KADAVAR (DE) - The Isolation Tapes
Auch im Soundcheck: Soundcheck 10/2020
Mehr über Kadavar (DE)
- Genre:
- Psychedelic Rock
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Robotor Records
- Release:
- 23.10.2020
- The Lonely Child
- I Fly Among The Stars
- Unnaturally Strange (?)
- (I Won't Leave You) Rosi
- The World Is Standing Still
- Eternal Light (We Will Be Ok)
- Peculiareality (!)
- 0Everything Is Changing
- The Flat Earth Theory
Die Lockdown-Drogen haben gut gewirkt!
Die Verblüffung ist zunächst groß und ich frage mich: "Was ist denn hier los? Was ist mit KADAVAR passiert?" Die letzten Alben, vor allem "Berlin" und "Rough Times" boten alle fuzzigen, wuchtigen, teils richtig schwergewichtigen Hard Rock, waren für mich sozusagen ein modernes Gesicht des lang andauernden Retro-Rock-Booms. Doch offenbar hat Corona hier etwas verändert. So ist der erste Durchgang von "The Isolation Tapes" für mich ein spannendes Spiel mit den Erwartungen.
Schon der Einstieg mit 'The Lonely Child' entführt in den Weltraum und ich checke meinen Player, ob da wirklich KADAVAR läuft. Und als nach drei Minuten dann so langsam Rhythmus in den Song kommt, wartet man endlich auf den Ausbruch. Doch der Song mündet nicht in die immer noch vermutete Richtung, vielmehr fächert er sich zu einer luftigen Space-Rock-Orgie auf. Nach weiteren drei Songs wird dann so langsam klar: "The Isolation Tapes" ist ein großer Bruch in der Diskografie und bietet über die volle Länge lupenreinen Psychedelic Space Rock.
Spätestens seit dieser Erkenntnis habe ich Freundschaft mit dem Album geschlossen. Ganz herrlich ist Lupus' oft mehrfach duplizierter Gesang, der die Psychedelia der Endsechziger ins Hier und Jetzt beamt. Apropos beamen: Scotty würde bei 'Unnaturally Strange' wahrscheinlich nicht einmal mehr seinen Transporter benötigen, um seine bunten Kollegen durch den Raum zu befördern. Yeah, ich liebe so abgepfiffenes Zeug. Auch das stark an HAWKWIND erinnernde '(I Won't Leave You) Rosi' mausert sich mit jedem Durchlauf mehr zu einem echten Feger. Bei 'The World Is Standing Still' ist dann vor allem das herrlich schwebende Gitarrensolo ein echter Hinhörer, während man beim gechillten Groove von 'Eternal Light' lässig die Füße hochlegen und sich einen Drink eingießen kann.
Leider verklingt die Scheibe gegen Ende ein bisschen, da wird es mir dann doch ein wenig zu flächig und getragen. Nochmal ne flotte Nummer - oder aus Spaß and der Freud etwas im Stil der Vorgänger -, das wäre für mich ein perfekter Abschluss gewesen. Aber vermutlich waren es zu dem Zeitpunkt der Aufnahmen schon zu viele Joints. Verständlich, war ja Lockdown. Und es beschert uns ein wunderherrliches und in seiner Konsequenz auch sehr mutiges Album. Mal sehen, wie es aufgenommen wird.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Thomas Becker