JOURNEY - Freedom
Auch im Soundcheck: Soundcheck 07/2022
Mehr über Journey
- Genre:
- AOR / Hard Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Frontiers
- Release:
- 08.07.2022
- Together We Run
- Don't Give Up On Us
- Still Believe In Love
- You Got The Best Of Me
- Live To Love Again
- The Way We Used To Be
- Come Away With Me
- After Glow
- Let It Rain
- Holdin' On
- All Day And All Night
- Don't Go
- United We Stand
- Life Rolls On
- Beautiful As You Are
Ganz klar das AOR-Album des Jahres!
Elf Jahre sind seit "Eclipse" vergangen und wenn ich ehrlich bin, hätte ich nicht geglaubt, dass die AOR-Großmeister JOURNEY uns noch einmal ein neues Album spendieren. Dazu drehte sich das Besetzungskarussel etwas zu oft, Bandkopf Neil Schon schien mit seinem Solo-Projekt Spaß zu haben und auch ohne neue Platte im Gepäck füllen die Amerikaner die Arenen in ihrem Heimatland. Doch irgendwie juckt es Schon, Keyboarder Jonathan Cain und Sänger Arnel Pineda doch noch in den Fingern und so steht mit "Freedom" das fünfzehnte Studioalbum in den Startlöchern, dessen Besetzung erstmalig seit den Achtzigern ohne Gründungsmitglied Ross Valory am Bass auskommen muss und bei dem mit Deen Castronovo ein alter Bekannter hinter das Schlagzeug zurückgekehrt ist, der 2015 zeitweise aus der Band geworfen und erst kurz vor den Arbeiten am neuen Silberling zurückgeholt wurde.
Zugegeben, ursprünglich empfand ich bei Ankündigung nicht gerade viel Vorfreude auf den Silberling, was sich jedoch sofort mit der Single 'The Way We Used To Be' änderte. Angeführt von gewohnt großartiger Gitarrenarbeit, sowie einer grandiosen Hookline und garniert mit einem Text, der angesichts der Pandemie den Nerv der Zeit trifft, katapultiert diese Nummer Hörer und Hörerinnen nämlich sofort in die glorreichen Achtziger und damit die Hochphase JOURNEYs. Ich würde sogar soweit gehen und behaupten, dass sich der Song auch wunderbar auf einem Klassiker wie "Escape" in die Trackliste eingefügt hätte. Bleibt aber die Frage, ob dieser Hit eine Eintagsfliege auf "Freedom", das mit einer stattlichen Anzahl von insgesamt 15 Kompositionen aufwartet, ist, oder ob Schon und seine Mitstreiter das hohe Niveau auch auf Albumdistanz halten können.
Beantwortet ist das Ganze recht schnell, denn angefangen mit dem getragenen und sich langsam steigernden 'Together We Run' feuern die AOR-Altmeister hier ein Feuerwerk ab, das von der ersten Sekunde an fesselt, überzeugt und zum Mitsingen animiert. 'Don't Give Up On Us' erinnert in den ersten Sekunden frappierend an den Überhit 'Separate Ways (Worlds Apart)', entwickelt sich aber schnell zu einem eigenständigen Volltreffer, 'You Got The Best Of Me' rockt sich munter zu einem Kandidaten für meinen Sommerhit des Jahres und selbst die Balladen, die mich ansonsten eher zur Skip-Taste greifen lassen, gelingen mit 'Still Believe In Love' und 'Live To Love Again' überraschend gut. Doch nicht nur mit ihren üblichen Rezepten überzeugen die Amerikaner, denn 'Come Away With Me' rockt überraschend hart und erinnert mit an die Frühphase von BON JOVi, während die bluesigen 'Let It Rain' und 'All Day And All Night' geradzu sperrig und trotzdem unverschämt eingängig daherkommen. Und auch wenn Pineda das Mikro mal an Drummer Deen Castronovo weiterreicht, der auch in der Vergangenheit schön öfter den Gesang für einzelne Nummern übernommen hat, wird aus diesem Experiment in Form von 'After Glow' ein beschwörerisch tönender Volltreffer.
Vom besten Punkt des Silberlings haben wir da noch garnicht gesprochen, denn neben dem starken Songmaterial hat mich vor allem die oldschoolig klingende Produktion auf ganzer Linie überzeugt. "Freedom" wirkt nämlich so, als wäre es direkt nach dem bereits erwähnten "Escape" produziert worden, verzichtet darauf, jegliche Kleinigkeit mit moderner digitaler Technik auszubügeln und klingt daher einfach wie eine wunderschöne Zeitkapsel, die einen sofort in die Achtziger befördert. Angesichts so vieler übermäßig polierter Veröffentlichungen im AOR-Bereich ist das hier eine wahre Wohltat für die Ohren und ich würde behaupten, man könnte die Nummern des neuen Langeisens problemlos zwischen die alten Klassiker stellen, ohne klanglich oder qualitativ einen Unterschied zu bemerken.
Bei all dem Lob würdet ihr an dieser Stelle wahrscheinlich die Höchstnote erwarten, oder? Nun, ganz soweit würde ich nicht gehen, denn auch wenn das Material auf "Freedom" durchweg stark ist, kommt keiner der Songs an die Klasse von Überhits wie 'Don't Stop Believin'' oder 'Anyway You Want It' heran. Entsprechend muss ein Album wie "Escape" einen minimalen Vorsprung eingeräumt bekommen und so stehen am Ende 9 Punkte für ein Album zu Buche, das für mich - und da lehne ich mich jetzt gerne etwas weiter aus dem Fenster - locker das AOR-Album des Jahres ist und auch bleiben wird. Willkommen zurück, die Herren und jetzt bitte baldigst eine Tour durch Deutschland, damit man Klassiker und frisches Material auch hierzulande auf der Bühne erleben kann!
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs