HAUNTED, THE - Unseen
Auch im Soundcheck: Soundcheck 03/2011
Mehr über Haunted, The
- Genre:
- Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Century Media (EMI)
- Release:
- 18.03.2011
- Never Better
- No Ghost
- Catch22
- Disappear
- Motionless
- Unseen
- The Skull
- Ocean Park
- The City
- Them
- All Ends Well
- Done
Erneut eine erfolgreiche Frischzellenkur bei THE HAUNTED.
Dass die Björler-Brüder je den leichtesten Weg gegangen sind, kann wahrlich nicht behauptet werden. AT THE GATES haben sie just aufgelöst, als der Durchbruch kam und von einigen wenigen Shows abgesehen, ist eine wirkliche Reunion, die wahrscheinlich auch mal ein paar schwedische Kronen in ihre Taschen spülen würde, nicht in Reichweite. Stattdessen krebsen sie mit THE HAUNTED mehr schlecht denn recht durch die Szene, richten diese mittlerweile auch schon 15 Jahre bestehende Thrash-Institution immer wieder neu aus und lassen sich nie auf einen zu typischen Stil festlegen, auch wenn es lange dauerte bis die Vergleiche mit AT THE GATES und SLAYER komplett ausgelöscht wurden.
Spätestens mit "The Dead Eye" schienen THE HAUNTED ihren Signature-Sound gefunden zu haben. Etwas moderner, etwas kompakter, ohne dabei Zugeständnisse an irgendwelche Trendströmungen zu machen oder zu sehr mit Metalcore rumzuspielen. Auch "Versus" ging in diese Richtung, war noch roher, ein echter Brocken von Album, aber vor allem auch hart und wütend. "Unseen" nun geht erneut einen neuen Weg, einen Weg, der weiter weg vom ursprünglichen Sound der Band ist, als jemals zuvor.
Vom ersten Durchlauf an fällt auf, dass THE HAUNTED auf "Unseen" verhältnismäßig entspannt rocken. Die Dominanz der Thrash-Riffs wurde deutlich zurückgefahren, die Härte spürbar gedrosselt. Es steht der Song im Mittelpunkt, der häufig darauf ausgerichtig ist, Peter Dolving eine ansprechende Bühne zu bieten. So melodisch wie in den bärenstarken 'Motionless' und 'Unseen' hat man Peter Dolving noch nie singen hören. Und das ist eigentlich eine Schande, denn der Mann hat eine superbe Singstimme und kann viel mehr als nur aggressiv singen und shouten.
Was ebenfalls auffällt, ist die Tatsache, dass trotz der deutlichen Veränderung im Soundbild von der ersten Sekunde an klar ist, wer hier musiziert. Peters Stimme ist dabei genauso ein Garant für Wiedererkennungswert wie die immer noch typische Björler-Gitarrenarbeit. Dass sich die Jungs nicht die ganze Zeit hart und schnell in den Vordergrund spielen, bedeutet ja nicht, dass ihr Spiel nicht mehr prägnant ist. Das Eröffnungsriff von 'The City' soll da ruhig mal als Beispiel dienen. Überhaupt ist die Nummer eine tolle Blaupause für die "neuen" THE HAUNTED. Die drei Minuten sind extrem dynamisch, da gibt es Tempowechsel, einen gesprochenen, leisen Mittelpart, einen Refrain, der im Kopf hängen bleibt und das tolle Riff, welches am Ende der Nummer erneut aufgegriffen wird und sie so abrundet. Hohe Songwritingkunst.
Dennoch bin ich sehr gespannt darauf, wie diese erneute Kurskorrektur bei alten und neueren Fans ankommt, denn wer immer nur schneller, höher, weiter von THE HAUNTED erwartet, könnte mit "Unseen" echte Probleme haben. Wer sich aber auf "Unseen" einlässt, wird ein dynamisches, mutiges Metalalbum entdecken. Dieses Album sollte nicht ungesehen bleiben.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Peter Kubaschk