HENKE - Maskenball der Nackten
Mehr über Henke
- Genre:
- Alternative Rock / Gothic
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Dryland Records / Alive
- Release:
- 01.03.2013
- Dokument 2
- Valiumregenbogen
- Rote Irrlichter
- Grauer Strand
- Zeitmemory
- Vergessen
- Epilog
- Fernweh
- Ein Jahr als Tag
- Maskenball der Nackten
- Nur Allein
- Medea
Spritzende Fleischmarktschreier und ein Valiumregenbogen.
HENKE ist das aktuelle Musikprojekt von Oswald Henke, den die meisten von GOETHES ERBEN kennen. Dazwischen gab es eine Menge anderer Projekte, doch nun hat sich mit HENKE eine Formation gebildet, die eine gewisse Beständigkeit ausstrahlt, was sich auch in diesem Album niederschlägt. So ist der zweite Longplayer in sich sehr stimmig und glänzt mit einer tollen Abwechslung. Das Werk ist in kompletter Eigenregie entstanden und wurde durch die Fans mitfinanziert. Diese Methode ist mittlerweile nicht mehr neu, sichert aber die Eigenständigkeit und die Selbstbestimmung.
Dabei fällt das Album aber gar nicht mal so sehr in die Rubrik "krank", wie es durchaus denkbar gewesen wäre. Dass es aber dennoch immer spannend bleibt, das beweist die Band mit jedem Stück auf ein Neues. Jeder Song ist auf seine Weise interessant und die berühmt-berüchtigten Lückenfüller sucht man hier vergebens. Und Herr Henke lädt den Hörer erneut zum Nachdenken ein. Das können durchaus "nur" Alltagsthemen sein, mit denen man sich auseinandersetzen muss. Vielleicht liegt in diesen Themen, die uns alle betreffen, das Geheimnis der Platte. Schließlich ist niemand von uns vor dem Älterwerden oder der Vergesslichkeit gefeit.
Musikalisch ergießt sich ein Gefühlswirrwarr, was von treibenden Beats bis hin zu ruhigen, zerbrechlich wirkenden Klängen alles zu bieten hat. Toll ist vor allem, dass man nie nach einem Song dumm da steht. Fast schon harmonisch startet die Scheibe mit 'Dokument 2' und bereitet perfekt den Einstieg vor. Das flotte 'Valiumregenbogen' oder das ruhige 'Rote Irrlichter' sind typische Songs, wie man sie vom Sänger kennt und man nicht immer weiß, was einem der Künstler sagen möchte. Typisch Oswald eben. "Gestern bin ich meinem Übermorgen begegnet.", so lautet die erste Phrase von 'Zeitmemory'. Einem der nachdenklichsten und bedrückendsten Stücke von "Maskenball der Nackten". Die Thematik Demenz ist dabei ein Interpretationsansatz. Aber wie gesagt, hier kann jeder für sich etwas finden. 'Vergessen' steht dem in nichts nach.
Für die Tanzfläche ist 'Epilog' ganz gut geeignet. Hier wird es etwas elektronischer und mit verzerrter Stimme schreit Meister Henke ins Mikro. Noch einen Tick härter präsentiert sich 'Fernweh'. Nun darf es auch etwas rockiger werden. Das anschließende 'Ein Jahr als Tag' ist dazu der krasse Gegensatz. Ruhige Klavierklänge, Oswald mit Flüsterstimme und fertig ist eine tolle Ballade. 'Nur allein' haut ebenfalls in diese Kerbe. Eins, zwei, drei-eins, zwei, drei… Woher kommt einem das so bekannt vor? Richtig der Walzer war es. Das schießt einem bei den Anfangsklängen von 'Maskenball der Nackten' durch den Kopf. Eine heiter-beschwingte Nummer, die trotz ihrer Leichtigkeit gut in das Gesamtbild passt. Den Abschluss bildet 'Medea'. Die Basis ist logischerweise die griechische Mythologie, dennoch lassen sich viele Parallelen zu den vorherigen Songs finden. Somit ein gelungenes Finale.
Damit ist Oswald Henke und seiner Band ein wahrer Geniestreich gelungen. Sowohl die "alten" GOETHES-ERBEN-Fans dürften bei dem Album auf ihre Kosten kommen als auch die Fans der Neuzeit. Hier werden viele Brücken gebaut, ohne permanent auf dem alten Pfad herum zu trampeln. Die große Abwechslung und das in sich stimmige Gesamtkonzept der Platte sind die großen Pluspunkte, was natürlich ebenfalls für die tiefgründigen Texte gilt. Also: Alles in allem einfach klasse.
Anspieltipps: Valiumregenbogen, Vergessen, Fernweh, Nur allein
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Swen Reuter