HIMMELKRAFT - Himmelkraft
Auch im Soundcheck: Soundcheck 03/25
Mehr über Himmelkraft
- Genre:
- Dark Rock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Reaper Entertainment
- Release:
- 07.03.2025
- The Pages Of History (Opening)
- Full Steam Ahead, feat. JP Leppäluoto
- Uranium
- Paika, feat. Johanna Kurkela & JP Leppäluoto
- Fat American Lies, feat. JP Leppäluoto
- Dog Bones
- When The Music Stops
- Gorya, feat. JP Leppäluoto
- There's A Date On Every Dream, feat. Johanna Kurkela
- Crystal Cave
- I Was Made To Rain On Your Parade
- Deeper
Ungewöhnliche, aber doch auch familiäre Töne.
Tony Kakkos selbst betiteltes Debütalbum "Himmelkraft" macht es der Rezensentin – also mir – nicht gerade einfach, einen Text zu verfassen, der diesem Album gerecht wird. Das liegt nicht etwa daran, dass es mir nicht gefällt, sondern daran, dass ich ausgesprochen fasziniert davon bin. Wie kann ich aber das, was ich empfinde, in die passenden Worte fassen?
Als Einstieg vielleicht erst einmal ein paar Worte zu den Hintergründen. Dazu empfehle ich euch auch das ausführliche Interview, das Kollege Maik Englich mit Tony geführt hat. Vermutlich wären mir viele Dinge auch klarer geworden, wenn ich das dazugehörige Buch, oder zumindest ein entsprechendes Booklet gehabt hätte. Beides lag mir jedoch nicht vor, also kann ich nur auf einige Erklärungen des Promomaterials zurückgreifen.
"Himmelkraft" ist ein Konzeptalbum, das Geschichten einer anderen, verborgenen Welt erzählt. Von Wesen, die im Untegrund leben, die vor dem Rest der Welt verborgen sind – und doch irgendwann wieder auftauchen. Es könnte um Apokalypse und Erneuerung gehen – man weiß es nicht so genau. Man muss sich einfach auf die größtenteils sehr emotionale Musik einlassen, darin eintauchen, zuhören und alles finden, was uns Tony sagen will. Klingt jetzt vielleicht etwas kryptisch, zeugt aber einfach von der musikalischen Großartigkeit von Tony Kakkos, dem Mastermind von SONATA ARCTICA. Unterstützt wird er bei seiner Reise von mehreren Instrumentalisten. Ich muss sie einfach erwähnen, weil sie ganz erheblich zum Gelingen des Albums beitragen: Das sind Jaakko Luoma (Kontrafagott), Janne Aalto (Cello), Janne Ovaskainen (Trompete), Matti Tegelman (Solo-Kontrafagott), Susanne Helasvuo (Violine), Tero Toivonen (French Horn), Pasi Kauppinen "Du O'Four" (E-Bass), Timo Kauppinen "Tri O'Four" (E-Gitarre) und Jere Lahti "Kvar O'Four" (Drums, Percussions). Tony Kakko selbst ist übrigens "Unu O'Four" (Vocals, Keyboards).
Das Album startet mit 'The Pages Of History', einer Art Radioankündigung, wie wir sie aus apokalyptischen Katastrophenfilmen kennen – rau, kratzig, manchmal unverständlich. Man weiß: Jetzt ist die Katastrophe da! Ob und wie die Menschheit überlebt, wird sich zeigen. Das düstere, bedrückende, "steampunkige" 'Full Steam Ahead' lässt ein bisschen erahnen, was auf uns zukommen könnte. Hier hat JP Leppäluoto (ex-CHARON, NORTHERN KINGS) seinen ersten Gastauftritt. Es folgt das flotte, eingängige 'Uranium', das die angeblichen Vorzüge der Atomkraft aufzeigt. Eines der Stücke, bei dem Tony seine Sonata-Vibes nicht verleugnen kann.
Einen ersten Gänsehauteffekt beschert mir das eindringlich-balladeske, melancholische 'Paika'. Spoken words, Chorgesang – gemeinsam mit Johanna Kurkela (AURI) und erneut JP Leppäluoto. Dazu kommt ganz viel Orchester. Dem gegenüber steht das folgende 'Fat American Lies', das eine gewisse Leichtigkeit vermittelt – oder vielleicht doch auch wieder nicht, wenn man sich an Titel und Text orientiert. Auch hier lässt Steampunk grüßen, wobei das komplette Instrumentarium diesen Song irgendwie wieder besonders macht. Sozusagen ein "starkes Stück". Eher düster-balladesk geht es mit 'Dog Bones' weiter. Tony mit rauer Stimme und teilweise französischem Sprechgesang.
Mit Gitarrenanfang, Fingerschnippen und Klavier können wir uns auf das melodische 'When The Music Stops' einlassen. Leichte Anklänge von "Steeldrums" hinterlassen bei mir einen Hauch von Karibik-Vibes. In die ganz fette Gänsehautecke geht es wieder mit dem balladesken 'Gorya', das Tony wieder gemeinsam mit JP Leppäluoto zelebriert – anders kann ich es gerade nicht ausdrücken. Sehr fein dazu die orientalischen Töne. Dass Johanna Kurkela auch "ohne Worte" eine fantastische Sängerin ist, beweist sie einmal mehr im instrumentalen 'There's A Date On Every Dream' mit vielen Klavierpassagen.
Beim ruhigen, gleichförmigen 'Crystal Cave' gibt es wieder steampunkige Anleihen und einen nachdenklichen Text. Genauso ruhig und balladesk spielt sich das sehr gefühlvoll vorgetragene 'I Was Made To Rain On Your Parade' in meine Ohren. Abgerundet wird "Himmelkraft" vom ebenfalls eher ruhigen 'Deeper', das auch wieder starke Sonata-Vibes aufweist. Hier wird instrumental noch einmal alles aufgefahren, was die Platte so besonders macht und Tonys unverkennbarer Gesang kommt auch noch einmal so richtig zur Geltung.
Zugegeben, "Himmelkraft" mag nicht das Album sein, das beim ersten Durchlauf zündet, aber es macht sofort neugierig. Zumindest mir ist es so gegangen. Auch "mal eben so nebenher" funktioniert nicht so richtig, wenn man alle Feinheiten mitbekommen will. Man muss schon gut zuhören. Auch wenn ich den Hintergrund einiger Geschichten mangels Booklet vielleicht nicht richtig einordnen kann, so zählt für mich einfach die Musik. Die hat mich berührt, fasziniert, mitgenommen und mir die eine oder andere Gänsehaut bereitet. Für mich hört es sich so an, dass Tony Kakko hier seine Ideen einfach hemmungslos ausgelebt hat und Spaß daran hatte, eimal etwas Ausgefallenes zu schaffen. Das ist ihm gelungen, auch wenn sich natürlich wie erwähnt einige Sonata-Vibes eingeschlichen haben. "Himmelkraft" ist ein interessantes Album, das es auf jeden Fall wert ist, einmal angetestet zu werden.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Hannelore Hämmer