HAKEN - Virus
Auch im Soundcheck: Soundcheck 06/2020
Mehr über Haken
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- InsideOut / Sony
- Release:
- 10.07.2020
- Prosthetic
- Invasion
- Carousel
- The Strain
- Canary Yellow
- Messiah Complex I: Ivory Tower
- Messiah Complex II: A Glutton For Punishment
- Messiah Complex III: Marigold
- Messiah Complex IV: The Sect
- Messiah Complex V: Ectobius Rex
- Only Stars
Stark, und doch gibt es einen HAKEN ...
Der Titel des neuen HAKEN-Albums könnte in diesen Tagen nicht passender sein, auch wenn Konzept und Songmaterial bereits etwas länger in der Schublade liegen als die Welt von einem realen Virus lahmgelegt wird. Es ist darüber hinaus nicht nur der Anfangsbuchstabe, den "Virus" mit seinem Vorgänger "Vektor" teilt. Viele der Ideen stammen aus der gleichen Zeit, als "Vektor" aufgenommen wurde. Die Band bezeichnet diese Spanne als Gedankenexperiment, was sich vermutlich auf die Inhalte selbst bezieht. Selbstredend setzt sich der songwriterische rote Faden fort und wer mit HAKEN noch nicht vertraut ist, dem könnte man beide Scheiben auch plausibel als Doppeldecker verkaufen.
Den Start übernimmt wieder ein Song, der sinnbildlich für den inzwischen gefundenen Stil HAKENs Pate steht. Gitarren und Unisono-Breaks in Djent-Härtegrad fügen sich nahtlos an die Gesangsmelodien und fetten Keyboard-Sounds an, ein paar Noten mehr pro Takt hier und da sind selbstverständlich. Das ist absolut bewährte HAKEN-Kost, wie wir sie seit dem bahnbrechenden dritten Album "The Mountain" von den Briten kennen. Ebenso typisch ist das Wechselspiel mit ruhigen Momenten, in denen die Schwere der vorangegangenen Takte sich plötzlich schwerelos anfühlt. 'Carousel' bietet in über zehn Minuten reichlich Platz für den bewährten Songwriting-Ansatz. Ihre melancholische, verträumte Seite haben Ross Jennings und seine Mitstreiter natürlich auch beibehalten. 'The Strain' und 'Invasion' gehören in dieser Hinsicht zum Besten, was HAKEN bislang geschrieben hat.
Die fünf Bestandteile des 'Messiah Complex' zelebrieren all diese Dinge noch etwas ausgiebiger als die ersten Tracks des Albums, was sich über eine Spielzeit von 17 Minuten auch vortrefflich anhört. Im Prinzip wird hier das gesamte musikalische Spektrum von GENTLE GIANT-Satzgesängen bis hin zum Djent-Gewitter aufgefahren, das wir so seit dem 'Cockroach King' von "The Mountain" kennen. Etliche Passagen werden hier zitiert und in aktuellerem Gewand neu interpretiert. Das ist nicht nur eine schöne inhaltliche Reminiszenz, sondern auch qualitativ ziemlich weit vorne.
Und doch gibt es meinerseits "nur" 8,5 Punkte für den "Virus", obwohl HAKEN neben CALIGULA'S HORSE und LEPROUS wohl den besten Lauf unter den modernen Progmetal-Bands hat. Der Grund liegt im Konservieren der entwickelten Trademarks, die letztlich jedes der bisherigen HAKEN-Alben so unterschiedlich hat klingen lassen. "Virus" ist wunder komponiert, technisch genau mit der richtigen Finesse ausgestattet und absolut kurzweilig. Im Schaffen HAKENs markiert es aber eher die Zusammenfassung einer Ära als eine Weiterentwicklung. Sind wir also umso gespannter auf das nächste Werk der Briten!
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Nils Macher