flachsen können nur ganz wenige.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle