JOY DIVISION - Unknown Pleasures
Mehr über Joy Division
- Genre:
- Post-Punk / Gothic / Dark Wave
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Factory Records
- Release:
- 14.06.1979
- Disorder
- Day Of The Lords
- Candidate
- Insight
- New Dawn Fades
- She's Lost Control
- Shadowplay
- Wilderness
- Interzone
- I Remember Nothing
Klassiker
Ein massierender Bass, schmirgelnde E-Gitarre und klatschendes Schlagzeug treiben wie Regen umher, hüllen den Hörer ein. Ian Curtis' atemloser Gesang macht das Herz klopfen, trotz verhältnismäßig statischem Aufbau des Songs. Hintergründige Effekte zischen wie ein kalter, trostloser Wind hindurch. 'Disorder' schleicht wie ein langsam sich ankündigender Anfall von Verzweiflung heran. Düsterer dräut 'Day Of The Lords' aus den Lautsprechern. Fast schon doomig, doch noch von Rudimenten des Punk durchsetzt, die vom kühlen Keyboardschrillen im Hintergrund konterkariert werden, dröhnt das Stück gothisch vor sich hin. Trauerweidenbass und Curtis' wie ausgehöhlt klingende Stimme dominieren 'Candidate'. Nahezu parodistisch wirkende Relikte psychedelischen Rocks wie THE DOORS ihn einst formulierten, können reduziert und karg im Hintergrund agierend nichts an der depressiven Stimmung des Stückes ändern, sondern verstärken sie im Gegenteil sogar noch. Eine wie von Lasersoundeffekten zerschossene Schlagzeugwolke pilzt immer wieder in 'Insight' auf, wo der zittrige Gesang eine eher melancholische Stimmung erzeugt. Herzstücke der "Unknown Pleasures" indes sind das pastellene 'New Dawn Fades' und das maschinell getaktete 'She's Lost Control', zwei Stücke wie sie unterschiedlicher kaum klingen könnten und dennoch beide durch ihre durchgängige, hintergründige Traurigkeit miteinander verbunden sind. Etwas treibender ertönt 'Shadowplay', welches noch mit am stärksten dem Punk nachhängt und doch schon deutlich den Sound zahlreicher epigonaler Gothic Rockbands vorwegnimmt: Sehr eingängig, und doch irgendwie abgefuckt, angesengt und schwer verraucht. Zerschlissener ist die Textur von 'Wilderness', die mindestens so sehr an Dub erinnert wie an handelsüblichen Rock, dabei aber deutlich düsterer, angeschossen und verloren wirkt. Das zuckend flackernde 'Interzone' nickt kurz in Richtung Psychobilly, bevor der finale Sechsminüter 'I Remember Nothing' für Totalverdunklung sorgt: Funeral gothic at its best.
In unter vierzig Minuten Spielzeit baute die von Martin Hannett produzierte Band JOY DIVISION auf "Unknown Pleasures" 1979 mit minimalen Mitteln eine bedrückende Atmosphäre von solcher Intensität auf, dass sie mit Worten kaum zu beschreiben ist und seither auch kaum wieder erreicht wurde.
Anspieltipps: New Dawn Fades, She's Lost Control, Wilderness, I Remember Nothing.
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Eike Schmitz