HAMMERFALL - Crimson Thunder
Mehr über Hammerfall
- Genre:
- Heavy Metal
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 28.10.2002
- Riders On The Storm
- Hearts On Fire
- On The Edge Of Honour
- Crimson Thunder
- Lore Of The Arcane
- Trailblazers
- Dreams Come True
- Angel Of Mercy
- The Unforgiving Blade
- In Memoriam
- Hero´s Return
Wenn man über den heutigen Heavy Metal spricht, dann kommt man kaum darum herum, auch über HAMMERFALL zu reden, die - auch wenn es einige Leute nicht gerne hören - zu den wichtigsten Bands in der momentanen Metal-Landschaft gehören. Mit ihrem legendären Debüt "Glory To The Brave" (1997) hat die Band, die 1993 von Oscar Dronjak gegründet wurde, das richtige Album zum richtigen Zeitpunkt veröffentlicht, und es machte damals ganz den Anschein, als ob die gesamte Welt nur auf diese Scheibe gewartet hätte. HAMMERFALL wurden von einem Moment auf den anderen zu Stars einer Szene, die kurz zuvor noch für tot erklärt wurde. Wie immer in solchen Fällen rief dieser plötzliche Ruhm natürlich auch Kritiker auf den Plan, die HAMMERFALL für maßlos überbewertet hielten und noch immer halten, und die Schweden sind seit Jahren nur damit beschäftigt, ihren Erfolg zu rechtfertigen. Mit "Legacy Of Kings" (1998) und "Renegade" (2000) haben HAMMERFALL auch zwei ganz ordentliche Platten nachgeschoben, doch mit dem Debüt-Album konnten beide Scheiben nicht ganz mithalten. Nun wollen es die Schweden aber nochmal wissen und haben mit "Crimson Thunder" ihr viertes Album am Start, mit dem sie an den Erfolg von "Glory To The Brave" anknüpfen wollen. Ob dieses Werk die Metal-Szene jedoch ebenso nachhaltig verändert, bleibt abzuwarten...
HAMMERFALL steigen mit "Riders On The Storm" recht druckvoll in das Album ein, obwohl der Song über den Midtempo-Bereich kaum hinauskommt. Dennoch dominieren hier die Gitarren von Oscar und Stefan, während Anders mit seinem Drumming für die nötige Power sorgt. Aber wie fast nicht anders zu erwarten, hört man diesem ersten Song schon an, dass man es hier ganz eindeutig mit HAMMERFALL zu tun hat. Die Schweden bleiben sich und ihrem Stil mehr oder weniger treu und versuchen eben, diesen immer weiter zu verfeinern, was ihnen auch ganz gut gelingt. Das Problem bei "Crimson Thunder" ist aber - wie schon auf den drei Scheiben zuvor und auch auf der aktuellen WARLORD-Platte - der Gesang. Joacim ist meiner Meinung nach zwar ein ziemlich guter Sänger - was das stimmliche Potential betrifft -, aber er kann das nicht angemessen umsetzen. Er schafft es einfach nicht, den Songs die nötige Intensität zu verleihen, und dadurch können die Stücke ihre Wirkung nicht so entfalten, wie es vielleicht sein sollte. Das fällt auch beim zweiten Song, dem aktuellen Single-Hit "Hearts On Fire", auf, der als legitimer Nachfolger von "HammerFall" oder "Heeding The Call" durchgeht. HAMMERFALL schaffen es hier wieder einmal sehr gut, ein markantes Riffing mit einer eingängigen Melodieführung zu verbinden, so dass ein Song entsteht, der sich schnell im Gehörgang festsetzt und dem es dennoch nicht an der nötigen Power fehlt. Power ist auch ein gutes Stichwort, denn mit "On The Edge Of Honour" legen die Schweden einen guten Zahn zu. Erneut angetrieben durch Anders´ Drumming, können vor allem Oscar und Stefan mit schnellen Gitarrenläufen glänzen und machen den Song dadurch zu einem regelrechten Uptempo-Kracher (Ähnlichkeiten zu PRETTY MAIDS´ "Back To Back", das HAMMERFALL ja auch schon gecovert haben, sind sicherlich rein zufällig). Der Titeltrack "Crimson Thunder" bewegt sich dann wieder im Midtempo-Bereich, wobei vor allem die schweren Gitarrenriffs den Song prägen. Im zweiten Teil gibt es dann einen balladesken Teil, in dem Joacim zeigen kann, dass er im Grunde kein schlechter Sänger ist, und natürlich dürfen die typisch HAMMERFALLischen Chöre auch nicht fehlen. "Lore Of The Arcane" ist dann ein kurzes, instrumentales Zwischenspiel, das zwar nicht übel ist, aber auch keine Begeisterungsstürme bei mir auslöst - als Überleitung zum anschließenden "Trailblazers" passt es jedoch ganz gut. Bei diesem Song sind vor allem die Strophenteile, in denen schnelle Gitarrenriffs für Tempo sorgen, recht ordentlich gelungen, während beim Chorus der Speed jedesmal herausgenommen wird. Das geht zwar zu Lasten der Power, aber dafür kann "Trailblazers" bei den Ohrwurmqualitäten nochmals punkten. "Dreams Come True" ist dann die obligatorische Ballade, die auf keinem HAMMERFALL-Album fehlen darf. Aber wie schon auf den vorhergehenden Scheiben zeigen die Schweden auch hier, dass sie den Umgang mit den ruhigen Tönen durchaus verstehen. Auch eine Cover-Version haben HAMMERFALL wieder am Start, und wie schon in der Vergangenheit (u.a. "Child Of The Damned", "Ravenlord") haben sie auch dieses Mal wieder einen Klassiker der Metal-Geschichte, nämlich CHASTAINs "Angel Of Mercy", ausgegraben. Die Schweden haben den Song ein wenig entstaubt, und so kommt er nun recht zeitgemäß daher. Natürlich hört man trotz der Nähe zum Original sofort die HAMMERFALL-Trademarks heraus, aber das sollte ja auch Sinn und Zweck einer Cover-Version sein. "The Unforgiving Blade" bewegt sich anschließend wieder im Midtempo-Bereich, wobei stellenweise nur Gitarren und Gesang zu hören sind. Beim Chorus wird dann aber immer wieder ordentlich Druck gemacht, und Joacim liefert sich ein ziemlich gelungenes Duell mit den Background-Chören. Mit "In Memoriam" ist auf dem Album ein zweites Instrumentalstück vertreten, aus dem in diesem Fall auch ein "normaler" Song hätte werden können (okay, es wäre wohl eher eine Ballade geworden ;-)). Beim abschließenden "Hero´s Return" geben HAMMERFALL dann aber nochmals ordentlich Gas. Der Song beginnt zwar ziemlich ruhig, aber dann nimmt er - vorangetrieben durch das doublebass-lastige Drumming - kräftig Fahrt auf. Die Chöre dürfen selbstverständlich auch hier nicht fehlen, und so wird "Crimson Thunder" mit einem typischen HAMMERFALL-Uptempo-Track beschlossen.
Mit "Crimson Thunder" haben HAMMERFALL eine recht ordentliche Scheibe abgeliefert, auch wenn auch dieses Viertwerk dem Vergleich mit dem Debüt nicht ganz standhalten kann. Wie schon bei "Renegade" kann auch dieses Mal wieder eine Steigerung im Vergleich zum Vorgänger festgestellt werden, aber das gewisse Etwas fehlt diesem Album einfach. Da HAMMERFALL ihren Stil nicht großartig verändert haben und da auf "Crimson Thunder" im Grunde auch nichts wirklich Neues geboten wird, kann das Fazit nur lauten: Wer die ersten drei Scheiben mochte, der wird auch von diesem Album begeistert sein. Doch wer bisher nicht viel für HAMMERFALL übrig hatte, der wird auch mit dieser Scheibe nicht zum Fan. "Crimson Thunder" ist eben ein typisches HAMMERFALL-Album - keine Enttäuschung, aber auch kein wirkliches Meisterwerk!
Anspieltipps: Hearts On Fire, On The Edge Of Honour, Trailblazers
- Redakteur:
- Martin Schaich