JUDAS PRIEST - Angel Of Retribution
Mehr über Judas Priest
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Sony
- Release:
- 28.02.2005
- Judas Rising
- Deal With The Devil
- Revolution
- Worth Fighting For
- Demonizer
- Wheels Of Fire
- Angel
- Hellrider
- Eulogy
- Lochness
Seit dem Wiedereinstieg von Rob 'Metal God' Halford rissen die Spekulationen über "Angel Of Retribution" nie wirklich ab. Da wurde von Abzocke geredet und einem wahrscheinlich sehr modernen Album, das gar noch zeitgemäßer als "Demolition" klingen würde, andere erwarteten "Painkiller, Pt. II", wieder welche schworen – nach Genuss der Audiostreams, die im Netz kursierten – Stein und Bein, dass "Angel Of Retribution" das Album des Jahres wird und die letzte Gruppe erwartete schlicht und ergreifend nichts. Zu dieser Gruppe zähle ich mich. Ganz bewusst las ich keine Berichte von Listening Sessions, hörte ich nicht die Schnipsel im Netz oder beteiligte mich an irgendwelchen spekulativen Diskussionen im Forum. Allerdings sind JUDAS PRIEST für mich auch nie das Nonplusultra gewesen und zogen im Vergleich zu anderen Größen wie IRON MAIDEN bei mir auch immer den Kürzeren. Das hatte den Vorteil, dass mich gute, aber eben nicht überragende Werke wie "Turbo", "Ram It Down" oder "Jugulator" auch nie wirklich enttäuscht haben und mich dafür "Defenders Of The Faith" oder "Painkiller" um so positiver überraschten. Echte Meilensteine eben.
Die wichtigste Frage, die JUDAS PRIEST mit "Angel Of Retribution" beantworten müssen, ist, ob sie es geschafft haben, noch einmal an die guten alten Zeiten anknüpfen zu können. Und schon Albumname, Cover und Songtitel wie 'Judas Rising', 'Wheels Of Fire' oder 'Demonizer' lassen darauf schließen, dass es PRIEST noch einmal richtig wissen wollen.
Und für dieses Vorhaben ist 'Judas Rising' auch der bestmögliche Einstieg. Grundgütiger. Das ist PRIEST pur. Eingeleitet von einem markerschütternden Schrei gibt es treibende Drums, grandiose Gitarren von Tipton/Downing und Halfords unverwechselbare Stimme. Das ganze im Härtebereich von 'Painkiller'. Großartig.
Das von Roy Z. – der sich auch für die glasklare Produktion verantwortlich zeichnet - mitkomponierte 'Deal With The Devil' ist der typische Midtempostampfer à la 'Hell Patrol', dabei aber deutlich weniger zwingend. Zwar sind auch hier die Gitarrenduelle von Tipton/Downing ein Genuss, doch fehlt ein starker Chorus. Guter Song, aber eben nicht mehr. Das vorab ausgekoppelte 'Revolution' sorgte bereits für zwiespältige Meinungen. Die musikalische Reise in die Anfänge von PRIEST sind sicher nicht jedermanns Sache und die spärlich instrumentierten Strophen auch nur mäßig spannend. Allerdings entwickelt sich die Nummer von Durchlauf zu Durchlauf immer mehr zum Ohrwurm. Und das macht eine Single ja gemeinhin aus. Simpel, aber gut. 'Worth Fighting For' ist eine sehr entspannte Hardrocknummer, die sich prima zum Mitsingen eignet. Ist mir allerdings eine Spur zu entspannt und für mich eines von zwei Lowlights des Albums. 'Demonizer' zeigt den 'Metal God' dann aber wieder von seiner besten Seite. Nicht nur wegen Textzeilen wie 'the Painkiller rises again' die konsequente Fortsetzung von 'Painkiller'. Sehr cool. Lowlight Nummer zwei folgt leider direkt auf dem Fuß. 'Wheels Of Fire' ist ein ähnlich entspannter, aber eben auch unspektakulärer Hardrocker, der auch nach mehrfacher Zufuhr bei mir nicht zünden kann.
Da wir die zwei Lowlights, die aber immerhin nette Kost sind und so ziemlich jeden "Demolition"-Song alt aussehen lassen, hinter uns haben, wird jetzt also alles gut. Los geht’s mit der akustischen Ballade 'Angel', die Rob so eindringlich und einfühlsam wie lange nicht mehr zeigt. Maximal der Anfang von 'Silent Screams' vom "Resurrection"-Album kann da in jüngster Zeit mithalten. 'Hellrider' ist die dritte wirklich harte Nummer und kann ebenfalls überzeugen. Vor allem die bollernden Drums von Scott Travis sind aller Ehren wert.
Das große Finale wird eingeläutet vom zweiminütigen 'Eulogy'. Ruhige, von Klavier und Gitarre begleitete, sehr atmosphärische Momente, die den Hörer schon mal in die richtige Stimmung für das nun folgende mehr als 13 Minuten lange Monumentalwerk 'Lochness' bringen. Ein großes Epos mit herrlich doomigen BLACK-SABBATH-Anleihen, einem Intro, das mich entfernt an OVERKILLS 'Skullcrusher' erinnert, und einem überraschend pompösen Breitwandchorus, wie man ihn sonst eher von Bands wie BLIND GUARDIAN oder alten MANOWAR zu hören bekommt. Ein würdiger Abschluss.
Und damit ist "Angel Of Retribution" alles in allem ein sehr gutes Album geworden, das eisenharte Jünger ganz sicher gar in die Ekstase treiben kann. Wer der Band etwas neutraler gegenüber steht, kann ganz locker eingestehen, dass "Angel Of Retribution" ein wirklich gutes Metal-Album geworden ist und man es den Kritikern durchaus bewiesen hat.
Mehr infos unter http://www.hardplace.de/judaspriest
Anspieltipps: Judas Rising, Demonizer, Angel, Hellrider, Lochness
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Peter Kubaschk