HERZPARASIT - Gifttherapie
Mehr über Herzparasit
- Genre:
- Industrial Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Soulfood
- Release:
- 04.04.2014
- Kammerjäger
- Unser täglich Gift
- Kartenhaus
- Trümmerfeld
- Zuckerland
- Was dein Herz verspricht
- Brutstätte
- Giftgrünschnabel
- Schmerz ist geil Vol.2
- Giftspende
- Samthaut
- HDF
- Warme Lippen, kalter Stahl
Universalkritik neu vertont
Zugegeben, Werke der Neuen Deutschen Härte gibt es momentan im Überfluss. Wenn sich jener jedoch intelligent mit Industrial Metal und Herz, Verstand und Tiefgang verbindet, erzeugt das Produkt eine Mixtur, die man eben nicht an jeder Straßenecke sieht. Und darin liegt der Reiz: Ric Q, El Toro und Mr. SM, besser bekannt als HERZPARASIT, haben nämlich mit ihrem Zweitwerk "Gifttherapie" ein besonderes Album auf der Habenseite. Konnte "Fromme Lämmer" vor rund drei Jahren schon andeuten, zu welcher Reife und Klasse HERZPARASIT heranwachsen kann, schafft es das aktuelle Album nämlich nicht nur, musikalisch zu überzeugen, sondern hat auch in puncto Thematik eine Langzeitwirkung. Eine Eigenschaft also, die man ab und zu in der NDH vermisst.
"Gifttherapie" greift jene Menschen auf, die sich von Gedanken, Emotionen, äußeren Einwirkungen oder Konsum verunreinigen lassen. Es geht um die Angst vor Trennungen und Schmerzen, die unseren Alltag, unser Leben vergiften.
Wir können uns vor den mentalen und sozialen Toxizitäten kaum retten, haben wir uns doch, und hier greift der gesellschaftskritische Aspekt, längst daran gewöhnt. Dementsprechend hat die musikalische Ausrichtung auf "Gifttherapie" einen Hang zur Melancholie. Eintönigkeit sucht man auf diesem Album dennoch vergeblich: Von treibenden Beats, über harte Riffs, bis hin zu rein elektronischen Spielereien und Melodien mit atmosphärischen Chorgesängen, findet der Zuhörer beinah alles, was das schmerzende Herz begehrt. Hinzu gesellen sich insgesamt drei Duette, die der "Gifttherapie" einen zusätzlichen Schub verleihen: 'Was Dein Herz Verspricht' wurde mit Jenna Jacob eingesungen, jenem Mädel, welches vor einigen Jahren 'The Idol' von W.A.S.P. bei "Deutschland sucht den Superstar" zum Besten gab. Zudem finden sich Christian Präauser von KRANKHEIT ('Schmerz Ist Geil Vol. 2') und BROKEN MIND-Musiker Alex Styg ('HDF') auf diesem Album wieder. Auch wenn HERZPARASIT zudem mit 'Unser täglich Gift', 'Zuckerland' und 'Samthaut' tolle Songs im Repertoire hat, steht nach wie vor nicht die Musik, sondern die konzeptionelle Grundlage im Vordergrund, die mich auch noch Minuten nach dem Abschluss von 'Warme Lippen, Kalter Stahl' in ihrem Bann hält.
Ich sagte es bereits: "Gifttherapie" hat eine Langzeitwirkung, die durch den ordentlichen Industrial Metal der Jungs auch dementsprechend untermalt wird. Leichte Tendenzen zu Szenegrößen wie RAMMSTEIN oder OOMPH! sind nicht zufällig gewählt. So neigt das Album aber auch, wie bereits betont, zur Universalkritik, zur Kritik an den modernen Medien, der Kirche und dem gesellschaftlichen Umgang miteinander. Die Münchener blicken also auf ein intelligentes, bedrückendes Album, dessen Thematik das eigentliche Herzstück eines Albums, nämlich die Musik, in den Schatten stellt.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Marcel Rapp