HJEMLENGSEL - Nimmermeer
Mehr über Hjemlengsel
- Genre:
- Progressive/Doom Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Duplicate Records
- Release:
- 19.01.2024
- Nimmermeer
- Das Meer und die Sonne nimmermehr
- Eit Glimt Inn I Framtida Skimta Gjennom Nostalgiens Mystiske Slør
- Heimþrá Án Enda - Eilíf Þrá
- Fjøreplytt
- Mezzo Legato, Sognando
Winterträume gehen auch im Sommer.
Ist das nicht ein wunderschönes Artwork? Ich sitze hier im viel zu heißen norddeutschen Mai und träume von Schnee. Herrlich. Gut, ich muss zugeben, dass das Album welches von diesem schönen Bild geschmückt wird, schon im Januar erschien und ich es bisher einfach nicht geschafft habe, meine Eindrücke in Worte zu fassen. Aber heute, nachdem ein langer Regentag endlich Abkühlung gebracht hat, fange ich wieder an zu träumen.
HJEMLENGSEL ist ein Duo aus der norwegischen Hauptstadt, das zwar schon seit etwa zwanzig Jahren gemeinsam musiziert, aber erst in diesem Jahr endlich sein Vollzeit-Debüt veröffentlicht. Eine 2010 erschienene und mir unbekannte EP war bisher das einzige bleibende Lebenszeichen der Band aus Oslo. Auf "Nimmermeer" gibt es sechs Songs mit einer Spielzeit von einer knappen Stunde. Ja, wir hören Doom Metal.
Wobei die Band, deren Name sich mit "Heimweh" übersetzen lässt, doch sehr scheuklappenlos musiziert. Das sehr athmosphärische Songmaterial wird von schier endlosen Instrumentalpassagen dominiert und die sehr spärlich eingesetzte Klarstimme, die sich in unterschiedlichen Sprachen artikuliert, vollbringt nur selten melodische Refrains. Es ist eher die Gitarre, die bei HJEMLENGSEL melodiestiftend wirkt. Allerdings darf sie auch ordentlich braten, wie es sich für Doom Metal gehört. Noch dazu gesellen sich (wenn auch nur selten und ergänzend) Akkordeon, Cello und Querflöte zu Trommel, Bass und Gitarre, was ebenfalls nicht so ganz auf der Tagesordnung steht. Ein Vergleich mit anderen Bands zur Einordnung fällt mir schwer. Gelegentlich lässt mich vor allem die Stimmung von "Nimmermeer" an die ARCTIC SEA SURVIVORS denken, die mich 2021 mit einer recht ähnlichen Herangehensweise faszinierten.
Herzstück des Albums ist das mittig platzierte und mit ausladendem Titel versehene 'Eit Glimt Inn I Framtida Skimta Gjennom Nostalgiens Mystiske Slør' (oder übersetzt 'Ein Blick in die Zukunft durch den geheimnisvollen Schleier der Nostalgie'). Viele Buchstaben, allerdings ist das Teil auch knappe 24 Minuten lang, das passt also recht gut. Dabei vergeht die Zeit ziemlich schnell, wenn man in der passenden Stimmung für solche Schwere ist. Das wiederkehrende Thema gibt dem ausufernden Song nämlich durchaus seine Struktur, ohne dass es langweilig werden würde. Besonders schön ist auch das rein instrumentale 'Fjøreplytt', das dem an der norwegischen Küste ganzjährig vorkommenden Meerstrandläufer gewidmet wurde. Mein Liebling des Albums dürfte allerdings das Lied mit dem deutschen Titel 'Das Meer und die Sonne nimmermehr' sein, das von Doom-Gitarren und beinaher Brachialität dominiert wird.
"Nimmermeer" ist ein Album für ganz bestimmte Stunden und Augenblicke, in denen Zeit und Raum für Melancholie, Fernweh und andere tiefe Gefühle ist. Solche Musik eignet sich natürlich am besten für gute Kopfhörer und Einsamkeit. Das Wetter indes scheint egal, denn Träumen kann man auch im Sommer.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Marius Luehring