HAVOK (S) - Being And Nothingness
Mehr über Havok (S)
- Genre:
- Extreme-Death-Metal
- Label:
- ViciSolum/ Code7
- Release:
- 06.02.2009
- Avaye Penham
- The Monsoon
- A Pyrrhic Victory For Humanity
- Iniquity
- Paramount
- Monologue With The Sky
- Century Of The Deviant
- Stormfeed
- The Ambulant Plague Of Humans
- Season Of The Locust
Ein mächtiges Extreme-Metal-Gewitter aus Schweden, das kräftig an der Rübe dreht. Nichts für schwache Nerven.
In der heutigen Zeit werden die musikalischen Extreme in alle möglichen Richtungen ausgelotet und wenn es geht, sogar noch einen Schritt darüber hinaus. Im harten Sektor nenne ich jetzt mal MESHUGGAH als vielleicht bekanntestes Aushängeschild, wobei die neue Generation anscheinend nach der Devise lebt: höher, schneller, weiter. Die schwedische Extreme-Metal-Band HAVOK sind beispielsweise eine dieser Jünger, was sie auf ihrem superb produzierten Debütalbum "Being And Nothingness" eindrucksvoll unter Beweis stellen. Gegen diese Scheibe sind Tomas Haake und Kollegen Chorknaben, obwohl jedes noch größere Extrem nicht unbedingt auch zwangsläufig mehr Qualität bedeutet.
Die Schweden brechen mit einem unaufhaltsamen Orkan über die Zuhörerschaft herein, denn schon beim Opener 'The Monsoon' feuern die Gitarristen Mahan Ahmadi und Simon Dahlberg etliche Singlenotes und tiefe Stakkatoriffs ins Orbit, dass einem bereits nach wenigen Sekunden böse die Ohrmuscheln klingeln. Immer wieder haben sich auch amtliche Monsterriffs eingeschlichen, die in all dem Chaos wohltuend das Metalherz umgarnen. Bassist Andreas Johansson sorgt für ordentlich Druck im unteren Bereich und setzt seinen Fünfsaiter natürlich auf des Öfteren als Leadinstrument ein – wäre ja auch ansonsten recht langweilig. Im Mittelpunkt steht aber, wie bei fast jeder Extreme-Metal-Band, Schlagzeuger Johan Cronqvist, der gleich zu Beginn mit unmenschlichen Doublebass für offene Münder sorgt und im weiteren Verlauf keine Gelegenheit ungenutzt lässt, um seine Füße in Fred-Feuerstein-Manier durchdrehen oder seine Stöcke in aberwitziger Geschwindigkeit über die Kessel wirbeln zu lassen. Vor den technischen Fähigkeiten der einzelnen Musiker muss man einfach den Hut ziehen. Hier kommen alle Musiker, die noch etwas Anschauungsunterricht benötigen, voll auf ihre Kosten.
Leider ergeben diese unbestritten atemberaubenden Leistungen nicht zwangsläufig gute Songs. Sie donnern brachial an mir vorbei, hinterlassen verbrannte Erde und einen über alle Maßen geplätteten Hörer. Doch die vielen Breaks, der dadurch fehlende musikalische Fluss und die wenigen Wiedererkennungswerte lassen keinen wirklichen Hörgenuss aufkommen. Das orientalische Intro 'Avaye Penham', das Pianoinstrumental 'Monologue With The Sky', das lange instrumentale Ende von 'Century Of The Deviant' und das fast schon geradlinige 'Stormfeed' sind die einzigen großartigen Unterschiede zum ansonsten regierenden Dampfhammer. Dazu kommt noch, dass Death-Metal-Shouter Johan Bergström kaum Akzente setzen kann. Er passt sich mit seinem brutalen Organ der Musik an, geht aber im musikalischen Gewitter unter. Hier sollte man in Zukunft auf mehr Identität setzen. Eine leichte Steigerung in dieser Hinsicht ist sogar schon auf dem Album erkennbar, denn die letzten beiden Songs 'The Ambulant Plague Of Humans' und 'Season Of The Locust" wurden bereits 2006 eingezimmert, und da ging der Frontbulle sogar noch eindimensionaler an die Sache heran.
Ich denke, jeder Fan von technischem Extreme-Death-Metal sollte sich selbst ein Bild über HAVOK machen. In keinem anderen Genre liegen die Geschmacksgrenzen so nah beieinander. Kann mir aber mal jemand verraten, zu welcher Gelegenheit man sich ein solche Scheibe anhören kann? Stopp! Ich will es gar nicht wissen.
Anspieltipp: The Monsoon
- Redakteur:
- Chris Staubach