HELLHEAD - Reise
Mehr über Hellhead
- Genre:
- Punk Rock / Heavy Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- 7hard / Membran
- Meuterei
- Good Ol' Boyz
- Attacke
- Nachts im Viertel
- Hängt ihn
- Reise
- Spiegel
- Feuer frei
- So ist hier das Leben
- Sturmflut
- Und Tschüß...
Der gute, alte Punkmetal aus Wilhelmshaven.
2015 wurde ich auf die Wilhelmshavener Truppe HELLHEAD gestoßen. Zwischen mir und "Niemals zurück", dem zweiten Album der Nordlichter, sollte es sofort funken. Die furchtlose Vermengung von Punk Rock mit DIY-Attitüde, die sich in jedem Aspekt des Albums niederschlug, und knallhartem Heavy Metal ging mir direkt übers Ohr ins Herz. Seitdem erschienen zwei EPs, die ich nur digital verfolgte, und im letzten Jahr kam schließlich endlich das dritte Album "Reise" auf die Welt. Und es ist glücklicherweise über die Jahre alles beim Alten geblieben. Das fängt schon beim liebevoll eigensinnig gestalteten Booklet an - viele Hintergrundinfos, überall kleine Bilder, ausgeschriebene YouTube-URLs, die zu den jeweiligen Musikvideos führen und erneut fantastisch unverschwurbelte deutsche Songtexte.
Auch musikalisch fühle ich mich direkt wieder gut aufgehoben. Harter Punk mit ordentlichen Gitarren und Metal-Riffs und unverbogenem Gesang - das macht schon beim ersten Durchgang richtig Laune und ist doch vielschichtig genug, um auch auf Dauer Freude zu schenken. Als Beispiel für einen Song, der etwas Zeit benötigt, sei hier 'Sturmflut' angebracht. Der im Vergleich recht nachdenkliche Song beschäftigt sich oberflächlich betrachtet mit der Julianenflut 1164 und der Hoffnung der Betroffenen, doch verschont zu bleiben. Allerdings sorgte die Flut auch für die Entstehung des Jadebusens. Eine Sturmflut kann also auch als eine Chance auf einen Neuanfang begriffen werden. Das gilt für die Natur wie für den Menschen selbst. Das abschließende 'Und Tschüß...' ist ungleich knalliger - vom Text aber noch düsterer. Vom erlebbaren "Ausverkauf der Erde", von globalen Mördern im Goldrausch ist hier die Rede. Am Ende können wir der kapitalistischen Habgier nur uns selbst entgegenstellen und sagen "wir machen nicht mehr mit". Natürlich findet sich hier im Booklet passenderweise ein Zitat von Greta Thunberg.
Etwas leichtfüßiger sind da 'Good Ol' Boyz' und 'Nachts im Viertel', die von gemeinsamer Historie und Zusammenhalt handeln. 'Attacke' ist beinahe Speed Metal und eine rücksichtsloser Angriff auf rücksichtsloses rückständiges Gedankengut, eine aggressive Kampfansage an rechte Hetzer, die noch dazu musikalisch vom Feinsten ist. Unbedingt erwähnen möchte ich auch noch 'So ist hier das Leben', einmal weil es ein astreiner Metal-Song ist und weil mich der Text vom Dorfleben und großen Träumen besonders beglückt. Das ist die Realität im norddeutschen Flachland, ich spreche da aus eigener Erfahrung.
Jörg Ukens Soundlodge-Sound ist gewohnt fett und damit sollte nun auch der letzte Zweifel von dannen gezogen sein. Besorgt euch das Album und begebt euch mit HELLHEAD auf eine Reise nach Wilhelmshaven und noch viel weiter.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Marius Luehring