HELVETETS PORT - Warlords
Mehr über Helvetets Port
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Highroller Records
- Release:
- 06.09.2024
- Black Knight
- Wasteland Warriors
- Mutant March
- Hardför Överman
- Tyrants In Tokyo
- Legions Running Wild
- Cry Of The Night
- Helvete Pa Larvfötter
- Key To The Future
- Golden Axe
- 2049
Hier geht was!
In Sachen "musikalische Entwicklung" muss man die ehemalige, lustige schwedische Heavy Metal "Rumpelbande" HELVETETS PORT inzwischen sehr ernst nehmen!
Zwischen dem mit einem der schlechtesten Soundcheckergebnisse aller Zeiten in die Annalen von Powermetal.de eingegangen Debütalbum "Exodus To Hell" von 2009 und dem Nachfolgewerk "From Life To Death" vergingen immerhin satte 10 Jahre. Und siehe da: Die Musik die sich im Jahr 2019 unserem Kollegen Raphael Päbst darbot, unterschied sich in Qualität und Darbietung deutlich vom noch recht unstet vor sich hinpröttelnden Erstling. So nannte Raphael sinngemäß den nicht immer in die richtigen Bahnen gelenkten, überbordenden Reichtum an kreativen Ideen sogar als einen Grund dafür, dass die acht Punkte vor 5 Jahren bei ihm nicht geknackt werden konnten.
Ich persönlich freute mich im September 2019 vor dem Stormcrusher-Festival tatsächlich ganz naiv auf eine Band aus der Schweiz, weil ich HELVETETS PORT vom lateinischen Begriff "Helvetia" ableitete. Freunde waren damals ganz heiß auf den Auftritt der Schweden. Die Sache mit den "Toren zur Hölle", für die der Bandname eigentlich steht, war dann auch spätestens vor der Bühne in der Wurzer O'Schnitt-Halle schnell geklärt. "Aus den Latschen gehauen" haben die Jungs aus Sverige mit den knuffigen Pseudonymen mich damals nicht so richtig.
Das könnte sich bei erneutem Live-Kontakt ändern, weil nach "nur" 5 Jahren ein noch deutlicher zu vernehmender Entwicklungsschub auf "Warlords", dem fünfundvierzigminütigen dritten Album von HELVETETS PORT, stattgefunden hat. Vom ersten Ton an drückt der Sound, 'Black Knight' ist klar strukturiert, Heavy Metal in Reinkultur! Für mich tat sich beim ersten Durchgang aber auch sofort die Archillesferse des Albums auf, die meine Benotung runterziehen würde/wird: Die knödelige Klangfarbe der Stimme von Witchfinder.
Hier hat sich dennoch wirklich einiges getan, achtet beispielsweise während der gesamten Scheibe auf die gute Gesanggsarbeit, meinen Geschmack diesbezüglich mal beiseite gelassen! Der zweite Song 'Wasteland Warriors' catcht einen mit einer okayen, aber live sicherlich supergut funktionierenden Hookline. Das auf die Spitze getriebene, zudem noch mit Vibrato versehene Geknödel des Frontmanns macht es mir zwar nicht einfach: Aber ja, an sich ist das Schwermetall, den ich euch ans Herz legen muss und möchte. An dritter Stelle wird es schwerfälliger, stampfender, der 'Mutant March' lässt einen im Kopf auf eine mit Trockeneisnebel verhangene Tanzfläche einer Rockdisco am Ende der Achtziger Jahre treten. Die progressiv-frickelnden Elemente gegen Ende des Liedes funktionieren entgegen einigen Entgleisungen der Vergangenheit inzwischen gut bei HELVETETS PORT.
Track Nummer vier, 'Hardför Överman', bringt eine typische schwedische Abgehnummer des Fünfers. Der Unterschied zur Vergangenheit ist aber, dass sie den Hörer sound- und energiemäßig richtig zwischen den Beinen packen kann. Leider verliert mich das komplexe 'Tyrants In Tokyo', bis eine zauberhafte Leadbass-Passage ertönt, die mir das Herz aufgehen lässt. Achtet mal darauf, ihr werdet sofort wissen, was ich meine. Es folgt der eigentliche Hit der Scheibe, er hört auf den Klischeetitel 'Legions Running Wild', funktioniert aber in allen Belangen heavy-metallisch großartig. Trotz meiner Schwierigkeiten mit der Stimme fallen mir die abwechslungsreichen Vocal-Lines auf, so auch bei 'Cry Of The Night'. Nicht zuletzt Zeit, um endlich die anderen tollen Künstlernamen zu präsentieren: K. Lightning und Virgin Killer an den Gitarren, Earthquake an der Bass-Gitarre und O. Thunder am Schlagzeug liefern auf "Warlords" durchgängig, auf ihnen bisher nicht zugetrautem Niveau ab. Das betrifft vor allem die Leads und das Songwriting.
'Helvete Pa Larvfötter' hört sich fast etwas nach einem Traditional an, kommt es doch mit guter Chorarbeit im hinteren Drittel und sehr eigenständiger Melodie daher, musikalisch sicher einer der stärksten Songs des Albums. 'Key To The Future' rockt wieder mit vertrackter Melodie um die Ecke, die einige tolle Instrumental-Parts einleitet. Schick! Achtet auch auf die Bassarbeit... herrlich! Der Kreischfaktor wird mit dem vorletzten Track 'Golden Axe' noch einmal angehoben, wohingegen '2049' den Beat abermals anzieht und den Hörer mit einer langgezogenen Kaugummi-Gesangsmelodie einwickelt.
Zur Benotung: HEAVY LOAD und inzwischen auch etwas HAMMERFALL lassen immer noch grüßen, diesmal aber in gut klingend und mit sehr viel zwingenderem Songwriting sowie besserem, drückenden Gesamtsound! Für mich persönlich sind es 7,5 Punkte wegen der Stimme, ihr wisst schon... Um die Steigerung zum zweiten Album "From Life To Death" zu verdeutlichen gebe ich jedoch einen halben Punkt mehr als Raphael Päbst damals, nämlich 8 Punkte! Musikfreunde, die mit Vibrato und extremeren klassischen Heavy Metal Stimmen kein Problem haben, denken sich bitte gerne einen weiteren halben Punkt dazu, kommen also auf 8,5 Punkte. Fans klassischen Heavy Metals, beispielsweise die True Metal-Fanbase und Kit-Jüngerschaft, stellen sich "Warlords" von HELVETETS PORT unbedingt in die Sammlung!
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Timo Reiser