JOHNNY TRUANT - In The Library Of Horrific Events
Mehr über Johnny Truant
- Genre:
- Metalcore
- Label:
- Backs Dist /Undergroove Records
- Release:
- 28.10.2005
- (01-05) I Love You Even Though You're A Zombie Now
- (06-13) The Bloodening
- (14-20) Realist Surrealist
- (21-30) Dirty Vampire Feeding Frenzy
- (31-38) Throne Vertigo
- (39-43) Vultures
- (44-54) A Day In The Death
- (55-68) Necropolis Junction
- (69-80) I The Exploder
- (81-99) Footprints In The Thunder
Um es gleich vorweg zu nehmen: Ich halte die Musik, die mir die letzten vierzig Minuten um die Ohren geklatscht wurde, (leider) nicht für die große neue Nummer. Und das hat auch einen ganz einfachen Grund: Was JOHNNY TRUANT spielen, ist schlicht nicht neu!
Immerhin aber krass, denn von der Splittergranate "In The Library Of Horrific Events" hört man schon, bevor man die Musik selbst vernommen hat. Das Debüt von JOHNNY TRUANT erschien zwar schon 2002 mit dem Namen "The Repercussions Of A Badly Planned Suicide", doch erst beim aktuellen Album wurden die Jungs vom Kerrang!-Magazin mit Lorbeerbüschen gegeißelt. Dass diese Band das vermeintlich heißeste Eisen in der britischen Metalschmiede ist, mag man angesichts der Liste an Supportauftritten gern glauben. Diese Reihe an Bands, für die man bislang den Anheizer gespielt hat, liest sich nämlich wie das Who-is-who der modernen Metalcoreszene.
Dass JOHNNY TRUANT Selbstvertrauen haben, merkt man schon an der Aufmachung der CD. Die eigentlich nur zwölf Lieder wurden Spaßeshalber auf 99 Lieder aufgeteilt, was dazu führt, dass etwa alle 25 Sekunden die Anzeige wechselt und man ohne das Booklet hoffnungslos verloren ist, da man völlig den Überblick verliert, welches Lied man denn nun überhaupt hört. Ganz sicher aber kriegt man einen Hass, wenn man "mal eben schnell zum nächsten Lied skippen will". Soll egal sein, denn um die Musik geht’s. Und die soll neu sein, der absolute Überhammer! Krasser, nie dagewesener und so weiter und so fort. Ist sie aber nicht.
JOHNNY TRUANT sind ganz einfach in eine Ecke zu stecken. Zwar richten sie dort ein Blutbad an, mit ihren an Wahnsinn grenzenden Gitarrenschreddereien, aber genreübergreifend agieren sie dabei nicht. "In The Library Of Horrific Events" ist Metalcore, wie er im Buche steht, und zwar aus dem fortgeschrittenen Kapitel "Experimente", anders sind die abgehackten unvorhersehbaren Rhythmus- und Melodie-Wechsel kaum zu erklären. Experimente hat das ausgelutschte Business auch bitter nötig, darum schwingt man die Axt irgendwo zwischen DELINGER ESCAPE PLAN, AS I LAY DYING und den mächtigen MESHUGGAH, wobei man besonders hinter der Klasse letzterer Band weit zurückbleibt. Symptomatisch ist die Musik dennoch; so verliert man die Geschwindigkeit der ersten drei Lieder schnell bei 'Dirty Vampire Feeding Frenzy', verfällt in isoliertes Gitarrenspiel, um letztlich hymnenhaft zum Grundthema zurückzufinden. Etwas Eingängigkeit tut nach dem Dauerfeuer zu Beginn wirklich gut. Daran versucht sich auch 'Throne Vertigo', jedoch wartet man auf reinen Gesang vergeblich. Damit tun JOHNNY TRUANT es AS I LAY DYING nur allzu gleich. Man gibt sich kaum mehr Blöße als klaren gesprochenen Gesang zu zelebrieren. Wirkliches Singen ist Fehlanzeige. Eine weitere auffallende Parallele sind die Marschtrommeleinlagen, wie in dem instrumentalen Zwischenstück 'Vultures'.
Lyrisch wagt man sich scheinbar an ein Konzeptalbum, ohne jedoch irgendwo anzuecken. Immerhin aber mal eine interessante Idee. Wie aber bei fast jeder Hardcoreband, ist man ohne den Text vor Augen ohnehin aufgeschmissen, deshalb wirkt der Geist der Liedthemen eher sekundär.
Alles in allem bleiben uns JOHNNY TRUANT also die Innovation schuldig, die sie jedoch mit guter Durchschnittsvertracktheit und kompromissloser, steriler Härte ausgleichen. Je nachdem, wo die Bedürfnisse des Hörers liegen, schneidet "In The Library Of Horrific Events" somit im Bereich zwischen "sehr gut" und "durchschnitt" ab. So oder so, für die Insel aber definitiv schwerer und wichtiger Zuwachs!
Anspieltipps: The Bloodening, Throne Vertigo
- Redakteur:
- Michael Langlotz