I HäXA - Part 1
Mehr über I Häxa
- Genre:
- Ambient/Drone, Trip Hop, Cinematic
- Label:
- Pelagic Records
- Release:
- 16.02.2024
- Underworld
- Inferno
- Last At The Table
- Sapling
Aufgemerkt - Soundtrack für Kopfkino.
I HÄXA ist ein Projekt aus London, an dem bereits seit einigen Jahren herumgefeilt wird und das nach eigener Angabe auf Bandcamp "gleichzeitig auf Ritualen für alte Götter und der modernen Vergöttlichung von Daten basiert". Mitwirkende sind Rebecca Need-Mener mit ihrer Stimme und Peter Miles an den Instrumenten. Der Titel des Werkes und die Anzahl der Songs lassen folgerichtig darauf schließen, dass noch weitere Veröffentlichungen in dieser Reihe beabsichtigt werden. Laut Ankündigung sollen weitere EPs innerhalb eines Jahres erscheinen, welche schlussendlich auch als Album zusammengefasst veröffentlicht werden. "Part Two" klopft in den nächsten Tagen bereits an die Tür und man darf gespannt sein, ob es an das Debüt anknüpfen kann oder sogar darauf aufbaut. Denn soviel sei verraten, "Part 1" weckt die Neugierde! Um einen ungefilterten Eindruck zu bekommen, empfehle ich hierzu, es vorerst nur auditiv wahrzunehmen und erst im zweiten Schritt die visuelle Reize in Form des zugehörigen 15-minütigen Films auf sich wirken zu lassen, in dem ein weibliches Wesen von einer Art sich stetig wandelnden, fiebrigen, beunruhigenden, luciden Traums heimgesucht wird. Es sei darauf hingewiesen, dass die nachfolgenden Beschreibungen dem reinen Hörerlebnis entspringen.
Doch was bekommt man von I HÄXA geboten? Eine Zuordnung zu einem Genre fällt nicht ganz leicht. Am ehesten würde ich das britische Projekt aufgrund der ersten Veröffentlichung noch im postapokalyptischen Ambient-Drone-Bereich verorten. Darüber hinaus findet man aber auch mal Trip Hop vor, am deutlichsten erkennbar in 'Sapling', wodurch das Stück weniger dystopisch wirkt als der Rest von "Part 1" und aufgrund der Platzierung als Finaltrack am Ende einen Durchbruch zum Licht darstellen könnte.
Natürlich sind auch ohne den Film cinematische Einflüsse in der Klangwelt von I HÄXA klar vorhanden. Dies äußert sich einerseits durch die Tonfolgen und Hintergrundgeräusche, weshalb man, wie zum Beispiel beim Opener, das Gefühl bekommt, er eigne sich auch ebensogut als Soundtrack zu einem Film, einer Serie oder einer Reportage. Andererseits wird dieser Eindruck aber auch durch den Monolog in 'Inferno' wachgerufen, der unter anderem ebenfalls von verschiedenen Geräuschen sowie fernen Pianoklängen begleitet wird. Der Beat wird dabei immer treibender und endet fast in einem verstörend wirkenden Chaos.
Das anderthalbminütige 'Last At The Table' bietet in äußerst gefälliger Form alte Pianobarmusik, gen Schluss mit doppelt verleiertem Sound. Kurzzeitig handelt es sich auch mal lediglich um Klaviergeklimper. Beides ist keineswegs abwertend gemeint, denn mir persönlich ist dieser mit einer in die Jahre gekommenen Schellackplatte vergleichbare Klang enorm gut eingefahren. Ergänzend sei an dieser Stelle erwähnt, dass bei den beiden mittleren Titeln zusätzliche Keys von Patrick James Pearson beigesteuert wurden, beim Kurztrack hat sich Rachel Sermanni stimmlich beteiligt. 'Underworld' hat mich ebenso stark überzeugt, die schöne, klare Frauenstimme ertönt superb vor ambientem Hintergrund. Die einsetzenden industrialartigen, schweren Beats überraschen, ja erschrecken gar fast - kurzzeitig. Doch gleich darauf fügt sich alles passend zusammen. Wunderschön vervollständigt wird das Klanggebilde durch den Violineneinsatz von William Harvey und Rebecca Need-Menear, sowie das Cellospiel von Maddie Cutter. Das Outro wirkt dann wieder ruhiger, wenn das Streichen der Musiker in Zupfen übergeht.
Bis auf die Tatsache, dass mich das finale Lied im letzten Drittel verliert, weil der Gesang teilweise schwerer fassbar entgleitet und auch der auf eine Minute langezogene Abschlusston verzichtbar ist, bin ich schon in Erwartung des zweiten Teiles, der bereits um die Ecke lugt. Ob die Reise wohl so gut weitergeht, wie sie begonnen hat? Bald können wir es in Erfahrung bringen. Interesse ist definitiv geweckt worden, denn jedes Stück fährt einen komplett anderen Stil. Piano und Stimme sind hierbei die einzigen verbindenden Komponenten.
- Redakteur:
- Susanne Schaarschmidt