ICY STEEL - Icy Steel
Mehr über Icy Steel
- Genre:
- True Metal
- Label:
- Pure Steel Records/ Twilight Vertrieb
- Release:
- 16.03.2007
- Riding To The Battle
- Me, River
- The Man Without End
- Spatial Dinasty
- Wind Of War
- Valley Of The Dragon
- Secret Of Rune
- I See Steel
- Corrupted King
- Pandemonic Ride (the last march)
Da hole ich meine alte etwas angestaubte Kutte aus dem Schrank, entferne vorsichtshalber alle zerbrechlichen Gegenstände aus meiner näheren Umgebung, nehme die Standardposition mit leicht gebeugten Knien ein und strecke erwartungsfroh ein Metalzeichen gen Zimmerdecke. Nach nur wenigen Minuten der Debütscheibe "Icy Steel" der gleichnamigen Band aus Italien ist der Spuk jedoch schon beendet, hängt meine Jeansjacke wieder im Schrank und das Bier musste dem Jasmintee weichen. Was hier als "neun Schlachthymnen", die in ihrer "Gesamtheit aber durchaus zu kleinen epischen Meisterwerken heranwachsen", von Seiten der Plattenfirma angepriesen wird, entpuppt sich als völlig schamlose Übertreibung. Ein Schlag ins Gesicht für jeden Fan des wahren Heavy Metals.
Ein weiteres Zitat gefällig? "Ihr Debütalbum [...] beinhaltet so ziemlich jegliches Attribut, was ein Heavy-Metal-Album eigentlich haben sollte." Doch Pathos und Attitüde alleine reicht leider nicht, denn Heavy Metal muss schieben. Schlagzeug und Bass sind eine Einheit und das Fundament für mächtige Gitarrenwände. So werden auch Riffs, die mittlerweile in weiten Kreisen der Musikszene gar als tabu gelten ('Spatial Dinasty', 'I See Steel'), zu treibenden und kraftvollen Nackenbrechern. Ich behaupte einfach mal, dass die "vier Halbwikinger" genau wissen, wie sie denn klingen möchten, alleine an der Umsetzung und den technischen Fähigkeiten hapert es.
Das Schlagzeug schleppt sich schwerfällig durch das gesamte Album, und das hat definitiv nichts mit Doom-Elementen zu tun, die uns die Plattenfirma ebenfalls einzureden versucht ('Valley Of The Dragon'). So viele Timingfehler lassen nur den Rückschluss zu, dass hier ohne Klick eingespielt wurde. Die Instrumente laufen streckenweise dermaßen auseinander, dass der Zuhörer Gefahr läuft, Herz-Rhythmus-Störungen zu erleiden. Ganz dem metallischen Grundgedanken wurde wohl komplett auf die moderne Hilfe in digitaler Form verzichtet, bringt Pluspunkte in der eingefleischten Szene, hätte dem Album aber verdammt gut getan. Es schreit sogar fast danach.
Gesanglich hat man es hier überwiegend mit Sprechgesang zu tun, der in wenigen Momenten durch perfekt hohe Schreie und gelegentlichen Chören garniert wird. Damit sorgt Gitarrist und Sänger Stefano Galeano für kurze Lichtblicke in der Dunkelheit und lässt erahnen, was uns die Band eigentlich tatsächlich sagen wollte. Hier ist dann aber auch mal die Plattenfirma gefragt, die einer Band tatkräftig unter die Arme greifen sollte, wenn die Musiker ihr Potential nicht auszuschöpfen verstehen.
Selbst absolute Undergroundfetischisten und fanatische Anhänger des wahren und unverfälschten Heavy Metals sollten beim Anchecken von "Icy Steel" mehr als vorsichtig sein. Alle anderen machen bitte einen großen Bogen um diese Scheibe. Anspieltipps muss ich mir hier ebenfalls verkneifen.
- Redakteur:
- Chris Staubach