JUDAS PRIEST - Invincible Shield
Auch im Soundcheck: Soundcheck 03/24
Mehr über Judas Priest
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Epic Records
- Release:
- 08.03.2024
- Panic Attack
- The Serpent And The King
- Invincible Shield
- Devil In Disguise
- Gates Of Hell
- Crown Of Horns
- As God Is My Witness
- Trial By Fire
- Escape From Reality
- Sons Of Thunder
- Giant In The Sky
Long Live British Steel!
Inmitten dieser 52-minütigen Machtdemonstration habe ich mich dutzende Male gefragt, wie es diese 72-jährige Stimme schafft, noch solch ein Volumen, noch solch eine Vitalität und Kraft an den Tag zu legen. Die Gesangsleistung Rob Halfords auf "Invincible Shield" ist und bleibt in höchstem Maße beeindruckend. JUDAS PRIEST kehrt eindrucksvoll zurück und hat fast 50 Jahre nach "Rocka Rolla" ein neues Album am Start, das wirklich jeder einzelnen Phase dieser einmaligen Karriere Tribut zollt. Zugegeben, "Firepower" war vor sechs Jahren ein mächtiger, schwermetallischer Befreiungsschlag, stellte allerdings nur eine, wenngleich auch die bekannteste Facette des NWoBHM-Flaggschiffs in den Fokus. Nun ist der diesjährige Frühling ohnehin mit vielen Hochkarätern besetzt, doch JUDAS PRIEST haut energisch und abwechslungsreich auf den Veröffentlichungstisch und glänzt vom Heavy-Metal-Himmel.
Ziemlich dick aufgetragen, mag schon sein, aber "Invincible Shield", das unfassbar 19. Studioalbum Hills, Halfords und Co. darf zurecht die Lorbeeren ernten, die es durch spannungsvolles Songwriting, den Fokus auf die Stärke aus einem halben Jahrhundert JUDAS PRIEST und dem Elan, dem Schwung, den der "Firepower"-Vorgänger mitbrachte, säte. Die elf neuen Songs bringen die Quintessenz, wie wir JUDAS PRIEST in welcher Phase auch immer kennen und teilweise auch lieben gelernt haben, auf den Punkt: Wir haben den Blues-orientierten Hard Rock der Frühzeit, den stählenden Heavy Metal der Hochzeit, das Moderne der Ripper-Ära, das Erhabene, Majestätische der Neuzeit und all jene experimentelle Elemente, die Alben wie "Turbo" oder "Nostradamus" mit sich brachten. "Invincible Shield" ist nicht bloß ein neues JUDAS PRIEST-Album, es ist eine Hommage an der eigenen Historie.
Nostalgisch, ohne altbacken zu wirken, und kraftvoll, ohne dass auf Teufel komm' raus die Riffgewalt durchgeboxt werden muss – das Album steckt voller Momente, die zum Lächeln anregen – ob nun nostalgischer, überraschender oder bestätigender Art. Dass der an Parkinson erkrankte Glen Tipton trotzdem an "Invincible Shield" mitarbeiten konnte, ist dabei die Kirsche auf dem Eisbecher. Und dieser besteht aus lupenreinem Stahl, der auch auf dem Vorgänger eine einwandfreie Figur abgegeben hätte ('Panic Attack' in bester 'Painkiller'-Manier als erster Vorbote), aus leicht mystischen, epischen Momenten, die die Erhabenheit der Briten symbolisiert ('The Serpent And The King' inkl. Halfords Scream-Element, 'Trial By Fire') sowie aus jenen Melodien, die so frisch, so unbekümmert in den abendlichen Metal-Himmel geschossen werden und wonach sich sonst so aufstrebende Metalbands die Finger lecken würden ('Gates Of Hell', 'Invincible Shield').
"Invincible Shield" ist allerdings auch ein Statement der einzelnen Musiker: Tiptons Fußabdrücke sind allgegenwärtig und welch frischen Wind Faulkner erzeugt, ist seit 13 Jahren bekannt. Dazu kommt diese unnachahmliche Rhythmusarbeit, dieses präzise britische Uhrwerk bestehend aus Travis und Hill, die den Takt eines grandiosen Albums vorgeben, sowie Sneaps zeitloser Klang. Und dann haben wir noch unser Goldkehlchen, unseren Gesangs-Gentleman, Robert John Arthur Halford, der auch aktuell seinem Titel "Metal God" alle Ehre macht, den Songs einerseits dieses so Markante, andererseits auch eine immense Würde verleiht. Vor allem beim balladesken 'Crown Of Horns' und dem düsteren, fast schon doomigen 'Escape From Reality'-Highlight wird dies mehr als deutlich.
Ich hoffe, ich werde hierbei nicht falsch verstanden, und wünschen würde ich es mir definitiv nicht. Aber in Anbetracht des würdevollen, energischen und die Karriere allumfassenden Gesamtcharakters WÄRE "Invincible Shield" eine wunderbare, letzte JUDAS PRIEST-Scheibe. Natürlich dürfen noch viele weitere dieser Qualität folgen, doch wie viele Bands sich schon mit ihren letzten Alben in die Nesseln gesetzt haben, ist auch klar. Dass einzig beim etwas plakativen Artwork noch Luft nach oben ist, dürfte den Eindruck dieses durch und durch hochklassigen Albums kaum schmälern. Ob JUDAS PRIEST ein wirklich unbesiegbarer Schutzschild des Heavy Metals ist? Nun, auf jeden Fall ein äußerst wirkungsvoller! So war es schon immer, und so wird es immer sein.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Marcel Rapp