JAPANISCHE KAMPFHöRSPIELE - Früher war auch nicht alles gut
Mehr über Japanische Kampfhörspiele
- Genre:
- Grindpunk/Metal
- Label:
- Bastardized Recordings
- Release:
- 04.09.2006
- Behindert
- Geräte hassen mich
- Kieferorthopädie
- hand ausrutscht
- 1t mensch
- Aus dem Mark der Nebenniere
- Kugel des gerechten Killers
- Unpünktlichkeiten
- Im Feld
- Dresscode
- Keiner kann für irgendwas was
- Sich für Technik interessierende große Jungs
- Der Fleischdämon
- Ein Produkt
- Deutsche Jugendkraft
- Ihr habt euch schön gemacht
- Humor
- Ungehorsam
- Heiliger Krieg
- Sektion JaKa
- Im Engelsfleisch
- Wir gehen in den Knast
- Gekochtes für Tiere
- Ich hab mich entschieden
- All das muss verunstaltet werden
- Musik
- Nukleares Winterkind
- Jazz
- Alle wollen gut aussehen (und tun es nicht)
- Fan von gar nichts
- Abflussbestattung
- Chemie
Den Namen JAPANISCHE KAMPFHÖRSPIELE nehme ich zum ersten Mal auf einem Werbeplakat wahr, das an einem Stromkasten in meiner Nachbarstraße klebt. Ich denke an Tamagotchies und gehe weiter.
Das ist eine Weile her - und ich hätte mir nicht träumen lassen, dass ich einmal die Ehre haben würde, eine CD von den JAPANISCHE KAMPFHÖRSPIELEn zu rezensieren.
Das jüngste Werk der Grindpunk-Metaller, "Früher war auch nicht alles gut", ist ein guter Einstieg für Genrefremde, die sich einen Überblick über das Werk dieser Extremkünstler verschaffen wollen: Handelt es sich doch um eine Best-of-Sammlung der Alben aus den Jahren 1998 bis 2002.
Diese tragen Namen wie "Gott ist satt", "Oslo", "Transportbox für Menschen", "Nostradamus in Echtzeit", "Die Großstadt stinkt, ist laut und septisch" und "Brandsatzliebe".
Diese expressionistisch anmutenden Albentitel werfen schon ein Licht voraus darauf, was bei den Kampfhörspielern im Mittelpunkt steht - die Texte nämlich.
Wem der Grindpunk musikalisch zu extrem ist, der möge sich mit den oft gesellschaftskritischen, gleichwohl nicht links-moralinsauren Texten der Combo auseinandersetzen. Kunst soll zum Nachdenken anregen, aber auch Spaß machen. Beides ist hier auf jeden Fall möglich.
Textzeilen wie "was du gekocht hast, klebt an der Wand in der Küche, die Hälfte deines Gesichtes im Bad..." skizzieren bizarre Bilder, die zunächst ein absurdes Lachen hervorrufen. Bei genauer Betrachtung wird jedoch deutlich, dass hier wie unter dem Brennglas menschliche Alltagsszenen aus unserer Welt reflektiert werden. Passend dazu werden also die kehligen Growls des Grindcores verwendet, rasend schnelle Rhythmen jagen die einzelnen Songs voran. Es geht Schlag auf Schlag, und doch finden tatsächlich 32 Tracks auf der Scheibe Platz, die am Schluss noch durch ein verstecktes SLAYER-Cover in Form von 'Raining Blood' ergänzt werden.
Zu meiner großen Überraschung bieten die JAPANISCHEN KAMPFHÖRSPIELE aber auch Sequenzen, die ansprechende Melodien erkennen lassen. Es wird also entgegen meiner Vermutung nicht nur gnadenlos geknüppelt. Und auch das Tempo wird gelegentlich reduziert, mit der Folge, dass die Bassläufe noch fetter und penetranter aus den Lautsprecherboxen fließen. Nicht nur aufgrund des sich am Ende hinter vier bisher unveröffentlichten Demotracks versteckenden SLAYER-Covers muss ich beim Hören der Riffs ab und an der amerikanischen Thrash-Ikone gedenken. Aber das ist letztlich nicht das schlechteste Kompliment für die Grindpunks.
Insgesamt wird mit dem vorgelegten Silberling Einiges geboten. Musikalisch überraschend ansprechende Songs, die auch den Genrefremden einmal über den Tellerrand hinauslocken, 33 Tracks in rund einstündige Spielzeit verpackt, dazu ein zwar optisch schlichtes, aber textlich aussagekräftiges Booklet, das man auch benötigt, da ausgerechnet die Texte leider akustisch ohne Vorlage kaum zu verstehen sind.
Anspieltipps: Ihr habt euch schön gemacht, Im Engelsfleisch
- Redakteur:
- Erika Becker