INFEX - Burning In Exile
Mehr über Infex
- Genre:
- Bay Area Thrash Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Self-Release
- Release:
- 13.08.2021
- Blood Of The Wicked
- The Burning
- Exiled
- Acid Reign
- The Abyss
- Legions Of Hate
- Torn Apart
- Beer Run
- 7.62
Wo bitte geht's hier zum nächsten Circle Pit?
Wer kennt sie nicht, diese schlaffen Tage, an denen man wie "ein Schluck Wasser in der Kurve" herumhängt und irgendwie mit Nichts so richtig vorankommt? Richtig, jeder kennt sie und ihr ahnt es bereits: Ich habe natürlich das Allheilmittel und werde es euch gleich schriftlich hier mitteilen ohne auch nur im Geringsten darauf zu warten, dass ihr mir eure Antworten in irgendwelche verschlafenen Threads im Forum von powermetal.de schreibt. Was ihr natürlich trotzdem unbedingt gerne tun dürft und tun solltet, wenn euch danach ist! Ich würde mich jedenfalls sehr darüber freuen!
Es gäbe freilich diverse pharmazeutische, legale und illegale, durch chemische Hilfsmittel oder unterschiedliche Getränke gestützte Möglichkeiten, um auf Touren zu kommen und sich den Tag zum Freund zu machen. Es geht jedoch auch wesentlich billiger, gesundheitsschonender und vor allem spaßiger: Legt euch einfach den dritten Tonträger namens "Burning In Exile" von INFEX auf, eine ordentliche Portion Nähmaschinen-Stakkato-Thrash-Metal aus unserer allseits immer noch beliebten Bay Area, und lasst euch musikalisch aufmunternd in den Allerwertesten treten!
Vielmehr sind es viele tausend kleine Tritte, die das eventuell sanft getriggerte, daher recht voluminös klingende Schlagzeug als Punktmassage in Richtung unseres Sitzfleischs abgibt! Der Gesamtsound aller auf dem Album zu hörenden Instrumente ist klinisch und trocken, aber dennoch einigermaßen organisch. Anfänglich hatte ich große Zweifel am Abwechslungsreichtum in der Musik von Jack (Gitarre, Gesang), Adam (Gitarre, Gesang), RC (Bass, Gesang) und Corey (Schlagzeug), da ich aufgrund der konstanten Heftigkeit und hohen Schlagzahl jedes Stückes der Scheibe eine schnelle Abnutzungsgefahr im Sound der Kalifornier befürchtete. Nach nun ungefähr auf die 20 zugehenden Durchläufen muss ich mir selbst aber überrascht eingestehen, dass ich das Teil echt gerne höre, auch am Schreibtisch oder zu diversen Tätigkeiten nebenher. Die Musik wirkt sehr energetisch anregend, man möchte manchmal am liebsten spontan einfach so losrennen und jemanden gut gelaunt und freundlich beschwingt umschubsen: Das perfekt vermittelte (Über-)Lebensgefühl für Circle Pits und andere sportliche Aktivitäten also!
Neben dem Tempo und dem wirklich unermüdlich variantenreich vor sich hin tackernden Schlagzeug (...wirkt sicherlich auch leistungssteigernd beim Kutten-Nähen!) ist im Sound von INFEX der Gesang bemerkenswert: Jack klingt an vielen Stellen wie Chuck Billy von TESTAMENT, obwohl er manchmal andere Phrasierungen benutzt und zudem von den beiden anderen Gitarristen stimmlich unterstützt wird, vornehmlich mit Backing Vocals oder bei Gangshouts. Mir persönlich gefällt gleich der erste Song 'Blood Of The Wicked' prima, der stellenweise regelrecht Death-metallisch losknattert. Neben den vielen, wohlgefällig Break-lastig voranpolternden Trash-Roboter-Nähmaschinen in Liedform wie zum Beispiel 'The Burning' und 'Exiled', gefallen mir persönlich die melodiöseren Thrash-Geschosse recht gut, als da wären vor allem 'Acid Reign', das mich atmosphärisch etwas an die neue Scheibe von NECRONOMICON erinnert, sowie 'Legions Of Hate' mit seiner geilen Hookline. Der Party-Smash-Hit des Albums ist aber ohne Frage 'Beer Run' geworden. Wenn die Band Pech (oder Glück, je nach Betrachtungsweise) hat, könnte das der eine Song auf diesem Album sein, an den sich die feieraffine Metal-Welt in einigen Jahren noch erinnert, wenn es bereits mehr Tonträger von INFEX gibt.
Es kann noch angemerkt werden, dass die Band manche Stücke sehr schnittig und professionell durch Dialog-Soundschnipsel aus Filmen einleitet (Wer entdeckt "Full Metal Jacket"?) und das Cover mit dem in Ketten gelegten, jammernden Dämon sehr stilsicher und passend gewählt ist, kam die Idee dazu doch wie der Albumtitel "Burning In Exile" während der aufgrund des Corona-Lockdowns im letzten Jahr verlängerten Studiozeit in den Trident Studios (MACHINE HEAD, VIO-LENCE, TESTAMENT, EXODUS). Dort produzierte, mixte und masterte Juan Ortega die Aufnahmen für die Scheibe.
Ich erfreue mich momentan immer noch zunehmend an diesem knapp 38 Minuten dauernden Album und seinen 9 Songs, bin aber dennoch bereits schon jetzt sehr gespannt, wie INFEX sich nach dem nunmehr im zehnten Jahr des von etlichen Besetzungswechseln geprägten Bestehens erschienenen dritten Tonträgers in den nächsten Jahren entwickeln wird. Seit 2018 ist das Lineup um die Gründungsmitglieder Jack und Corey nun stabil und versucht derzeit Touren zu organisieren und durchzuführen.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Timo Reiser