JOE BONAMASSA - Time Clocks
Mehr über Joe Bonamassa
- Genre:
- Blues / Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Provogue Records
- Release:
- 29.10.2021
- Pilgrimage
- Notches
- The Heart That Never Waits
- Time Clocks
- Questions And Answers
- Mind’s Eye
- Curtain Call
- The Loyal Kind
- Hanging On A Loser
- Known Unknown
Musikalisch überraschend und gleichzeitig unerwartet stark!
Es scheint, als würde kein Jahr ohne einen neuen Release von Blues-Workaholic JOE BONAMASSA auskommen, immerhin ist "Time Clocks" bereits das 15. Studioalbum des 43-Jährigen und da lassen wir die zahlreichen Livealben der letzten Jahre noch außer Acht. Bei so viel kreativem Output muss es manchmal schwer sein, neue Inspiration zu finden und so verwundert es nicht, dass Bonamassa dieses mal mit einer Reise zu seinen eigenen Wurzeln in New York City versuchte, einen Einfluss auf den generellen Vibe des Albums zu nehmen. Erschwert wurde die Arbeit durch die Reisebeschränkungen während der Corona-Pandemie, wodurch Stammproduzent Kevin Shirley schlussendlich für die Aufnahmen aus Australien zugeschaltet werden musste.
Die fehlende Präsenz des langjährigen Produzenten im Studio macht sich aber keinesfalls negativ bemerkbar, stattdessen beginnt der neue Langspieler nach dem kurzen Intro 'Pilgrimage' mit dem großartigen 'Notches' mehr als stark. Ein toller Blues-Groove, feine eingestreute Slide-Gitarren und ein überirdisches Gitarrensolo des Maestros machen den Opener dabei zu einem perfekten Grenzgänger zwischen Rock und Blues. 'The Heart That Never Waits' ist dagegen deutlich mehr im Rhythm'n'Blues verwurzelt, wird von einem sehr präsenten Piano angetrieben und von einem wunderschönen Chorus samt Chor-Einlage gekrönt. Ganz starker Einstand, der gleichzeitig auch mal wieder beweist, dass Mr. Shirely nicht allein für den dumpfen Sound mancher IRON MAIDEN-Scheibe verantwortlich ist. Sitzt der Caveman nämlich bei Bonamassa hinter den Reglern, kommt dabei immer ein dynamischer und druckvoller Sound heraus, der für das Blues-Genre neue Maßstäbe setzt.
Nach den eröffnenden zwei Nummern war es das aber erst einmal mit den Blues-Einflüssen, denn Bonamassa wendet sich danach hörbar dem Stadion-Rock zu und lässt sogar ein paar Southern-Rock-Vibes Einzug halten. 'Questions And Answers' und 'Mind's Eye' sind dabei zwei feine rockige Halbballaden, bei denen ich schon fast ein Meer von Feuerzeugen in einer gut gefüllten Arena vor dem inneren Auge sehe. Noch eindeutiger ist die Verneigung in diese Richtung bei 'Curtain Call' oder 'The Loyal Kind', die sich auch gut auf einem der vom Country beeinflussten BON JOVI-Allben gemacht hätten und praktisch danach schreien, von einem gut gefüllten Stadion mitgesungen zu werden. Wo wir von Stadien und Arenen sprechen, selbige füllten auch PINK FLOYD in den Achtzigern und Neunzigern, weswegen es auch nicht verwundert, dass Mr. Bonamassa in 'Time Clocks' doch eine sehr offensichtliche Hommage an die britischen Prog-Meister unterbringt. Erst 'Hanging On A Loser' bringt dann wieder den bluesigen Bar-Rock'n'Roll zurück, was zumindest in meinen Ohren etwas befremdlich wirkt nach all den großen und ausladenden Rock-Hymnen.
"Time Clocks" ist damit alles andere als das Album, was Fans des Blues-Vorreiters erwartet haben dürften. Doch genau mit der unerwarteten Kurskorrektur und der Öffnung für eine rockigere Herangehensweise trifft Bonamassa bei mir genau ins Schwarze, sodass ich den neuen Silberling sogar für eine der stärksten Veröffentlichungen in einem sowieso schon hochwertigen Katalog halte. Ganz großes Rock-Kino, das hier geboten wird und daher auch für Musikliebhaber und Musikliebhaberinnen geeignet, die nicht zwingend dem Blues so zugetan sind.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs