IAMTHEMORNING - The Bell
Mehr über Iamthemorning
- Genre:
- Art Pop / Progressive Rock
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- KScope
- Release:
- 02.08.2019
- Freak Show
- Sleeping Beauty
- Blue Sea
- Sleeping Beauty
- Six Feet
- Ghost Of A Story
- Song Of Psyche
- Lilies
- Salute
- The Bell
Kann Gewalt sanft sein?
Auch bei "The Bell" sticht wieder einmal das stimmungsvolle Artwork eines IAMTHEMORNING-Tonträgers als Erstes heraus. Erst auf den zweiten Blick merkt man, dass die Motive diesmal einen etwas morbiden Kontext haben, denn die Glocke gehört auf diesem Bild zu einem Sarg. Es handelt sich hierbei um eine Sicherheitsglocke, die helfen soll, auf sich aufmerksam zu machen, wenn man aus Versehen lebendig begraben wurde; eine Angst, die Menschen vor allem im 19. Jahrhundert umtrieb.
Um Ängste geht es auch konzeptionell auf "The Bell", das sich mit Gewalt und deren Auswirkungen auseinander setzt. Ein Thema, das man der zarten Musik von IAMTHEMORNING erst einmal gar nicht zutrauen mag, doch wer die Band kennt, weiß, dass sie sich schon immer - ähnlich wie die Norweger GAZPACHO - mit tief- und abgründigen Themen beschäftigt hat. "The Bell" ist sogar noch ein kleines Stück stiller als die beiden Vorgänger "Belighted" und "Lighthouse"; nicht selten bestimmen allein Gleb Kolyadins klassisch inspiriertes Piano oder gezupfte Gitarre ('A Song Of Psyche') und Marjana Semkinas zauberhafte Stimme das Klangbild. Was sich drum herum aufbaut ist jedoch ziemlich variabel. Manchmal drehen sich die Songs in dunkel-jazzige Gefilde, wie beim Opener 'Freak Show', in dem es meines Erachtens um Sensationsgier und die Lust am Leiden anderer Menschen geht.
Wie schon zu den Vorgängern geschrieben, gewinnt die Musik bei mit der Lektüre der Texte noch mehr an Tiefe - andersrum kann es passieren, dass die Musik ein wenig vorbei plätschert, wenn man nicht aufmerksam bei der Sache ist. So brauche ich das erste Mal bei einem IAMTHEMORNING-Album länger, mich in das neue Material einzufühlen. Es ist auch so, dass ich den Stil der beiden Künstler mittlerweile sehr gut kenne und "The Bell" - so kritisch muss man sein - nicht allzu viele Neuerungen bietet. Das ändert nichts daran, daß die Musik einfach wunderschön ist. Einfach mal 'Black And Blue' oder 'Six Feet' bei einem Gang durch die unberührte Natur anhören. Dann wird deutlich, dass Gewalt bei "The Bell" ein übergreifendes Thema ist.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Thomas Becker