HELLACOPTERS, THE - Eyes Of Oblivion
Auch im Soundcheck: Soundcheck 03/2022
Mehr über Hellacopters, The
- Genre:
- Retro Rock / Hard Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 01.04.2022
- Reap A Hurricane
- Can It Wait
- So Sorry I Could Die
- Eyes Of Oblivion
- A Plow And A Doctor
- Positively Not Knowing
- Tin Foil Soldier
- Beguiled
- The Pressure's On
- Try Me Tonight
Als wären Nicke Andersson, Dregen und Co. nie fort gewesen!
Es ist Juni 2003 und ich besuche als 15-Jähriger mit der Rheinkultur in Bonn mein erstes größeres Sommerfestival. Eigentlich angereist, um BOYSETSFIRE zu sehen, wird natürlich auch noch das übrige Programm entspannt auf der Wiese der Rheinaue sitzend begutachtet, bis spät am Abend eine schwedische Band als Headliner die Bühne entert. Was meine jungen Ohren da zu hören bekommen, zwingt mich praktisch dazu, mich wieder in die Menschenmasse zu stürzen und diesen unwiderstehlichen Mix aus Punk und Rock'n'Roll abzufeiern, den THE HELLACOPTERS an diesem Abend in Perfektion zelebriert. Es soll leider ein einmaliges Erlebnis bleiben, denn nur vier Jahre später löst sich die Band um Nicke Andersson auf und verschwindet in der Versenkung. Das 20-jährige Jubiläum des Debüts "Supershitty To The Max!" bringt später zwar eine Reunion auf der Bühne mit sich, doch die Schweden machen sich weiterhin rar. Bis jetzt, denn nach nunmehr 15 Jahren erscheint mit "Eyes Of Oblivion" endlich wieder ein neues Langeisen, bei dem sogar erstmalig seit 1997 wieder Gitarrist Dregen von den BACKYARD BABIES mit dabei ist. Die Erwartungen könnten bei mir persönlich also nicht größer sein.
Und vorweg kann ich alle beruhigen: Die Freude könnte ebenso nicht größer sein, denn schon der Opener 'Reap A Hurricane' macht klar, dass die Schweden in der Pause absolut nichts verlernt haben. Ja, die Rotzigkeit der Anfangstage wird nicht ganz erreicht, trotzdem ist die Nummer wunderbar kantig, bietet aber mit einem großartigen Refrain auch genügend Widerhaken, um sich sofort im Gedächtnis festzubeißen. 'Can It Wait' nimmt danach den Fuß überraschenderweisde etwas vom Gas und präsentiert eine kurze, knackige und fast schon poppige Nummer. Noch ungewöhnlicher ist die Entscheidung, mit 'So Sorry I Could Die' direkt eine vom Piano angetriebene und klar im Blues verwurzelte Halbballade hinterher zu schieben. Doch auch der dritte Track der Scheibe funktioniert dank toller Gitarrenarbeit und wunderbaren Hooklines hervorragend und zeigt, wie wandelbar THE HELLACOPTERS anno 2022 sind.
Doch keine Sorge, der Titeltrack, 'A Plow And A Doctor' und 'Positively Not Knowing' ziehen das Tempo im Anschluss schnell wieder an, wobei sich vor allem 'Eyes Of Oblivion' mit seinen coolen Lead-Gitarren und einem großen Refrain zu einem der ganz großen Highlights der Scheibe aufschwingt. Wo wir von Höhepunkten sprechen, einen weiteren haben sich die Schweden für den Abschluss der Platte aufgespart, wo 'Try Me Tonight' den Hörer mit einem positiven Rocker samt erneut sehr präsentem Piano aus der Spielzeit entlässt. Die explizite Betonung dieser beiden Kompositionen soll aber keineswegs bedeuten, dass sich dazwischen Füllmaterial eingeschlichen hat. Selbiges sucht man auf "Eyes Of Oblivion" komplett vergebens, denn in der passenden Stimmung hat eigentlich jeder Track das Zeug dazu, zum Lieblingssong der Hörer und Hörerinnen zu werden.
Einen Kritikpunkt habe ich dennoch zum Schluss: Wieso zum Henker mussten wir satte 15 Jahre auf so ein wunderbares Album warten, Herr Andersson? Dieser Umstand ist geradezu unverzeihlich, denn auch nach der langen Pause bleibt THE HELLACOPTERS in Sachen Retro-Rock mit punkiger Schlagseite und großen Refrains das Maß aller Dinge und zeigt mit dem neuen Langeisen allen Newcomern in diesem Sektor, wo der Rock'N'Roll-Frosch die Locken hat!
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs