HUMANFLY - Darker Later
Mehr über Humanfly
- Genre:
- Rock/ Progressive Metal/ Stoner/ Blues/ Hardcore
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Brew Records
- Release:
- 08.11.2010
- This Is Where Your Parents Fucked
- English And Proud And Stupid And Racist
- Stew Fpr The Murder Minded
- The enemy Of My Enemy Is Me
- Darker Later
- Heavy Black Snow
Intensives und abwechslungsreiches Nordengland.
An Leeds muß die Attraktivität vorbeigeschrammt sein. Ist es doch sonst nicht erklärbar, warum aus diesem nordenglischen Knoten so viele hervorragende Musikformationen stammen. Die Sektoren Doom, Metal, Core und auch die elektronische zumeist dunklere Musik werden von hier aus seit Jahren immer wieder neu befeuert. Das Label Brew Records ist in dessen Zuge zu einer geschmackssicheren Institution herangereift. Neben KONG (UK), CASTROVALVA oder auch den formidablen CHICKENHAWK betreut der Zweimannbetrieb seit ein paar Monaten auch die vierköpfige Band HUMANFLY mit all ihren Ausuferungen, Noiseattacken und Überraschungen.
Und die finden sich auf "Darker Later" im Haufen. Und alle passen sie! Dabei fällt ein abgefahrener und abwechslungsreicher Gesang sofort ins Gewicht. Ein Albumeröffner mitsamt elegischem Retroschwelgen der Siebziger mit einer interessanten Titelgebung: 'This Is Where Your Parents Fucked' - typisch britisch? Ein lustvoll vernapalmtes Gedumpfe in 'The Enemy Of My Enemy Is Me' wird preisgegeben, wobei sich wie im Vorübergehen ein Stück Musik ähnlich einer Platzwunde entwickelt: Steckst du den Kopf zu weit aus der Haube, erwischt Dich einer dieser dicken Schwinger. Genau das richtige für die gedankenverlorene Metaltanzfläche. Folkig-verträumter Nebelgesang aus Englands Sümpfen? 'Darker Later' verbeugt sich, und es riecht nach frischverfaultem Laub. Schwer wie ein kantiger skandinavischer Findling – sofort nach dem feingliedrigen Einschub und Titelstück rafft sich 'Heavy Black Snow' auf, um uns in wahnsinnigen ganzen siebzehn Minuten unter die Erde, unter Wasser und in dünne Luft hineinzudrücken.
Hier wurde ein langer intensiver Moment geschaffen, ein Szenario festgehalten, welches dem Hörer zwar musikalisch schmeichelt, doch gleichzeitig emotional vor sich herstößt, unweigerlich in einen Dialog hineinzieht. Die weibliche Erzählstimme, die den erzenen Doom eine Viertelstunde lang zu kommentieren scheint, beginnt irgendwann später zu singen, schrill in höchsten Tönen legt sie sich wagemutig mit den drohenden Gitarrenwänden an, fast beschwörend kreist die Stimme um die wütenden Psychogitarren, um diese im Zaum zu halten. Wobei sich hier stilistisch und auch emotional der Ring zum Anfang von 'Darker Later' wieder schließt: Wir schwelgen grauslig in den Hoch-Zeiten des okkulten Rocks – ohne dieses auch nur in Ansätzen als peinlich zu empfinden.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben