JOHN ENTWISTLE BAND, THE - Left For Live
Mehr über John Entwistle Band, The
- Genre:
- Blues/Classic Rock
- Label:
- Eastworld
- Horror Rock
- The Real Me
- Darker Side Of Night
- Success Story
- 905
- I'll Try Again
- Under A Raging Moon
- Endless Vacation
- Too Late The Hero
- Had Enough
- Shakin All Over
- Young Man Blues
John Entwistle - Who's that? Fragt sich der geneigte Leser wahrscheinlich. Nun ja, damit ist man der Antwort näher als man denkt, denn John Entwistle war der Basser der legendären englischen Rockband THE WHO, denen die Szene neben der Erfindung des Marshall-Racks auch Rituale wie das Zerschlagen der Instrumente am Konzertende, das Demolieren größerer Mengen an Hotelzimmern im direkten Zusammenhang auch das Werfen von Fernsehern aus geschlossenen Fenstern und nicht zuletzt die Perfektionierung des Groupietums verdankt. Auch Musikalisch sind THE WHO Meisterwerke wie die Rockoper "Tommy" (mit dem Titelsong "Pinball Wizard") oder die Jugend-Protest-Hymne "My Generation" zu verdanken.
Diese Einleitung nur, um zu verdeutlichen, mit was für einer Legende wir es hier zu tun haben und welchen Anspruch ich somit an das Werk anzulegen habe.
"Left For Live" ist – wie der Titel impliziert – eine Livescheibe die bereits auf der US-Tour der JOHN ENTWISTLE BAND 1998 aufgenommen und nach seinem Tod am 27.Juni 2002 veröffentlicht wurde. Höre ich da wen "Sellout" rufen? Das soll jeder selbst entscheiden, ich habe nur über die Musik zu urteilen.
John Entwistle gilt für manche als der beste Basser der Welt und ist offensichtlich bis zuletzt nicht bereit gewesen, sich auf seinem Ruhm auszuruhen. Nicht nur, dass er bis zuletzt auf Tour war (sowohl mit seiner Band als auch auf diversen WHO-Reunions), das vorliegende Album enthält exakt einen Song seiner alten Band, zwei Blues-Klassiker, amsonsten ausschließlich eigenes, neues Material.
Dies eigene Material klingt selbstverständlich etwas nach THE WHO, schließlich hat John Entwistle diverse WHO-Songs, wenn auch keine der großen Hits, geschrieben und bei weiteren Songs gesungen. Dem Vergleich mit "klassischem" WHO-Material halten die neuen Werke leider scheinbar nicht stand, ich höre dies Album seit einiger Zeit im Vergleich mit "THE WHO - Best of '64 - '74", doch ist der Vergleich einer Livescheibe mit einem Best-Of-Doppelalbum bei näherem Hinsehen unfair, beim Hören des JOHN ENTWISTLE BAND-Albums ohne THE WHO im Hinterkopf fällt mir gar auf, dass die Songs gar nicht mal schlechter, sondern einfach zu sehr anders klingen und sogar eine heutige Liveaufnahme einfach aus technischen Gründen einen völlig anderen Sound haben muss als ein nicht-remastertes Album aus den Sechzigern.
Was bietet uns dies Album also? Zunächst einmal das, worauf es ankommt: Bass-Soli! Am Herausragendsten in "Shaking All Over" und "Too Late The Hero", der Vergleich zu Männerkrieg-Joey drängt sich da geradezu auf, doch muss ich zum einen feststellen, daß ich auf einem Soloalbum eines Bassers Bass-Soli erwarte und zum anderen, daß sich der Herr deKetchup mal ganz schnell irgendwohin verkriechen kann gegenüber dem, was John Entwistle hier abliefert, noch dazu auf einem "normalen" Bass. Zusätzlich zu den Soli gibt es zwölf wunderschöne klassische Rock-Songs mit Bluestouch, bei denen der Bass übrigens songdienlich eingesetzt wird und nicht über allem brummt wie auf den MAIDEN-Scheiben der Blaze-Zeit. Herausragend auch "905", das mich beim Hören wünschen lässt, solche Musik würde heute noch gemacht werden, wundervoller, melodiebetonter Rock, ein bisschen wie THE WHO, ein wenig wie Manfred Mann, irgendwie ganz anders, wun-der-schön!
Zu Meckern bleibt gar nix, außer vielleicht dass der Sound zu brillant, das Publikum zu sehr in den Hintergrund gemischt ist, was der Liveatmosphäre nicht zuträglich ist. Jedem Fan von Rockmusik im Stile von THE WHO sei diese Scheibe dringend ans Herz gelegt - Sellout hin oder her, was anderes werden wir von John nicht mehr zu hören bekommen. Leider.
Anspieltipps: The Real Me, 905, Too Late The Hero, Shakin All Over
- Redakteur:
- Philipp von dem Knesebeck