KATHARSIS - Kaleidoscope
Mehr über Katharsis
- Genre:
- Progressive Dark Metal
- Release:
- 26.08.2005
- Never To Return
- Inner Demons
- Everything's Gone
Diese junge Band aus dem badischen Brühl kategorisiert sich selbst als Progressive Dark Metal und das kann man eigentlich durchaus so stehen lassen. Die Aura der Kompositionen ist düster und melancholisch, die Arrangements und Kompositionen sind aufwendig, ausladend und ein gutes Stück weit progressiv. Dabei verweigert sich das Sextett jeglichen plumpen Klischees und jeder Art von Schubladendenken, indem es seine vielfältigen Einflüsse recht eigenständig rekombiniert und daraus auf dieser selbstfinanzierten Debüt-EP drei zwischen sechs und achteinhalb Minuten lange Stücke bastelt. Diese wirken zwar beim ersten Hören recht zäh, entfalten jedoch sehr rasch ihre Vielseitigkeit und können die Aufmerksamkeit des Hörers durchaus über die überlange Spielzeit hinweg halten. Wichtig ist dabei, dass stets erkennbar ist, dass die Band viel Herzblut in ihre Songs legt und jene nicht einfach lieblos herunterleiert. Dabei ist ihr Mix aus Prog, Doom, Gothic und Dark Metal stets schlüssig und wirkt nie aufgesetzt.
Mir hat es besonders der klare und emotionale Gesang von Alexander Kunz angetan, der sehr abwechslungsreich zu Werke geht und dabei auf sehr unaufdringliche Weise von seinem weiblichen Konterpart Alice Fuder unterstützt wird. Der Einstieg 'Never To Return' ist dabei geprägt von einem schön rockigen Hauptriff, flicht aber schöne akustische Passagen und Keyboard-Sequenzen ein, welche dem Ganzen einen melancholischen Touch verleihen, vor dem der sehnsuchtsvolle, aber zu keiner Sekunde kitschige Gesang der beiden Protagonisten richtig schön in Szene gesetzt ist. Bei 'Inner Demons' wird die Stimmung programmatisch deutlich finsterer, der instrumentale Eingangspart erinnert in seinem Arrangement an eine etwas zahmere Version von DIMMU BORGIR, wobei die Band auch hier konsequent auf Keifen und Growls verzichtet, was ich als sehr wohltuend empfinde. Nicht weil ich etwas gegen heftigen Gesang hätte - im Gegenteil - aber es gibt heutzutage für meinen Geschmack einfach viel zu viele Bands, die mit dem Gut-Böse-Wechselgesang hausieren gehen, so dass KATHARSIS mit ihrem rein klaren Gesangskonzept hier eine sehr angenehme Ausnahme darstellen. Im weiteren Verlauf werden auch vage Erinnerungen an THE GATHERING wach. Das Highlight der Scheibe stellt für mich zum guten Ende 'Everything's Gone' dar, bei dem mir der streckenweise etwas theatralisch-elegische Gesang von Alexander, der mich bisweilen (gerade im Refrain) gar an die ruhigen Passagen von SYSTEM OF A DOWN erinnert, ebenso gut gefällt wie die Streichersynths, die akustische Gitarrenarbeit und das Solo in der Mitte des Stückes. Alles in allem eine sehr vielversprechende Debüt-EP, die noch dazu ein ansprechendes Artwork und einen angenehm natürlichen Sound verpasst bekommen hat und deren einziger Schönheitsfehler darin besteht, dass die Songreihenfolge gegenüber dem Cover vertauscht worden ist.
Leider stellt uns diese EP ein in dieser Weise nicht mehr existentes Line-up vor, da sich die Band Ende September von ihrem Sänger Alexander Kunz und von Schlagzeuger Johannes Kohler getrennt hat und nun neue Mitglieder sucht, um auch den musikalischen Kurs zu modifizieren. Wie sich dies auf künftige Veröffentlichungen auswirken wird, kann ich natürlich nicht absehen, aber einstweilen sei es mir gestattet, mein Bedauern darüber zu äußern, dass der vielversprechende Ansatz, den "Kaleidoscope" für meinen Geschmack darstellt, unter Umständen nicht konsequent weiter verfolgt werden könnte. Doch das ist ein skeptischer Blick in die Zukunft, der euch keinesfalls davon abhalten soll, euch mal auf der Bandhomepage näher über KATHARSIS zu informieren, in die Songs reinzuhören und gegebenenfalls diese schöne EP für fünf Euro zuzüglich Porto dort zu ordern.
Anspieltipp: Everything's Gone
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle