HEXABROT - The Order Of Things (EP)
Mehr über Hexabrot
- Genre:
- Melodic Death Metal
- ∅-Note:
- 6.00
- Label:
- Aenima Recordings
- Release:
- 07.03.2025
- Adamstown
- Eita
- Lullaby Of The Descent
- Opal Light
- Sunken Codes
Spannende Ansätze, die zu selten vollends umgesetzt werden.
Wie oft habe ich in den letzten Jahren die Ankündigung gelesen, dass sich ein Melodic-Death-Newcomer zwischen Genre-Legenden wie DARK TRANQUILLITY und IN FLAMES einsortieren möchte, nur um später festzustellen, dass sich doch eher Metalcore und Modern Metal als primäre Inspirationsquellen eingeschlichen haben. Auch die Italiener HEXABROT geben im Pressetext zu Debüt-EP "The Order Of Things" eine solche Aussage zum Besten, schieben allerdings auch direkt hinterher, dass auch Progressive Metal der Marke VOLA und die Soundtrack-Ausflüge von MIKE OLDFIELD ihre Spuren im Sound des Quintetts hinterlassen haben. Gegründet wurde die Band übrigens im Jahr 2023 und besteht heute aus Paolo Jansen (Gitarre, Synthesizer), Samuele Forte (Gitarre), Mattia Caporrella (Schlagzeug), Gael Finauri (Bass, Keyboard) und Nicola Miceli am Mikrofon.
Nun solltet ihr bitte die Ausführungen in der Einleitung nicht falsch verstehen, denn auch wenn ich mir endlich mal wieder eine Band wünschen würde, die den Anfangstagen der Göteborg-Szene angemessen Tribut zollt, kann ich auch den moderner angehauchten Spielarten des Melodic Death Metal sehr viel abgewinnen. Trotzdem klingt gerade die Erwähnung von MIKE OLDFIELD als Einfluss für die fünf Songs von "The Order Of Things" erst einmal nach einem musikalischen Spagat, der schwerlich funktionieren kann. Der Opener 'Adamstown' lässt dann allerdings schnell hoffen, dass das Rezept der Italiener doch aufgehen könnte. Wo nämlich viele moderne Genre-Vertreter die Keyboards und Synthesizer als moderne Würze in kleinerem Rahmen benutzen, macht der Fünfer beide Bestandteile zu gleichberechtigten Pfeilern des Bandsounds, die fast auf Augenhöhe mit den Gitarren die Eröffnungsnummer nach vorne peitschen. Dass die Synthesizer dabei praktisch als zweite Gitarrenstimme agieren, ist durchaus ein Umstand, an den man sich in diesem musikalischen Kontext gewöhnen muss. Gelingt das aber, dann hat HEXABROT einen überraschend eigenständigen Klang, der trotz der vielen elektronischen Elemente gerade dank der starken Growls von Fronter Nicola seine metallische Kante behält. Klar, der ganz große melodische Widerhaken fehlt der Nummer noch, doch mein Interesse ist schon einmal geweckt.
Daher ist es dann auch wirklich schade, dass in 'Eita' die Synthesizer direkt wieder in den Hintergrund gedrängt werden, denn ohne diesen eigentümlichen Farbtupfer ist HEXABROT plötzlich nur noch eine durchschnittliche Melodic-Death-Kapelle, die hier keine Ausrufungszeichen setzen kann. Anders sieht das schon wieder beim folgenden 'Lullaby Of The Descent' aus, das nun auch erklärt, warum VOLA von den Italienern als Einfluss genannt wurde. Hier kommen in einem sehr abwechslungsreichen Song, der teils tief in Siebziger-Prog-Gefilden wildert, andererseits auch harte Göteborg-Töne anschlägt, die progressiven Tendenzen des Bandsounds so richtig durch. Ein paar Anläufe braucht der Song dann auch, um zu zünden, entpuppt sich danach aber als Höhepunkt der Kurzrille. Zum Teil liegt das auch daran, dass der Rest der Spielzeit von 'Opal Light' und 'Sunken Codes' von eher vorhersehbaren und melancholisch geprägten Melodic-Death-Nummern bestritten wird, wobei zumindest der letztgenannte Rausschmeißer noch ein paar starke Leads im Gepäck hat.
Insgesamt muss aber festgehalten werden, dass HEXABROT immer dann besonders stark ist, wenn die exzentrischen Tendenzen des Bandsounds stärker betont werden. Genau dann haben die Italiener nämlich eine Nische inne, die durch ihre Eigenständigkeit für aufgestellte Ohren sorgt. Geht es dagegen eher ins Fahrwasser von Kollegen wie IN FLAMES oder INSOMNIUM, fehlt dem Fünfer das Gespür für die ganz großen Melodien, die Pflicht sind, wenn man sich mit den Titanen des Gothenburg-Sounds messen will.
- Note:
- 6.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs