HELRUNAR - Sol
Auch im Soundcheck: Soundcheck 01/2011
Mehr über Helrunar
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Prophecy Productions (Soulfood)
- Release:
- 07.01.2011
- Gefrierpunkt
- Kollapsar
- Unter Dem Gletscher
- Nebelspinne
- Praeludium Eclipsis
- Tiefer Als Der Tag
- Nur Fragmente...
- Ende 1.3
- Europa Nach Dem Eis
- Aschevolk
- Die M?
- Rattenk?nig
- Moorg?nger
- Lichtmess
- S?
Ambitioniert und umfassend. Doch ist das Eis von fahlen Adern durchzogen.
Ambitioniert ist das Stichwort, das auffällt, wenn man versucht, sich dem neuesten Werk der deutschen Black-Metal-Institution HELRUNAR zu nähern. Auf 100 Minuten spannen die beiden Köpfe der Band, Skald Draugir und Alsvatr, eine surreales Drama dunkelster Güte. "Sól" stellt mit Sicherheit den Höhepunkt des Schaffens der Band dar, soviel kann man vorweg nehmen.
Was passiert auf zwei Alben, die deutlich mehr als eineinhalb Stunden Spielzeit beinhalten, allerdings eng verzahnt sind und eine homogene Einheit bilden? Sie reißen den Hörer mit und fangen ihn in ein Gespinst aus epischen Melodien, groovenden Rhythmen und mantrenhafter Wiederholungen ein. Nicht jeder Song hält die Qualität des Gesamtwerkes, tatsächlich hält auch hier der Kritikpunkt der früheren HELRUNAR-Veröffentlichungen ein: Nicht jeder Song ist auf eine umfassende Art und Weise spannend, manchmal verzetteln sich die Münsteraner in nichtigen Melodiesträngen, die weit hinter dem möglichen Niveau der Band zurückbleiben, welches sie mit anderen Highlights erlebt. Textlich bietet sich ein völlig anderes Bild: Eindrucksvolle Wortmonumente, mystische, fast transzendente Satzkonstruktionen und tiefschwarze Bilder erreichen ein textliches Niveau, das in der Szene – mit wenigen Ausnahmen – Vergleichbares sucht.
Das Duett, das sich hinter HELRUNAR verbirgt, schafft es in der zweisamen Zusammenarbeit, eine – im positivsten Sinne – Gleichförmigkeit zu erzeugen, die diese Oper des Grauens in ein verbindendes Gewand packt. Auf Kosten einzelner Songteile, die weniger gelungen erscheinen, ziehen sich dadurch intelligente Spannungsbögen über die beiden Alben, welche tatsächlich vor allem dann am besten funktionieren, wenn man sie am Stück hört. Trotz einer gewissen Unterscheidbarkeit – so erscheint das erste Album straighter, während Album Nummer zwei etwas experimenteller ist – bilden sie eine Einheit. Die eingestreuten, minimalistisch gehaltenen Hörspiele, in denen ein unbekannter Überlebender von einem namenlosen Unglück erzählt, faszinieren und tragen eine Menge zu der klaustrophobischen, dicht gestrickten Atmosphäre des Albums bei. Es wäre vermessen zu behaupten, dass nach einigen Durchgängen schon ein umfassendes Fazit möglich wäre, dennoch zeigen sich Trends ab, die eine vorsichtige Einordnung eben dennoch möglich machen.
Das spannende an "Sòl" sind nicht die genialen Riffs, die man auf dem neuen DEATHSPELL OMEGA-Album findet, oder die bitterschwarze Dunkelheit einer Band wie SECRETS OF THE MOON. Es ist auch nicht der in Musik verpasste Hass von BURZUM oder der mitreißende Pagan Black Metal von HELFAHRT. Vielmehr ist es dieser Mut, ein umfassendes musikalisches und lyrisches Konzept zu erarbeiten – ein Gesamtkunstwerk abzuliefern. Das lässt so manches zahnlose Riff und vorbeiklirrendes Songkonzept verschmerzen. Die Ambitioniertheit der Band geht glücklicherweise auf. Doch wie sich "Sól" für die Ewigkeit machen wird, kann ich – und das muss ich ehrlicherweise zugeben – noch nicht absehen. Deshalb ist diese Note mit einem gewissen Vorbehalt zu sehen.
Fazit: HELRUNAR-Fans werden sich entscheiden müssen, ob sie den ambitionierten Weg ihrer Heroen verfolgen. Dieser Weg ist steinig, schwer und ungewiss. Vor allem ist nicht absehbar, ob das Ende positiv oder negativ verläuft. Neueinsteiger dürfen sich auf ein Album gefasst machen, das durch seine Gesamtheit fasziniert – auch wenn nicht alles funktioniert, was HELRUNAR auf "Sól" versuchen.
Anspieltipps: Kollapsar, Rattenkönig
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Julian Rohrer