HAMMER KING - King Is Rising
Auch im Soundcheck: Soundcheck 11/2016
Mehr über Hammer King
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Cruz Del Sur
- Release:
- 18.11.2016
- King Is Rising
- Last Hellriders
- For God And The King
- Warrior's Reign
- Reichshammer
- Kingbrother
- Battle Gorse
- Kill The Messenger
- The Hammer Is The King
- Viva La King
- Battalions Of War
- Eternal Tower Of Woe
- Our Fathers' Fathers
Eingängige, gut gelaunte Klischeebombe für passionierte Stahlkönige mit Hammerfetisch.
Im Westen der Republik scheint es ein populäres Spiel zu sein, ganze Bands statt nur die Musiker selbst in Pseudonyme zu kleiden und unter mehrerlei selbst gestrickten Legenden die Szene unsicher zu machen. So geschehen im Saarland, wo aus dekadenten Rotzrockern mit Zigarre und Sonnenbrille gerne mal transsylvanische Vampire werden, und so eben auch geschehen in der Pfalz, wo aus verträumten Elfenbeinturmnächtigern mal eben hammerharte Hammerkönige südfranzösischer Abstammung werden. Derlei Mummenschanz kann man doof finden, finden auch viele doof, aber ich muss sagen, dass ich durchaus eine Schwäche für konsequente, augenzwinkernde Rollenspielerei habe und daher HAMMER KING sicherlich nicht schon aus diesem Grund ablehnen müsste, denn was dem Schauspieler recht sein mag, kann doch dem Musikus billig sein, bietet er doch Musiktheater dar.
Technisch ist die mit dem aktuellen IVORY NIGHT Line-up identische Band, in deren Reihen Frontmann Titan Fox alias Patrick Fuchs durch seine Zusammenarbeit mit Herrn Friedman auf den ersten beiden Alben der ROSS THE BOSS-Band sicherlich die prominenteste Rolle innehat, durch ihre langjährige Erfahrung in allerlei Konstellationen sicherlich in guter Form. Patricks Stimme passt sehr gut zu den heldischen Texten und pathosschwangeren Melodielinien, gerät im Falsett bisweilen in schwindelnde Höhen, bei 'Eternal Tower Of Woe' oder 'Warrior's Reign' fast an die Grenzen des für den Sänger Machbaren, doch ja, es bleibt auch in hohen Tonlagen alles im grünen Bereich. Dass sich der geneigte Hörer in Anbetracht der musikalischen Vergangenheit der Protagonisten auf einen guten Schuss wahrheitsmetallischer Klischees, einem Hauch MANOWAR-Lyrics-Generator und jede Menge Hammerschwingen, Fistraisen und sonstigen stählernen Pathos einstellen muss, versteht sich dabei von selbst, und ebenso, dass jene, welche diese Attribute nicht mögen, im Zweifel schreiend davon laufen werden, wenn zeilenweise der Hammer der König ist und der König der Hammer.
Hier und da gehe ich vielleicht zu philosophisch an die Sache heran, wenn ich mich frage, was uns der Refrain des mit Kastagnettenklang und passender Rhythmik in eine iberische Richtung tendierenden 'Viva 'La King' sagen will. Ist der König eine weibliche Hosenrolle, hat die Band aus Versehen den falschen Artikel erwischt, oder deutet der in den Tags des Promofiles enthaltene Apostroph vor dem Artikel an, dass hier eine mysteriöse Auslassung tieferen Grundes vorliegt? Fragen über Fragen, die mein rudimentäres Spanisch nicht zu beantworten vermag, und die mich natürlich stundenlang plagen und wilde Verschwörungstheorien spinnen lassen. Das kann indes alles nicht drüber hinweg täuschen, dass die Jungs ihre zwölf lyrisch völlig konsequenten Reichshammer- und Königsbruderhymnen sehr flüssig komponiert und mit feinen Leads sowie eingängen Hooks versehen haben, die sich live sicherlich prima mitsingen lassen. Genau darum dürfte es der Band letztlich auch gehen: Den Leuten ein Ventil zu geben, mit dem sie ihre wahrmetallischen Träume ausleben, heroische Weisen mitsingen und die Faust in die Höhe recken können, und das klappt zu der königlichen Recken Spiel ganz hervorragend, das sich musikalisch sehr geschickt zwischen (natürlich) MANOWAR, RUNNING WILD und GRAVE DIGGER (z.B. beim Opener 'King Is Rising' oder 'Reichshammer' unüberhörbar), HELLOWEEN und HAMMERFALL ('Last Hellriders') und IRON MAIDEN bewegt.
Es bleibt ein eingängiges, gut gelauntes, natürlich bis zum Anschlag mit lyrischen Klischees vollgestopftes Scheibchen, das sicherlich weder die Originalität mit Löffeln gefressen hat noch den Hörer vor hochgeistige Herausforderungen stellt (außer natürlich durch den fiesen Kniff mit dem spanischen Refrain), das dem für diese Klischees unempfindlichen Headbanger aber einfach Spaß macht und damit Teilzeit-Stahlrittern wie mir weit mehr gibt als manch hochgelobter Kritikerliebling, dem vor lauter Anspruch der Song abhanden gekommen ist.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle