KMFDM - WWIII
Mehr über KMFDM
- Genre:
- Electro
- Label:
- Mayan/Soulfood
- Release:
- 22.09.2003
- WWIII
- From Here On Out
- Blackball
- Jihad
- Last Things
- Pity For The Pious
- Stars & Stripes
- Bullets, Bombs & Bigotry
- Moron
- Revenge
- Intro
KMFDM ~ WWIII
Ja ... ähm ... wirklich, ich hab' mich nicht für diese CD beworben. Ich schwör's! Sie lag einfach in einem handlichen Päckchen in meinem Briefkasten und grinste mich herausfordernd an. Und wie ich, als Mitglied der schreiberischen Zunft, nun einmal bin, gab ich ihr die Chance, durch meine Hand in die Geschichte einzugehen. Ich habe sie angefleht, doch wenigstens ein bisschen weniger nach den üblichen Elektrorockern zu klingen, auch etwas mehr Abwechslungsreichtum riet ich ihr. Sie hatte das Potential, ich sah es genau. Genau die richtige Ausstrahlung, die perfekten Maße für so ziemlich jeden CD-Player, doch... nee, keine Reaktion, nicht einmal ein kleines Zeichen, dass sie sich auch nur bemüht. Je länger ich mit ihr sprach, desto sturer stellte sie sich. Als ich sie kurz aus dem Abspielgerät nahm, reflektierte sie sogar ganz kurz (ich hab's gesehen!) und frech in mein Gesicht. Ich wurde wütend, ich beruhigte mich anschließend, ich wurde wieder rasend, aber das forsche Scheibchen scherte sich um meine Aufregung keinen Deut. Dick und bräsig hockte es auf der Lade und lachte mich aus, wusste es doch, dass ich als Anspruch in der Musik liebender Mensch nichts dagegen ausrichten konnte. Meine innere Unruhe wich schierer Angst. Ich! Ich wurde einst mit A PERFECT CIRCLE, sogar mit PAIN OF SALVATION fertig und nun soll mich ein Haufen Elektrobombast in die Knie zwingen? Meinetwegen ... es gibt einfach Unverbesserliches in der Welt, was keine Form von Progression, Eigenständigkeit oder auch nur den Hauch von Innovation duldet, braucht oder auch nur einen dieser Begriffe orthographisch korrekt ausschreiben könnte. Doch wenn man einmal von all dem absieht und sich dieses Album vorurteilsfrei anhört ... holla, das Ding geht ab wie Schmidts Katze in der Mikrowelle!
Eröffnet wird der Reigen mit 'WWIII' und ein wenig Country, dessen Lebenszeit doch nur ungefähr dreißig Sekunden beträgt, bis ein paar Maschinengewehr-Samples daraus Kleinholz zaubern und die verbrannte Erde den schrammelnden Gitarren (Raymond Watts, Steve White), hämmernden Beats der Drums (Andy Selway) und viel Bass (Bill Rieflin) überlassen. Abgerundet wird das Stück von Gründungsvater Sascha K. und seinen Industrialsamples sowie Lucia Cafarellis schreienden Vocals, welche im nachfolgenden Track 'From Here On Out' auch ihre respektablen Gesangsfähigkeiten beweist. Geruhsamer geht es auch mit 'Blackball' zu. Sparen hätte man sich den auf Deutsch gesprochenen Part, welcher nur durch seine Infantilität ein wenig unterhaltsam ist. Leicht peinlich wirken auch die von Zeit zu Zeit in 'Jihad' eingestreuten Sprachsamples eines gewissen Herrn H., welcher hier aus Datenschutzgründen nicht näher genannt werden soll. Hier hatte wohl jemand ein Faible für leicht umstrittene Epochen der Menschheitsgeschichte und geizt damit wahrlich nicht. Nichtsdestotrotz rockt der Drum'n'Bass-bemühende Song 'Last Things' einem die Socken aus den Schuhen, wieder einmal mit Frontfrau Lucia am Mikrofon. 'Pity For The Pious' walzt ätzend durch die Sprecher, 'Stars & Stripes' offenbart sich als freimütiges, jedoch vom Refrain abgesehen etwas eintöniges Liedchen und 'Bullets, Bombs & Bigotry' lässt anschließend den Knüppel mit einem netten Bassspiel wieder aus dem Sack, wodurch man auch zum wiederholten Male die ansprechende Produktion des Optiktellers vernehmen kann. Ein wenig Luft verschafft zuerst 'Moron', bevor die groovende Mischung aus Rhythmus- und Melodiefraktion auch hieraus einen prallen Reißer macht. 'Revenge' tropft irgendwie träge in die Ohren und das abschließende 'Intro' haut's zum Glück wieder raus. Haarscharf an einem verpatzten Abschied vorbeigeschrammt, Jungs!
"WWIII" bietet sich dem elektronischen Klängen gegenüber aufgeschlossenen Hörer als kurzweiliger Spaß ohne wirklichen Tiefgang an. Textlich bewegt man sich zwischen Gesellschaft- und politischer Kritik, wobei einige Passagen ansprechend, einige jedoch nur naiv wirken (Herr H. sei Dank). Wer mit MINISTRY einiges anfangen kann und nach nicht zu abwechslungsreicher Unterhaltung bis zu deren Nächstwerk Ausschau hält, kann hier ohne Probleme zugreifen. Allen anderen sei gesagt: Plattenladen, Hören, blablabla ... ich glaub', ich wiederhol' mich.
Anspieltipps: WWIII; From Here On Out; Last Things; Bullets, Bombs & Bigotry; Intro
- Redakteur:
- Lasse Rosenberger