IFRYT - Nudy
Mehr über IFRYT
- Genre:
- Black Metal / Experimental
- ∅-Note:
- 5.00
- Label:
- https://godzovwar.com/
- Release:
- 20.09.2024
- Jod
- Frustracja Seksulana Jest Zr​ó​d​ł​em Mocy Vril
- Dolina Latających Zab
- Dziady Część VII
- RIP 1981-2024
- Gob Of Spit (Naked City Cover)
Eigensinniger Stil-Mix aus polnischen Landen.
Vogelgezwitscher eröffnet das sehr kurze, circa 26-minütige Album "Nudy" von IFRYT. Die Band kommt aus Polen und spielt Schwarzmetall, soweit ich das richtig recherchiert habe. Und das mit experimenteller Seite, denn atmosphärische Passagen gehören hier zum Kern der Kompositionen. Werden wir auch etwas Postrock hören? Warten wir mal ab. 'Jod' ist eigentlich mehr Intro als ein echter Track. Eine sanft schwingende Keyboardschleife hält uns hin, bis mit 'Frustracja Seksulana Jest Zródłem Mocy Vril' scheppernde Drums und ein metalpunkiges Riff in die Handlung führen. Das sehr bekannte Gitarrenthema kennen wir unter anderem von 'Riding The Wind' von JUDAS PRIEST, aber auch von ROSE TATTOO ('The Butcher And Fast Eddie' und 'Remedy') und AC/DC. Der Gesang varriert, seltsame Klarstimmen und böse Zungen wechseln sich hab. Das ist sehr experimentell, in der Tat. Hat er wirklich "sexy" gesungen?
Ein Radioausschnitt aus lange vergangenen Zeiten läutet 'Dolina Latających Zab' ein. Die Drums sicheln wie im Opener, das Keyboard setzt einfache Anschläge. Der Sänger giftet munter darauf los, die Musik gleitet plötzlich ins Rockige über. Der Track gefällt mir besser als der erste, allerdings tönt es alles noch etwas unausgereift. Der Hall kompensiert ein wenig das repetitive Element, das Klavier lässt uns die eigenwillige Produktion zunächst vergessen. 'Dziady Część VII" scheint mit seiner Länge von beinahe zehn Minuten das Herzstück des Albums zu sein. Hier taucht nach metallischer Eröffnung eine Art polnischer Volksmusik auf, wobei die Band hier weit weniger dramatisch und raffinert vorgeht als zum Beispiel die erhabenen Kollegen FINNTROLL, wenn sie zu finnischem Tango, Humppa oder fröhlich-sinistren Trollklängen übergehen.
Gesprochene Passagen, eigenwillige Breaks mit leidend singenden Barden und preschende Rhythmik wechseln sich ab. Das Konzept wirkt sehr additiv, wirklich zueinander passen die einzelnen Elemente, die eher wenig ausgearbeitete Fragmente darstellen, aus denen andere Songs hätten entstehen können, nicht wirklich. Auch fangen die sehr simplen Keyparts nach 20 Minuten an, die Nerven zu penetrieren. Nach einer erneuten Pause dachte ich, nun folgt ein neues Liedchen: Nein es geht doch noch weiter mit dem Zehnminüter, aber ganz anders. Sehr experimentell, in der Tat, gegen jede Hörgewohnheit, was ja nichts Schlechtes sein muss. Eine rasende, Punk-Akkorde stampfende Lok donnert über die Holzbrücke - liegen da Kämpfer aus dem Wald auf der Lauer und die Gleise werden gleich hochschnellen und den Zug munter ins Grüne hinabsausen lassen?
Wir wissen es nicht, denn danach setzt uns die Band noch zwei sehr kurze Outros vor, eines gesprochen und mit allereinfachsten Tastenklängen versehen, das andere wenige Sekunden lang, als Finale ein wenig erbauliches Ausspucken. Ein seltsames Album. Eine Bewertung fällt hier sehr schwer, einfach weil der rote Faden, der Spannungsbogen und die Hintergrundidee oder Klammer um das Ganze komplett fehlen. Fazit: Die Band übt und hat etwas veröffentlicht - Postrock war übrigens nicht dabei -, sie muss sich jedoch noch finden. Kreativität und Enthusiasmus kann man den beiden Mitgliedern von IFRYT indes nicht absprechen.
- Note:
- 5.00
- Redakteur:
- Matthias Ehlert