IN ARCANE - Shadows, Somewhere - Act I
Mehr über In Arcane
- Genre:
- (Modern) Melodic Death Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 01.08.2016
- Chapter I (Intro)
- Winds Have Changed
- Built On Lies
- But The Flesh Is Weak
- No Room For Grace
- Violent Silence
- Chapter I (Outro)
- Chapter II (Intro)
- Ok. Roll With It
- This Is My Oath
- The Pendulum Swings
- The New World
- Last Of My Days
- Chaper II (Outro)
Melo-Death-Newcomer aus Aachen mit jeder Menge Potential!
Da haben sich die Aachener IN ARCANE für ihr Debüt ja ganz schön hohe Ziele gesteckt, denn immerhin startet das Quintett mit "Shadows, Somewhere - Act I" direkt eine mehrteilige Reihe von Konzeptalben, deren Story in Zusammenarbeit mit dem Autor und Blogger Marcel Krueger entstanden ist. Dass es sich dabei um ein höchst ambitioniertes Projekt handelt, zeigt auch bereits die Geschichte der Platte, die ursprünglich auf drei EPs verteilt erscheinen sollte und eigentlich für den Februar 2013 angekündigt wurde. Doch der Fünfer geriet immer weiter in Verzug und so sollte es schlussendlich zwei weitere Jahre dauern, bis "Shadows, Somewhere – Act I" nun endlich in Eigenregie und vorerst ausschließlich digital unter die Metal-Gemeinde gebracht werden kann.
Musikalisch haben sich die Jungs dabei ganz dem modernen Melodic Death Metal verschrieben, den sie zusätzlich mit einigen Djent-Riffs und einer leichten Prise MESHUGGAH garnieren. Verwunderlich ist dieser Stilmix eigenlich nicht, denn mit Shoutcoach Thomas Fischer und Gitarrist Paul Langer sind hier zwei Mitglieder von SYRANIC beteiligt, die sich mit ihren bisherigen zwei EPs voll und ganz dem Djent verschrieben haben. So wenig innovativ damit auch der Sound des Quintetts ist, so erfrischend ist die Herangehensweise beim Songwriting und vor allem bei der Ausarbeitung der Texte. Dem Debüt liegt nämlich eine hervorragende Story über eine Cyberpunk-Revolution in nicht all zu ferner Zukunft zugrunde, deren erste zwei Kapitel auf dieser Platte erzählt werden.
Wer nun aber ein Konzeptalbum im Stile von Klassikern wie "The Wall" erwartet, der wird von "Shadows, Somewhere – Act I" sicher überrascht werden, denn anstatt die Musik vollständig in den Dienst der Hintergrundgeschichte zu stellen, konzentrieren sich die Aachener darauf, jeden Track eigenständig zu behandeln. Durch diesen Ansatz schafft es das Quintett, mit Songs wie 'Winds Have Changed', dem rasanten 'Violent Silence' oder dem famosen 'The Pendulum Swings' einige echte Hits an den Start zu bringen, die problemlos mit den Größen der Szene mithalten können und mit zum Besten gehören, das ich in diesem Jahr im melodischen Todesstahl gehört habe. Abgerundet wird der erste positive Eindruck des Siberlings von der beeindruckend starken Performance aller beteiligten Musiker, die zusätzlich durch eine druckvoll und fette Produktion ins rechte Licht gerückt wird.
Eigentlich also die besten Vorraussetzungen für ein perfektes Album, wäre da nicht das noch immer nachhallende Versprechen eines Konzeptalbums, das die Jungs aber leider nicht komplett halten können. Zwar lässt sich die Story durchaus gut anhand der einzelnen Tracks nachverfolgen, aber die Scheibe funktioniert einfach nicht in ihrer Gesamtheit, was zumindestens für mich ein ganz wichtiges Kriterium eines konzeptuell angelegten Langspielers ist. Das Problem sind hierbei hauptsächlich die Intros und Outros der Kapitel, die allesamt von jeweils gut dreiminütigen Klavierstücken bestritten werden. Diese sind in sich zwar durchaus hörenswert, wollen aber nicht so recht zur Stimmung der Hintergrundgeschichte passen. Hinzu kommt, dass die Aachener in der Mitte der Platte zwei dieser Zwischenspiele hintereinander packen, was für den Hörer netto gute sechs Minuten eher seichter Klavier-Beschallung bedeutet. Das ist einfach deutlich zu lang und bricht damit jeglichen Hörfluss, der sich bis hierhin eingestellt hatte.
So bleibt "Shadows, Somewhere – Act I" schlussendlich eine durchaus zweischneidige Angelegenheit. Lässt man den konzeptuellen Anspruch außen vor, dann liefern die Aachener hier eine mehr als starke Scheibe ab, die sich locker in den vorderen Rängen der diesjährigen Melo-Death-Jahreschart platzieren könnte. Doch das Versprechen eines Konzeptalbums können die Jungs nicht einlösen, dafür fehlt dem Siberling einfach ein geeigneter und sauber ausgearbeiteter Spannungsbogen. Vielleicht wäre hier für den Anfang doch weniger mehr gewesen, denn die Aachener haben einfach jede Menge Potential und scheitern aktuell nur an den eigenen zu hoch gesetzten Zielen.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs