HAMFERD - Men Guðs hond er sterk
Auch im Soundcheck: Soundcheck 03/24
Mehr über Hamferd
- Genre:
- Doom Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Metal Blade
- Release:
- 22.03.2024
- Abær
- Rikin
- Marrusorg
- Glæman
- I hamferð
- Fendreygar
- Hvølja
- Men Guðs hond er sterk
Episch melodisch melancholischer Doom/Death mit spiritueller Tiefe und existenzieller Leidenschaft.
Meine große Liebe zu HAMFERD begann vor etwa 10 Jahren, als ich auf Youtube ein Video der Band sah, in dem sie den Song 'Vráin' von ihrer Debüt-EP "Vilst er sídsta fet" in der Kathedrale von Tórshavn spielt, oder ich sollte besser sagen: zelebriert. Selten zuvor hatte ich eine solche emotionale Intensität, solche spirituelle Tiefe und existenzielle Leidenschaft erlebt. Seit diesem Tag bin ich treuer Fan dieser Truppe und bisher hat sie mich auch niemals auch nur ansatzweise enttäuscht. Tórshavn ist die Hauptstadt der Färöer Inseln, die für einen Zentraleuropäer gefühlt so etwas wie das noch kleinere und seltsamere Island sind. Immerhin wissen wir seit dem Anfang dieses Jahres, dass man dort ziemlich gut Handball spielt. Ansonsten verbindet man die Färöer Inseln wohl am ehesten mit rauer See, zurückgezogener Lebensweise, mächtiger Natur, Polarlichtern und einer eigenwilligen Variante nordischer Mythologie. Es ist immer wieder erstaunlich für mich, wie eindringlich und plastisch die Musik von HAMFERD das dabei entstehende Kopfkino zum Leben erweckt. Da schlagen Wellen gegen Felsen und Meereskobolde flüstern alte Zaubersprüche. Es erscheint die Silhouette eines Geisterschiffs im Nebel am Horizont und der weise alte Mann am Feuer erzählt von den niemals zurückgekehrten Seeleuten, die furchterregenden Kreaturen irgendwo dort draußen zum Opfer gefallen sein müssen.
Wer das jetzt alles furchtbar klischeehaft und kitschig findet, dem kann ich nur sagen, dass es mir vielleicht genauso gehen würde, wenn ich HAMFERD noch nie gehört hätte. Man muss den melancholisch-melodischen Doom/Death dieses magischen Quintetts einfach mit eigenen Ohren erleben und mit allen anderen Sinnen in sich aufsaugen und genießen. Mal treffen grollende Lava-Riffs und hypnotische Bassläufe auf archaische Growls. Dann ertönen wieder zarte, fast zerbrechliche Melodien und die helle, klare, beschwörende Stimme von Jón Aldará erzählt uns zu herzzerreißend klagenden Gitarrenleads alte Geschichten über das Leben und den Tod und alles dazwischen. Dabei entsteht eine wunderbar erhabene und Andacht gebietende Atmosphäre, in der man sich vollends verlieren kann. Auf dem aktuellen Album "Men Gu ð s Hond Er Sterk" kann man diesen mystischen Seelenritt besonders intensiv in den Übersongs 'Abær', 'Marrusorg' und 'Hvølja' durchleben. So viel Anmut, Klarheit und Naturgewalt bekommen viele andere Bands dieses Genres auf einem kompletten Album nicht hin.
Doch schreibe ich hier vielleicht mit dem Blick durch die rosarote Fanbrille? Das könnt am Ende nur ihr selbst beurteilen. Ich möchte gerne jede Hörerin und jeden Hörer dunkler, harter Metal-Klänge dazu animieren, sich mit HEMFERD und mit "Men Gu ð s Hond Er Sterk" zu beschäftigen und sich auf die Suche zu begeben nach der atemberaubenden rauen Schönheit und den ganz großen Emotionen, die sich darin verbergen. Wer glaubt, sich eine Mischung aus AHAB und Epic Doom vorstellen zu können, muss hier sogar unbedingt zuschlagen (und sich am besten gleich alle anderen Releases der Band mit besorgen). Ich kann hier nur schließen mit den von ganzem Herzen kommenden Worten: "Thank you, HAMFERD. You made my day - once again!"
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Martin van der Laan