JOYCE HOTEL - Joyce Hotel
Mehr über Joyce Hotel
- Genre:
- Melancholic Rock
- Label:
- Make My Day Records
- Release:
- 08.08.2005
- Sisher
- Wpapa
- Out only
- European Amphetamine
- Blood Monsters
- Rid
- Ships
- Come back to bed
- Routine
- Ghost
- The Wind
- Noon
- Take me home and kill me
Leider ist seit dem letzten Jahr 2007 eine der für mich begnadetsten und talentiertesten Bands nur noch Geschichte. Das traurige dabei ist: Niemand hat dies mitbekommen. Noch trauriger allerdings ist, dass kaum jemand überhaupt von der Existenz dieser dänischen Wundergruppe gewusst hat. Ich hoffe, dies bei einigen von Euch mit den Reviews ihrer zwei wundervollen Alben ändern zu können.
Es kommt wirklich sehr selten vor, dass ein Konzert einer unbekannten jungen Band mich so dermaßen beeindruckt hat, sowohl musikalisch als auch emotional - dieses kleine Event im Berliner Bastard-Club irgendwann im Sommer 2005, irgendwann unter der Woche, zu unmenschlich später Zeit ... ich denke heute noch daran! Dieser Tag war der Beginn einer großen musikalischen Liebe, die bis heute unvermindert anhält. Bevor aber nun jemand anfängt zu heulen, komme ich lieber gleich zum Review:
JOYCE HOTEL sind Dänen! Dänen sind Skandinavier! Skandinavier sind traurig! Mit diesen Attributen lässt sich die Musik von JOYCE HOTEL wohl am treffendsten beschreiben. Musikalisch treffen hier die kranken Welten von RADIOHEAD, die emotionale Wärme von ANATHEMA und die seelische Trostlosigkeit von KATATONIA aufeinander und vereinigen sich zu einem dichten, anfangs schwer verdaulichen Klumpen an konzentrierter Trauer, der mir bei jedem Hören Schauer über den Rücken jagt. Die Musik klingt sehr echt und authentisch, fast wie live eingespielt, die Gitarrensounds sind oft clean, aber trotzdem irgendwie hart und klirrend, wenn sie es sein wollen. Mir fällt auf, dass alle Songs krumme Takte haben, aber trotzdem fließen sie wie aus einem Guss. Soweit okay, aber was ist das Besondere an JOYCE HOTEL? Es ist, dass jeder(!) Song für sich ein schlichtes, kleines, großes Kunstwerk ist, jeder Song hat eine Geschichte, die fesselt, die man immer und immer wieder hören will - und alle Geschichten sind anders und interessant. Es sind die Harmonien und Melodien, die, wenn sie einen einmal fangen, niemals wieder loslassen, immer wieder berühren. Es ist die Tatsache, dass jeder Song so konzipiert ist, dass er von Anfang an fesselt und dann immer wieder eine Wendung nimmt, eine oft schlichte, aber umso effektivere Steigerung - und immer wenn man denkt, es geht nicht mehr besser, wird es besser. Und das überrascht einen ein aufs andere Mal, selbst nach dem hundertsten Durchlauf. Es ist die Echtheit: Kunst, die nicht gekünstelt ist, sondern eins zu eins vom Lautsprecher (oder von der Bühne) in den Kopf und dann ins Herz geht!
Vielleicht noch ein Wort zu den Texten: sie sind sehr persönlich, aber auch kryptisch, es geht um Ängste und Kummer, um die Monster und Geister, die jeder von uns in sich trägt und die uns verfolgen und beherrschen - und nicht zuletzt um Beziehungen und die kleinen Dramen, die damit verbunden sind. "Joyce Hotel" ist für mich deshalb eines von den berühmten drei Alben für die Insel.
- Redakteur:
- Thomas Becker