JUDAS PRIEST - Der Stählernde Weg (Hörbuch)
Mehr über Judas Priest
- Genre:
- Biographie / H�rbuch
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Rockhoerbuch
- Release:
- 23.03.2012
- Der Stählerne Weg Von Judas Priest (CD 1)
- Der Stählerne Weg Von Judas Priest (CD 2)
<p class="MsoNormal">Ein steiniger und stählerner Weg</p>
Bücher und Hörbücher im Speziellen haben den großen Vorteil, dass sie neben basierenden Fakten auch viel Subjektivität des Autors oder Erzählers beinhalten. Denn bereits existierende Daten und Tatsachen lieblos zusammenfassen, das ist nun wahrlich keine Kunst. Jene Punkte jedoch auch bewerten, vergleichen und auswerten, darin liegt des Pudels Kern.
Wie sich jedoch diese Begabung auf ein musikalisches Hörbuch auswirken soll, war mir bis vor wenigen Wochen noch völlig unklar. Hierbei ebnet der nun folgende Beitrag des neuen Labels "Rockhoerbuch" wohl den Weg für zukünftige Veröffentlichungen aus dem Hause Flying Dolphin Entertainment.
Niemand Geringeres als JUDAS PRIEST dürfen diesen kritisch unter die Lupe zu nehmenden Weg bestreiten. Niemand Geringeres also als eine der Vorreiter des heutigen Heavy-Metal-Sounds in all seinen Facetten und Blickrichtungen. Wenn jemand schon eine Hörbuch-Biographie attestiert bekommt, dann gebührt diesem Quartett, bestehend aus Halford, Hill, Tipton und Downing, welches wie kein zweites die heutige Musiklandschaft bewegte und beeinflusste, vollkommen zu Recht diese prachtvolle Ehre.
Doch genug der Lobeshymnen, kommen wir nach drei Durchgängen des 150 Minuten langen Hörbuches zu den nackten, den bequemen und unbequemen Tatsachen und Kritikpunkten.
Positiv zu verzeichnen ist definitiv der Versuch, binnen kurzer Zeit alle Eckpunkte der PRIEST'schen Karriere unter einen Hut zu bringen. Es werden keine wichtigen Tatsachen vergessen oder gar unter den Teppich gekehrt. Es gibt viele Anhaltspunkte zu der damaligen, bandinternen Situation zu Beginn der 70er Jahre. Damals, wo die heute nicht mehr ganz so bekannten Namen wie die der Gründungsmitglieder Alan Etkins, John Ellis oder die lange Liste der Schießbudenbetreiber wie beispielsweise Alan Moore oder auch Dave Holland noch eine Rolle spielten, damals, wo der Heavy Metal noch in den Kinderschuhen steckte und der vom Blues und härteren Rock inspirierte Sound sich noch auf "Rocka Rolla" und "Sad Wings Of Destiny" ausbreitete. Auch tragische Geschehnisse, wie diese der Jugendlichen James Vance und Raymond Belknap werden ausführlich beleuchtet. Mit allerlei Zitaten und Belegungen kommen auch die einzelnen Mitglieder zum Wort, wodurch die jeweiligen Situationen ein wenig lebendiger und authentischer wirken. Der Fokus liegt hierbei selbstredend auf den 1980er Jahren, der Hochzeit Halfords und Co. Jedes einzelne Album, auch das der anderen Dekaden, wird samt einiger Trackbeispiele unter die Lupe genommen, die dazugehörigen Tourneen durch Europa, Asien und Amerika werden näher durchleuchtet und die Verantwortlichen versuchen darüber hinaus die jeweilige bandinterne Situation aufzudecken. Dass jene auch einige Sätze zu der Solokarriere Robert Halfords in petto haben und uns nicht vorenthalten, ist auch positiv und wohlwollend zu vermerken.
Kommen wir nichtsdestotrotz auch zu den weniger geglückten Punkten, von denen sich einige auf dem Hörbuch versammelt haben. Erstens werden hier starke Alben wie "Killing Machine", "Defenders Of The Faith" oder auch "Ram It Down" beinah durchweg durch den Kakao gezogen, Experimente wie "Turbo" oder "Demolition" konsequenterweise schlecht geredet und diese, laut der Meinung des Erzählers, "Flops" dann mit Killer-Alben wie "British Steel" und natürlich "Painkiller" verglichen. Selbstredend, dass die oben genannten Wegweiser des PRIEST-Sounds dann etwas verblassen. Hier wurde eine überschüssige Prise Subjektivität verschüttet. Zu diesem Kritikpunkt gehören auch die Kommentare zu den jeweiligen Coverartworks. Natürlich sind und waren jene von PRIEST immer recht speziell, sodass es gute und weniger gute durchaus geben kann. Doch gibt es bis auf ein bis zwei Ausnahmen keine gänzlichen Komplettausfälle. Zweitens wurde die Rolle des "Ripper" Owens ein wenig vernachlässigt: Er war es schließlich, der JUDAS PRIEST belebte, er war es, der die britische Stahllegende wieder neuen Lebensmut nach dem Weggang des Metalgods einhauchte, er war es, der mit seiner markanten Stimme auch nach der Ära "Halford" noch für Aufsehen und freudig dreinschauende Gesichter sorgte.
Was aus den anderen Mitgliedern nach ihrer PRIEST-Karriere geworden ist, hätte auch recherchiert werden können. Damit kommen wir zu "Drittens": Dadurch, dass es ein Rock-Hörbuch ist, hätte man durchaus einzelne Meilensteine musikalisch mit dem jeweiligen Refrain oder kurzen Soundschnipseln untermalen können. Obwohl der Erzähler, hier in Form des GRAVE DIGGER-Keyboarders H.P. Katzenburg, nicht monoton, aber auch nicht übertrieben lebendig seine Aufgabe meistert, hätte dieser Verbesserungsvorschlag den Braten durchaus fetter machen können. Eine zusätzliche Aufpeppung hätte "Der Stählerne Weg" auch durch die eine oder andere lustige Bandanekdote erhalten. Denn in einer über 40-jährigen Bandgeschichte sprudelt es sprichwörtlich vor witzigen Begebenheiten, unglaublichen Situationen und amüsierenden Dingen.
Nichtsdestotrotz muss man den Verantwortlichen hier ein Lob aussprechen. Eine solch lange, eindrucksvolle und besondere Karriere einer Truppe wie JUDAS PRIEST in dieser Ausführlichkeit in lediglich 150 Minuten zu verpacken, gleicht einer Herkulesaufgabe. Dennoch ist "mehr" manchmal wirklich "mehr". Sicherlich sind die Kritikpunkte etwas forsch, dienen jedoch nur der Verbesserung für hoffentlich zukünftige Hörbücher von Biografien von weiteren, musikalischen Legenden. Man merkt wahrlich, dass die Macher hier viel Zeit, Herzblut und Schweiß in den Beitrag investierten und für einen jungfräulichen Probedurchlauf ist dies auch eine amtliche Zusammenstellung. Ich jedenfalls würde mich über weitere solcher Beiträge durchaus freuen, da sie ihren Sinn und Zweck wirklih erfüllen: "Der Stählerne Weg" fasst vier Dekaden Blues Rock, Heavy Rock und Heavy Metal einer einzelnen Kapelle schmackhaft zusammen und zeigt einen informativen, im Endeffekt doch unterhaltsamen Überblick über die Karriere von JUDAS fuckin’ PRIEST.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Marcel Rapp